Bilanz
Kommt der Bergwaldgarten nächstes Jahr wieder?
19.08.2021, 05:57 Uhr
In diesem Sommer ist in Weißenburg einer der schönsten Biergärten des Landkreises aufgepoppt – ach, eigentlich des ganzen Freistaats. Der Bergwaldgarten wurde in der vergangenen Woche von den Besuchern in höchsten Tönen gelobt: So stimmungsvoll, so gemütlich, so besonders.
Dabei war der Bergwaldgarten natürlich so viel mehr, als „nur“ ein Biergarten: Er war die Weißenburger Antwort auf die Absagewellen. Der Ort, an dem Kultur geplant wurde, als große Teile der restlichen Veranstaltungsbranche noch in Schockstarre zwischen Lockdowns und Infektionswellen verharrten. In dieser Zeit – es war im Herbst 2020 – hatten Mathias Meyer, Jan Stephan und David Hoyer die Vision vom Bergwaldgarten.
Dreh-und Angelpunkt der einwöchigen Veranstaltungsreihe war eigentlich das Heimspiel-Festival. Im Mai 2020 fiel es der Corona-Pandemie zum Opfer, und auf der Suche nach einem geeigneten Hygienekonzept für Mai 2021 stellte Organisator Jan Stephan fest: Für eine Veranstaltung allein rentiert sich der Aufwand nicht.
Also holte er mit Buchhändler Mathias Meyer und dem Musiker und Unterhalter David Hoyer zwei Co-Veranstalter mit ins Boot und dazu noch einige Partner, wie etwa das Concertbüro Franken und die Schlossbrauerei Ellingen.
Das Konzept hat funktioniert
Gemeinsam stellten sie mit dem Bergwaldgarten ein einwöchiges Kultur- und Musikprogramm auf die Beine, angefangen bei Gerhard Polt und den Well-Brüdern, über eine Lesung mit Hubert Achleitner (besser bekannt als Hubert von Goisern), eine Lesung mit Ronald Reng und Fußball-Legende Didi Hamann, eine Art „Bierprobe“-Ersatz mit den Local Stars, ein Fest der Blasmusik und zum Abschluss dann das Heimspiel-Festival am vergangenen Sonntag. Das alles mit Abständen, festen Sitzplätzen und Bedienung am Platz.
Nun, da die ganze Geschichte (nach einer Terminverlegung von Mai auf August) erfolgreich über die Naturbühne gegangen ist, ziehen die Veranstalter Bilanz. Die erste Erkenntnis: Der Bergwaldgarten hatte enormes Wetterglück. Die zweite Erkenntnis: Die Veranstalter sind müde, aber glücklich. Glücklich, weil das Konzept funktioniert hat – und sowohl Besucher als auch Künstler ebenfalls glücklich waren. Müde, weil das Trio viel persönliches und zeitliches Engagement in die Veranstaltungsreihe gesteckt haben.
„Wir waren diejenigen, die morgens aufgesperrt haben, und diejenigen, die Abends das Licht ausgemacht haben“, sagt Jan Stephan. Und nicht mal dann war Feierabend, denn auch Nachtwache auf dem Gelände haben sie geschoben. Etwas, das übrigens auch notwendig war: Bewaffnet mit großen Einkaufstüten wollte sich eines Nachts tatsächlich ein Dieb über den Bierbestand am Ausschank hermachen.
Viel persönliches Engagement
Am Ende ist der Bergwaldgarten aber wohl nur mit diesem persönlichen Engagement möglich gewesen. Der Mehraufwand und die Mehrkosten bei gleichzeitig weniger Publikum sei für professionelle Event-Veranstalter nur schwer zu bewältigen, erklärt das Trio. Schließlich stehe da noch immer der betriebswirtschaftliche Fokus im Vordergrund.
„Wenn wir als Buchhandlung Veranstaltungen machen, dann nicht aus finanziellen Gründen, sondern um die Künstler vor Ort zu haben und den Menschen etwas zu bieten“, erklärt Mathias Meyer. Jan Stephan beschreibt die Event-Organisation als „Hobby aus Leidenschaft“. Und David Hoyer erklärt: „Mein Hauptgrund war, dass Weißenburg wieder lebt.“
Finanziell unterstützt wurde die Veranstaltungsreihe dennoch, und zwar aus dem Förderprogramm „Neustart Kultur“ der Bundesrepublik. Anders wären die Ausgaben trotz persönlichem Engagement schwer zu stemmen gewesen, zumal einige Kostenpunkte unverändert zu Buche schlugen. Künstlergagen, Gastronomie, Event-Technik: Hier gab es keinen Corona-Rabatt, und den wollten die Veranstalter auch nicht.
W-Lan im Bergwaldtheater
Und dann kam ja noch der bereits erwähnte Mehraufwand hinzu. Etwa, das gesamte Bergwaldtheater mit einer stabilen W-Lan-Verbindung auszustatten, damit die Getränkebestellungen zügig aufgenommen und bearbeitetet werden konnten. Auch Podeste für die Biertischgarnituren mussten extra angefertigt werden.
Und es musste ein flexibler Sitzplan ausgetüftelt werden, der je nach geltenden Hygienevorschriften neu zusammengepuzzelt wurde. „Normalerweise machen wir die Tür auf und sagen: Herzlich willkommen, verteilt euch im Gelände“, erklärt Mathias Meyer. „Heuer hatten wir einen enormen Aufwand im Vorfeld, es war ein komplett neues Konzept, und da gab es auch viel Erklärungsbedarf.“
Einen großen Dank richtet das Veranstalter-Trio an die Techniker-Gruppe von TTB, an das Gastro-Team, an die Stadt Weißenburg und an das Landratsamt. „Das Möglichmachen der Veranstaltungen, das klappt nur in enger Zusammenarbeit mit den Behörden“, sagt Meyer. „Und die haben uns keine Steine in den Weg gelegt.“
"Gibt's das nächstes Jahr wieder?"
Die Gäste zeigten sich bei den Veranstaltungen durchweg begeistert, auch die älteren Menschen fühlten sich durch die Luftigkeit und Abstände im Bergwaldgarten sicher und wohl. „Gibt‘s das nächstes Jahr wieder?“, war daher eine Frage, die man oft hörte. Auf die es aber zumindest derzeit noch keine klare Antwort gibt.
„Das Heimspiel soll auf jeden Fall wieder in sein ursprüngliches Format zurückfinden“, sagt Jan Stephan. Aber eine Fortsetzung des Bergwaldgartens mit Biergarten-tauglichen Formaten können sich die drei Veranstalter durchaus vorstellen. Und auch Gerhard Polt hat beim Abschied schon gesagt: „Ich komme nächstes Jahr gerne wieder.“