Umweltalarm im Aurachtal

10.6.2006, 00:00 Uhr
Umweltalarm im Aurachtal

Während die Bevölkerung in dem Emskirchner Ortsteil eine Gefährdung des Grundwassers und damit ihrer Hausbrunnen befürchtet, sieht der zuständige Abteilungsleiter beim Landratsamt, Frank Baumgärtner, keinen Grund zur Panik. Er räumt jedoch ein, dass in die inzwischen stillgelegten Tongrube «unzulässiges Material eingebracht wurde“.

Die Behörde habe jedoch nach einem Hinweis des Wasserwirtschaftsamts sofort reagiert und die in Ingolstadt ansässige Firma BSR per Fax angewiesen, mit sofortiger Wirkung weitere Deponierung von nicht zugelassenen Füllmaterial einzustellen. Der an der Einfahrt zur Tongrube angebrachte schriftliche Bescheid des Landratsamts datiert vom 12. Mai.

Drei Tage später stießen Mitarbeiter der Behörde bei einer Kontrolle vor Ort auf einen Lkw, der gerade neuen Gleisschotter in die Tongrube kippte. Eine Befragung des Fahrers ergab, dass die Firma BSR bis dahin weiter Material nach Oberniederndorf gekarrt hatte. Beteiligt gewesen seien daran nicht nur die vor Ort ertappte Spedition, sondern noch zwei weitere Transportunternehmen.

Die Versiegelung der Tongrube sei die logische Konsequenz gewesen, so Baumgärtner. Auch wenn die «Absperrung“ lediglich aus einem quer über die Zufahrt gespanntem Flatterband und dem seitlich auf zwei Pfosten angeschraubten Bescheid besteht, so ist sich der Jurist am Landratsamt sicher, dass seitdem kein weiteres Material verfüllt wurde.

Gefahr durch organisches Material

Obwohl der Gleisschotter den Anwohnern und auch dem Bund Naturschutz (BN) größte Sorge bereitet, wiegelt Baumgärtner ab. Es sei zwar richtig, dass keine Genehmigung für die Befüllung der Tongrube mit Gleisschotter vorliege, der Hauptgrund für die Versiegelung des Geländes liege aber in dem «organischen Material“, das dort mit eingebracht wurde. Es bestehe die Gefahr, dass bei Zerfall und Vergärung der Pflanzenanteile problematische Stoffe in das Grundwasser gelangen könnten.

«Das ganze Material muss wahrscheinlich nochmals genau analysiert werden“, so Baumgärtner. Kenntnisse über eine massive Belastung des Altschotters mit polyzyklischen aromatische Kohlenwasserstoffen (PAK) oder Herbiziden lägen im Landratsamt hingegen nicht vor. Ob der Altschotter speziell auf diese Stoffe hin untersucht werden müsse, konnte Baumgärtner nicht abschließend beantworten. Der Grund: Die Verfügung des Amtes richte sich zunächst nur gegen den Eintrag des Pflanzenmaterials und des Straßenkehrichts.

Mit gemischten Gefühlen verfolgt die BN-Kreisgruppe Neustadt die Aktivitäten des Landratsamts. Einerseits, sei unverkennbar, dass sich die Behörde um Aufklärung des Sachverhalts bemühe, so Vorsitzende Christine Wolf-Mutzke. Andererseits gibt ihr der etwas sorglose Umgang mit dem Rückständen des Gleisbaus zu Denken. Schließlich lagern 300 000 Kubikmeter desselben Materials keine 20 Kilometer weiter auf der Deponie am Schellenberg. Dort hat exakt dasselbe Ingolstädter Unternehmen Deponieflächen gemietet und nutzt sie, um riesige Mengen des Materials zwischenzulagern, weiß der BN. «Alles legal und mit immissionsschutzrechtlicher Genehmigung“, beruhigt Abteilungsleiter Baumgärtner.

Wie problematisch die Deponierung von Altschotter bei staatlichen Stellen beurteilt wird, zeigt hingegen ein Merkblatt des bayerischen Umweltministeriums aus dem Jahr 2003. Darin heißt es, dass schon vor dem geplanten Ausbaus der Schotters eine «Probenahme und Untersuchung durch ein qualifiziertes Ingenieurbüro oder Untersuchungslabor“ zu erfolgen hat. Das Landratsamt will nun erst einmal die Ergebnisse der Analysen aus Oberniederndorf abwarten. Der BN hat vorsorglich schon einmal Anzeige erstattet. Matthias Oberth

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