Der Treuchtlinger Schuhstreit hat ein Ende

13.11.2019, 06:00 Uhr
Der Treuchtlinger Schuhstreit hat ein Ende

© Jan Stephan

Bereits am Donnerstag hatten sich die Köpfe des Treuchtlinger Schuh-Outdoor-Streits im Weißenburger Landratsamt versammelt, um hinter verschlossenen Türen zu tagen. Offenbar mehrere Stunden lang. Das lokale Industrie- und Handelskammergremium hatte zu dem Friedensgespräch geladen. Dessen Zweck: ein letzter Versuch, den Streit zwischen Weißenburg und Treuchtlingen über die Baugenehmigung eines Schuh- und Outdoorladens in der Altmühlstadt vom Tisch zu bekommen. Und tatsächlich: Nach zähen Verhandlungen mit Unterbrechungen und Einzelgesprächen stand ein Kompromiss.

Die Stadt Weißenburg beantragte am Montag beim Ansbacher Verwaltungsgericht ein Ruhen des Verfahrens, das man gegen das Weißenburger Landratsamt beziehungsweise dessen Baugenehmigung für das Schuh- und Outdoorgeschäft angestrengt hatte. Im Gegenzug verpflichtete sich die Firma Walter, die hinter den Projekten steht, ein Gutachten in Auftrag zu geben. Das soll prüfen, ob durch die beiden Geschäfte "städtebaulich nachteilige Wirkungen auf die Entwicklung des zentralen Versorgungsbereichs in der Stadt Weißenburg" zu erwarten sind.

Um zu garantieren, dass die Untersuchung objektiv ausfällt, wurde vereinbart, dass der Gutachter aus einer Liste ausgewählt wird, die von der Regierung von Mittelfranken zur Verfügung gestellt wird. Das Ergebnis dieses Gutachtens werde man akzeptieren, stellte Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) fest. "Egal, was dabei herauskommt." Das sah auch sein Treuchtlinger Amts- und Parteikollege Werner Baum (SPD) so. Damit ist klar, dass man binnen weniger Monate eine Entscheidung haben wird, ob der neue Outdoorladen kommen kann.

"Die Kuh vom Eis geholt"

Man habe damit "die Kuh vom Eis geholt", formulierte es Landrat Gerhard Wägemann (CSU). Er dankte Dr. Karl-Friedrich Ossberger, dem Ehrenvorsitzenden des IHK-Gremiums, und Paul Habbel, dessen derzeitigem Vorsitzenden, auf deren Initiative das Gespräch zustande kam. "Sehr froh über das Ergebnis", zeigte sich Ossberger selbst. Es sei ein gutes Zeichen für die Region, dass man solche Probleme gemeinschaftlich lösen könne. In diese Kerbe hieb auch Weißenburgs OB "Das Prozedere zeigt, dass wir – entgegen dem was manchmal in der Zeitung steht – sehr wohl in der Lage sind, vernünftig miteinander zu reden."

"Es war kein ganz einfaches Gespräch", räumte Treuchtlingens Bürgermeister Baum ein. Am Ende sei man aber zufrieden, dass man einen Weg gefunden habe, um eine Entscheidung zu treffen. Er dankte der IHK für ihre Rolle als Vermittler. Dem schloss sich Sven Walter an, der als Geschäftsführer der Walter GmbH zugestimmt hatte, das Gutachten in Auftrag zu geben. "Es gilt jetzt erst mal die positiven Sachen zu sehen, und das ist, dass wir schneller Rechtssicherheit haben." Ein Prozess hätte sich über Jahre hinziehen können.

Der Streit hatte sich entzündet, weil die Stadt Weißenburg beim Verwaltungsgericht Klage erhoben hatte. Das Landratsamt hatte den Neubau eines Outdoorladens an der Treuchtlinger Heusteige genehmigt, ohne prüfen zu lassen, ob das Projekt Einfluss auf den Einzelhandel in benachbarten Städten hat. Das ist nötig, wenn die Fläche des Geschäfts über der Grenze von 800 Quadratmetern Verkaufsfläche liegt.

Sturm der Entrüstung

Sowohl beim bestehenden Schuhladen (799,91 Quadratmeter) als auch beim geplanten Outdoorshop liegen die Flächen einige Quadratzentimeter unter diesem Wert. Die Stadt Weißenburg ist aber der Meinung, dass Schuhgeschäft und Outdoorladen als gemeinsames Geschäft gesehen werden müssten. Immerhin soll das neue Gebäude an das alte gebaut werden. Zudem kritisierte man, dass der Schuhladen nur deshalb unter der 800-Quadratmeter-Marke liege, weil man eine Kinderecke herausgerechnet habe.

Um die Rechte des Weißenburger Einzelhandels zu schützen, entschied sich die Stadt, Klage gegen die Baugenehmigung einzureichen. Das sorgte in Treuchtlingen für massiven Ärger. Bürgermeister Baum zeigte sich Mitte September "stinksauer" und "maßlos enttäuscht". In den sozialen Medien braute sich ein Sturm der Entrüstung zusammen. Vereinzelt wurden von Treuchtlingern Aufrufe gepostet, den Weißenburger Einzelhandel zu boykottieren.

Baum bemühte sich nun um einen konzilianteren Ton. Er empfinde das Verhalten der Stadt Weißenburg immer noch als Einmischung, wolle das aber nicht persönlich auf seinen Kollegen beziehen. Man habe das zu akzeptieren, auch wenn man nicht glücklich darüber sei.

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