Bundestagskandidaten

Der Favorit kommt aus Oberhochstatt

6.9.2021, 16:18 Uhr
Werben um jede Stimme: Insgesamt gibt es im Wahlkreis Ansbach/Weißenburg-Gunzenhausen elf mögliche Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2021.

© Wolfgang Dressler, NN Werben um jede Stimme: Insgesamt gibt es im Wahlkreis Ansbach/Weißenburg-Gunzenhausen elf mögliche Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2021.

Elf Direktkandidaten treten im Wahlkreis 241 an. Favorit ist Artur Auernhammer von der CSU. Denn das westliche Mittelfranken ist seit jeher eine sichere Bank für die Christsozialen. Der Landwirtschaftsmeister aus dem Weißenburger Ortsteil Oberhochstatt holte sich das Direktmandat bereits 2017 mit 44,3 Prozent der Stimmen als Nachfolger von Josef Göppel.

Das war kein Spitzenergebnis, aber die CSU musste vor vier Jahren ohnehin kräftig Federn lassen und der Oberhochstatter musste trotz eines kurzen Gastspiels im Bundestag ab 2013 vor allem in Stadt und Landkreis Ansbach an seinem Bekanntheitsgrad arbeiten. Das hat er in den vergangenen vier Jahren recht erfolgreich getan.

Und so kann er nun einigermaßen optimistisch dem 26. September entgegensehen, auch wenn er zuletzt aus den Kreisen der Landwirtschaft – eigentlich seine Stammklientel – ordentlich Kritik hat einstecken müssen.

Demonstration gegen Auernhammer

Bei seiner Nominierung gab es gar eine Bauerndemo am Krummweiher bei Bechhofen. Trotz solcher Scharmützel gilt Auernhammer als in der Agrarpolitik bundesweit bestens vernetzt und sein Wort hat hier durchaus Gewicht.

Wie vier Jahre zuvor war Manfred Scholl aus Dinkelsbühl als Gegenkandidat angetreten. Doch die CSU zeigte sich weitgehend geschlossen und hob Auernhammer mit 73 Prozent der Delegiertenstimmen auf den Schild.

Die anderen Parteien machen es dem Amtsinhaber relativ leicht, auf eine Titelverteidigung zu hoffen. Weitere politische Schwergewichte sucht man auf dem Stimmzettel vergebens.

"Anstandskandidat" der SPD?

Die SPD schickte vor vier Jahren Lutz Egerer, den Bürgermeister von Petersaurach, ins Rennen – erfolglos (18,3 Prozent). Diesmal probiert sie es mit Harry Scheuenstuhl aus Wilhermsdorf im Landkreis Fürth.

Der Umweltingenieur gehörte von 2013 bis 2018 dem Bayerischen Landtag an. Zuvor amtierte er von 1996 bis 2013 als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde. Er gilt selbst in SPD-Kreisen bei etlichen eher als Anstandskandidat, um überhaupt jemanden präsentieren zu können.

Mit einem Platz 33 auf der SPD-Landesliste braucht Scheuenstuhl auch nicht darauf zu hoffen, auf Umwegen nach Berlin zu gelangen. Wie vor ihm Helga Koch aus Ansbach und Anette Pappler aus Pappenheim, wird also auch Scheuenstuhl vornehmlich im Einsatz sein, um die Wähler davon zu überzeugen bei den Sozialdemokraten ihr Kreuz zu machen.

Kontinuität bei den Grünen

Die Grünen setzen auf Kontinuität: Wie vor vier Jahren versuchen sie, mit Herbert Sirois aus Feuchtwangen, das Direktmandat zu holen. Es ist eine spannende Frage, ob der Hochschuldozent und Historiker von der allgemein starken Stellung der Grünen profitieren wird.

Sirois wurde bereits im Oktober zum Direktbewerber gewählt. Er setzte sich gegen Martin Lettenmeier aus Markt Berolzheim und Lisa Renz-Hübner aus Ansbach durch. Vor vier Jahren holte Sirois 7,6 Prozent der Stimmen.

Als schwere Geburt erwies sich die Nominierung für die Freien Demokraten . Sie votierten im Oktober in Muhr für Florian Wittmann aus Ansbach und bedachten den jungen Mann mit vielen Vorschusslorbeeren.

Schwierigkeiten bei FDP und der Linken

Doch kurz vor Ablauf der Meldefrist, zog Wittmann seine Kandidatur zurück und trat aus der Partei aus. Die FDP zauberte auf die Schnelle den Weißenburger Politologen Thomas Kestler aus dem Hut, der vor ein paar Jahren noch Ortsverbandsvorsitzender der Grünen war. Vor vier Jahren kam FDP-Kandidat Johannes Dallheimer auf 4,2 Prozent.

Was reißen die Freien Wähler bei der Bundestagswahl 2021? Die Frage stellt sich allgemein und speziell für Sylvia Bogenreuther aus Dietenhofen. Sie wurde im März nominiert. Marco Meier, der FW-Direktbewerber von 2017 hat damals 6,5 Prozent der Stimmen geholt und ist inzwischen Bürgermeister der Stadt Ornbau.

Die Linke musste sich neu aufstellen, nachdem Abgeordneter und Gesundheitsexperte Harald Weinberg nicht mehr antritt. Und die Linke besann sich auf den wohl bekanntesten Namen, den sie in Westmittelfranken aufzubieten hat: Erkan Dinar aus Weißenburg.

Keine Wahlplakate mit Erkan Dinar

Nach einigen unschönen Schlagzeilen, einem Umzug nach Nürnberg und einem angelaufenen Parteiausschlussverfahren schien Dinar eigentlich bei den Linken abgeschrieben, doch bei der Nominierungsversammlung im Oktober setzte er sich gegen Milan Schildbach (Ansbach) und Felix Goldhorn (Weißenburg) durch.

Das führte unter anderem dazu, dass Victor Rother und Felix Goldhorn ihre Arbeit im Kreisvorstand niederlegten. Auffällig: Im gesamten Wahlkreis hängen keine Wahlplakate mit Erkan Dinars Gesicht, sondern nur solche mit Linken-Slogans. 2017 stimmten übrigens 6,1 Prozent der Wähler für Harald Weinberg.

Die Piratenpartei schickt Markus Wanger aus Gunzenhausen-Streudorf ins Rennen. Wanger, von Beruf Schreiner, ist auch Kreisvorsitzender der Piraten. Bereits bei der Landtagswahl 2018 trat er als Direktkandidat auf. Mit Studienrat Kilian Welser kommt auch der Kandidat der ÖDP aus Gunzenhausen.

AfD, NPD und Die Basis

Außerdem treten noch Maurer Daniel Lösch aus Ansbach für die AfD, der Angestellte Maik Langen aus Diebach für die NPD und der Selbstständige Markus Engelhardt aus Herrieden für die Basisdemokratische Partei Deutschlands (Die Basis).

Alle elf Direktbewerber haben die schwierige Aufgabe, Wahlkampf zu führen in Zeiten, in denen alle bekannten Strickmuster wegen der Pandemie nicht möglich sind. Neben den Plakaten bleiben nur Flyer in den Briefkästen, Infostände und gezielte Öffentlichkeitsarbeit in den Medien und den sozialen Netzwerken.

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