Von CO2-Bilanz bis Lieferkettengesetz

Umweltschutz und Nachhaltigkeit beim Verlag Nürnberger Presse: „Wir machen das gleich richtig“

Max Söllner

Volontär

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14.11.2022, 15:00 Uhr
Dieter Bubenberger, Energiemanager des Verlags Nürnberger Presse (VNP).

© Eduard Weigert, NN Dieter Bubenberger, Energiemanager des Verlags Nürnberger Presse (VNP).

Er kennt nahezu jede Lampe und fast jeden Heizungsregler: Dieter Bubenberger ist seit 2006 Energiemanager für den Verlag Nürnberger Presse (VNP). Umfassende Datenbanken helfen ihm, binnen Sekunden herauszufinden, welcher Leuchtentyp gerade wo für Helligkeit sorgt. So behält Bubenberger den Überblick über die elf Häuser des VNP-Presseviertels in der Marienvorstadt mit ihren über 45.000 Quadratmetern Nutzfläche.

Derzeit arbeitet der Energiemanager daran, Lampen auf LED umzustellen, wofür der VNP noch in diesem Herbst 30.000 Euro ausgibt. "Das rentiert sich innerhalb von zwei, drei Jahren", erklärt der Energiemanager, der selbst von einem "Restprojekt" spricht. Schon seit 2012 nämlich setzt der Verlag auf die besonders energiesparende LED-Technologie.

Weitere Projekte zeugen davon, was der VNP allein in den letzten Jahren für mehr Energieeffizienz, Klima- und Umweltschutz getan hat. 2020: Eine neue Kältemaschine mit umweltfreundlicherem Kältemittel wird angeschafft, die weniger Strom verbraucht und im Falle eines Lecks weniger Treibhausgase freisetzt. 2019: Auf dem Parkhausdach entsteht eine Photovoltaikanlage. 2018: Die Lüftungsanlagen werden so umgebaut, dass sie weniger Strom verbrauchen. Eine Liste, die sich noch lange fortsetzen lässt.

Zertifiziertes Umweltmanagement seit 1998

Den Überblick liefert die aktuelle VNP-Umwelterklärung, die auf www.vnp.de heruntergeladen werden kann. Bereits seit 1998 lässt der Verlag sein Umweltmanagement freiwillig nach dem EMAS-Standard zertifizieren – als eines von deutschlandweit nur 1224 Unternehmen. "Hier in der Region hat der Verlag eine der besten Umwelterklärungen überhaupt", betont die verlagseigene Umweltschutzbeauftragte Edelgard Kawal. "EMAS ist der höchste Standard, was man in Sachen Umweltmanagement tun kann."

Die VNP-Umweltschutzbeauftragte Edelgard Kawal.

Die VNP-Umweltschutzbeauftragte Edelgard Kawal. © Günter Distler, NN

Die seit über 20 Jahren tätige Umweltschutzbeauftragte kann auf einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zurückblicken: "Als ich damals angefangen habe, hatten wir in den Büros überall hochweißes Papier." Für ihren Vorschlag, das zu ändern, sei sie zunächst "etwas belächelt worden". Heute komme zu 98 Prozent Recyclingpapier zum Einsatz. Das schont Ressourcen und spart Kosten.

Weitere Erfolge gegenüber dem Beginn der 2000er Jahre: 50 Prozent weniger Gewerbeabfälle sowie ein halbierter Stromverbrauch. Zudem bezieht der VNP seine Elektrizität inzwischen ausschließlich aus erneuerbaren Energien, was CO2 einspart.

CO2-Fußabdruck berechnet

Apropos Klima: Der Verlag hat seinen globalen Unternehmens-Fußabdruck berechnen lassen, also wie viel CO2 er verursacht. Dabei wurden unter anderem auch zuliefernde Papierwerke berücksichtigt, nicht aber Tochtergesellschaften und die Nutzung digitaler Angebote wie NN.de durch Kundinnen und Kunden. Das Ergebnis: ein jährlicher CO2-Wert von 18.473 Tonnen.

"Wir haben festgestellt: Das meiste CO2 entsteht gar nicht an unserem Produktionsstandort in Nürnberg, sondern in den Zulieferketten der Papier- und Druckplattenherstellung", sagt Kawal. Die vom VNP unmittelbar beeinflussbaren CO2-Einsparungsmöglichkeiten seien weitestgehend ausgeschöpft, weil im Presseviertel neben emissionsfreiem Strom auch umweltfreundlichere Fernwärme zum Einsatz kommt.

Was jedoch die Kosten angeht, wird sich der Fernwärmepreis im kommenden Jahr verdoppeln. "Das ist sicher drastisch", sagt Energiemanager Dieter Bubenberger. Solch ein "harter Schlag" könne nicht einfach weggespart werden. Auch hinsichtlich des Strompreises geht er von einer Erhöhung auf das Zweifache aus; jährliche Mehrkosten von rund 900.000 Euro wären die Folge, auch wenn das noch nicht ganz sicher sei.

Notfallplan fürs Heizen

"Mit mehr erneuerbaren Energien hätten wir jetzt günstigere Strompreise", ist Bubenberger überzeugt, doch die Politik habe die Energiewende verschlafen. So bleibt ihm nichts anderes, als weiterhin akribisch nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. Auch einen "Notfallplan Heizen" hat er erarbeitet, der unter anderem eine Temperaturabsenkung sowie den Einsatz von elektronischen Heizungsreglern vorsieht. Um 20 bis 30 Prozent soll so der Wärmeverbrauch im kommenden Winter gesenkt werden.

Noch weiter in die Zukunft denkt die Umweltschutzbeauftragte Edelgard Kawal. Der VNP will sich in den kommenden Jahren verstärkt der Nachhaltigkeitsfrage widmen. Und zwar nicht nur als Lippenbekenntnis, sondern systematisch und mit Hilfe einer neuen Stelle. Es geht darum, neben ökologischen auch soziale Nachhaltigkeitsaspekte zu verbessern. "Wir wollen nicht nur stückweise die Anforderungen aus dem neuen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz erfüllen, etwa was die Menschenrechte bei unseren Zulieferern angeht”, sagt Kawal. "Wir machen das gleich richtig, wir satteln auf zum Nachhaltigkeitsmanagement."

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