Video aufgetaucht: Polizist schlägt Frau nach eskalierter Party ins Gesicht

20.5.2019, 15:08 Uhr

Ein Polizist schlägt einer jungen Frau auf offener Straße ins Gesicht. Der Treffer ist so heftig, dass sie zu Boden geht. Während die Beamten ihr Handschellen anlegen, versucht eine Begleiterin der Frau, dazwischen zu gehen, Augenzeugen rufen wüste Beschimpfungen. Es sind Szenen eines Videos, das sich bis vor kurzem noch im Netz und in den Sozialen Medien verbreitete - inzwischen wurde es gelöscht.

Die Frage, die viele umtreibt, ist allen voran folgende: Darf ein Polizist zu solch drastischen Mitteln greifen? Die Pressestelle der Polizei Oberfranken bezieht ausführlich Stellung. Der heftigen Szene, die sich im Hof vor einem Mehrfamilienhaus abspielt, war eine lautstarke Party in Weismain (Landkreis Lichtenfels) vorausgegangen. Gegen zehn Uhr am Sonntagvormittag ging ein Notruf bei der Polizei ein, in dem sich Nachbarn über den Lärm beschwerten. Eine Streife rückte zum besagten Wohnhaus in der St.-Martin-Siedlung an, wo die Beamten eine Gruppe junger Leute beim Feiern vorfanden.

Im Zuge des Einsatzes wurde ein Platzverweis gegen eine 21-jährige Frau ausgesprochen, dem sie laut Polizei aber nicht nachkam. Stattdessen soll sie die Beamten beleidigt und erheblichen Widerstand geleistet haben, heißt es. Auch ein weiterer Partygast hat die Polizisten laut der Pressestelle angegangen. "Die Beamten mussten beide letztendlich mit körperlicher Gewalt festnehmen und fesseln", erklärte die Polizei Oberfranken in ihrer Pressemitteilung.

Im Zuge der Festnahme kam es zu dem Schlag ins Gesicht, der auch im Video zu sehen ist, was am Montagvormittag auch eine Pressesprecherin auf Nordbayern.de-Nachfrage bestätigte. Die genauen Umstände, wie es zu dem Vorfall kam, werden bereits nachvollzogen. "Der Vorfall wird von einer unabhängigen und objektiven Stelle im LKA in einer internen Ermittlung untersucht", erklärte die Pressesprecherin. Sie betonte, dass in dem Video nur ein Ausschnitt des Einsatzes zu sehen ist - und dass er eine Vorgeschichte hat. "Man muss jetzt erst einmal feststellen, was zu dem Schlag geführt hat. Bekannt ist bislang, dass die junge Frau im Vorfeld die Beamten stark angegangen ist, sie hat die Polizisten ebenfalls geschlagen und getreten."

Scheibe im Streifenwagen beschädigt

Die Situation eskalierte im weiteren Verlauf so weit, dass sogar noch zwei weitere Streifenbesatzungen angefordert wurden. Mit deren Hilfe nahmen die Beamten neben der 21-Jährigen und dem anderen Partygast zudem zwei Männer im Alter von 23 und 29 Jahren fest.

Nach bisherigen Erkenntnissen trugen sowohl die 21-Jährige sowie zwei Polizeibeamte Verletzungen davon. Selbst im Polizeiauto wehrte sich die junge Frau noch, beschädigte sogar eine Autoscheibe mit ihren Füßen, heißt es weiter. Gegen sie wird nun, neben Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung, auch wegen Sachbeschädigung ermittelt.

Doch auch die Hintergründe werden laut Pressestelle untersucht. "Die Rekonstruktion, insbesondere zu dem genauen Ablauf des Vorfalls und den beteiligten Personen, dauert an", erklärt die Sprecherin. "Ob ein Schlag ins Gesicht ein legitimes Mittel ist, das die Polizei bei Verhaftungen anwenden darf, kann man pauschal nicht sagen", betonte die Pressesprecherin. "Man muss immer die Verhältnismäßigkeit beachten, in der zum Beispiel sogenannte Hilfsmittel der körperlichen Gewalt eingesetzt werden." Im Falle dieser speziellen Auseinandersetzung handle es sich schließlich um eine Reihe von extrem schnellen Abfolgen und um nichts, das im Vorfeld lange durchdacht und geplant werden konnte. Sollten die internen Ermittlungen jedoch dementsprechende Ergebnisse liefern, dann werden "die Konsequenzen gezogen", versicherte sie.

Inzwischen äußerte sich die Polizei Oberfranken auch über Facebook zu dem Vorfall. "Aufnahmen einer Bodycam wären in so einem Fall ein wertvolles Beweismittel – in beidseitiger Hinsicht!", wird dort geschrieben. Die kleinen Körperkameras sollen ab Herbst bei den Beamten zum Einsatz kommen.

Dieser Artikel wurde zuletzt um 15.07 Uhr aktualisiert.


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