Das Klinikum Altmühlfranken braucht einen neuen Chef

22.5.2019, 05:40 Uhr
Das Klinikum Altmühlfranken braucht einen neuen Chef

© Foto: Robert Maurer

Landrat Gerhard Wägemann lud eigens zum Pressetermin, um den personellen Paukenschlag kundzutun. "Ich bedauere sehr, dass sich Herr Winter zu diesem Schritt durchgerungen hat", betonte der Landrat, der als Vorsitzender des Verwaltungsrates des Klinikums Altmühlfranken Winters Vorgesetzter ist. Er schätze den Chef des Klinikums außerordentlich und lobte die ausgezeichnete Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Der Klinikvorstand habe zusammen mit den Ärzten und dem Pflegepersonal "maßgeblichen Anteil am hervorragenden Ruf" der beiden Krankenhäuser in Weißenburg und Gunzenhausen.

Vergangene Woche wurden der Verwaltungsrat und die Mitarbeiter des Klinikums informiert. Diese Woche soll der Verwaltungsrat die Weichen für das weitere Vorgehen stellen. Bei der Neubesetzung des wichtigen Chefpostens sollen auch "die ärztliche und pflegerische Seite ins Boot" geholt werden, betonte Wägemann.

Ihm sei dabei besonders wichtig, dass das Klinikum Altmühlfranken "nicht nach einem knallharten Geschäftsmann" sucht, der nur mit Blick auf die Zahlen handelt, unterstrich der Landrat. Vielmehr gelte es, das gute Betriebsklima fortzusetzen. Das sehe auch der gesamte Verwaltungsrat so. Wägemann sprach es nicht aus, aber es ist klar, dass er auf die Bezirkskliniken anspielte, die zwar dank eines harten Kurses in kurzer Zeit wieder auf Gewinnkurs waren, doch dafür litt das Miteinander der Beschäftigten.

Abgesehen davon ist das Klinikum Altmühlfranken auch kein bisschen in Not. Noch immer schreiben die beiden Krankenhäuser schwarze Zahlen. Das Einzugsgebiet ist größer als der Landkreis selbst. Beide Häuser genießen einen sehr guten Ruf, tätigen – auch Dank der vor Jahren vollzogenen Spezialisierung – Eingriffe, die in vergleichbar großen Kliniken nicht üblich sind. In Benchmarks mit anderen Kliniken ist Altmühlfranken stets gut dabei. Und es gibt auch keine größeren Probleme frei werdende Stellen zu besetzen. Ein bestelltes Haus also.

Winter hat im Juli 1995 beim Krankenhaus in Gunzenhausen als Controller angefangen. Der Gunzenhausener wurde erst Chef in Weißenburg und schließlich Leiter des gesamten Klinikums Altmühlfranken mit den beiden Häusern. Unter seiner Verantwortung lief die millionenschwere Modernisierung in Gunzenhausen in den vergangenen Jahren und auch die Sanierung und Erweiterung in Weißenburg hat er zusammen mit den politischen Gremien auf den Weg gebracht. Nachdem die Maßnahme inzwischen ins Bauprogramm des Freistaats aufgenommen wurde, soll der Bau im nächsten Jahr beginnen.

Sowohl Landrat Gerhard Wägemann als auch Klinikvorstand Jürgen Winter selbst betonten, dass die Trennung nicht im Groll erfolgt. "Ich wurde hier immer fair behandelt", stellte der scheidende Vorstand fest. Winter erklärte, er habe neue Herausforderungen gesucht und erwarte sich vom Wechsel nach Schweinfurt "neue Impulse beruflicher und persönlicher Art". Die Kinder sind volljährig und mit 51 Jahren könne er für einen neuen Arbeitgeber noch eine längerfristige Perspektive abbilden. In ein paar Jahren wäre ein Wechsel wohl schwieriger. "Dieses Fenster schließt sich in ein paar Jahren."

Das Leopoldina-Krankenhaus ist mit 700 Planbetten etwa doppelt so groß wie die beiden Häuser in Weißenburg und Gunzenhausen zusammen. Im Jahr 2017 wurden dort 32000 Menschen ambulant und 33000 stationär behandelt. Der Jahresumsatz beträgt 150 Millionen Euro. Der bisherige Klinikchef geht in Rente. Einziger Gesellschafter ist die Stadt Schweinfurt. Und die gemeinnützige GmbH betreibt noch verschiedene Tochtergesellschaften.

Das alles kommt Winter sehr entgegen. Er war schon immer ein großer Verfechter kommunaler Kliniken, weil aus seiner Sicht die medizinische Betreuung der Bevölkerung ganz entscheidend ist für die Daseinsvorsorge der Menschen. "Es war mir eine Ehre, die Krankenhaus-Landschaft in meiner Heimat mitzugestalten", sagte er nun.

Immer neue Projekte

Für ihn war das Krankenhaus immer im Zentrum der medizinischen Versorgung in einer ländlichen Region wie Weißenburg-Gunzenhausen. Aber die niedergelassenen Ärzte gehörten zu diesem Netzwerk immer fest als Verankerung dazu. Davon ausgehend hat er die unterschiedlichsten Projekte angeschoben. Die Angliederung von Fachärzten an die Kliniken, die Installation der Bereitschaftspraxis in Weißenburg, der Aufbau einer SAPV, die Teilnahme am Stippendiatenprogramm BeLA (Beste Landpartie) des Freistaats, die Anerkennung als Lehrkrankenhaus und nicht zuletzt der Zusammenschluss Kommunaler Krankenhäuser (Klinik Kompetenz Bayern), den er maßgeblich mit aufgebaut hat, belegen dies.

Jürgen Winters Vertrag läuft zum Jahresende aus. Schweinfurt würde ihn auch gerne schon vorher haben. Doch da macht Gerhard Wägemann den Unterfranken wenig Hoffnung. Ob die Nachfolge bevorzugt intern oder extern geregelt werden soll, lässt der Landrat offen. Das ist die Entscheidung des Verwaltungsrates.

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