Benefizkonzert zweier Rotary Clubs

Latin-Pop mit großen Emotionen: Paty Cantu begeistert in der Rother Kulturfabrik

17.2.2020, 15:07 Uhr
Eine perfekte Mischung aus Power und Gefühl zeigte Paty Cantú bei ihrem Konzert in der Kulturfabrik in Roth. Am Schlagzeug wurde sie vom Weißenburger Frank Holderied begleitet, am Bass spielte der Nürnberger Stephan Nachreiner.

© Foto: Hans von Draminski Eine perfekte Mischung aus Power und Gefühl zeigte Paty Cantú bei ihrem Konzert in der Kulturfabrik in Roth. Am Schlagzeug wurde sie vom Weißenburger Frank Holderied begleitet, am Bass spielte der Nürnberger Stephan Nachreiner.

Sie liest den Text von ihrem iPad ab. Ihre Schwester Loly Albrecht hat ihn übersetzt. Es war das Lieblingslied ihres Neffen Richard Albrecht, der 2018 bei einem tragischen Unfall ums Leben kam.

Drei Stunden vor der Show. Paty Cantú sitzt im Umkleideraum. Das Bügelbrett mag so gar nicht zu ihrem eleganten Outfit passen: rote Bluse, langer Mantel. Sie, die sonst in großen Stadien auftritt, ist nervös. Warum? Für den mexikanischen Animationsfilm "Un disfraz para Nicolas" hat sie ein Lied geschrieben: "Richie". "Ich spiele es heute zum ersten Mal live. Als ich es meinem Team vorgestellt habe, haben alle geweint."

Was Paty Cantú macht, ist mutig, um es mit ihrem Hit "Valiente" zu beschreiben. Sie gibt ein Konzert auf Spanisch in einem Land, in dem die wenigsten Spanisch verstehen. In der ausverkauften Rother Kulturfabrik singen ein paar Leute mit, der Rest beschränkt sich aufs Schunkeln. Emotional wird es trotzdem.

Auf dem Verstärker hinter dem Gitarristen thront ein kleiner Teddybär. Er trägt ein Club-Trikot. Hinten steht: "Richard". Die Albrecht-Cantús nehmen diesen Teddybären überall mit hin. Er erinnert sie an ihren "Pai", Richard Albrecht Cantú. So wie der Teddy über das Konzert wacht, schaut Richard von oben auf seine Tante Paty Cantú, die mit seiner Familie und seinen Freunden feiert. So sehen das die Albrecht-Cantús.

"Du bist ein Rockstar", sagte Paty Cantú zu ihrem Schwager und "deutschen Manager" Gustav Albrecht. Gemeinsam spielten sie eine deutsche Version von "Heroes".

"Du bist ein Rockstar", sagte Paty Cantú zu ihrem Schwager und "deutschen Manager" Gustav Albrecht. Gemeinsam spielten sie eine deutsche Version von "Heroes". © Foto: Volker Uffelmann/teluff productions

Der Großteil der 700 begeisterten Gäste in der Kulturfabrik in Roth ist aus Weißenburg und Umgebung. Es sind aber auch Gäste aus Kolumbien, Kanada und natürlich Mexiko angereist. Die Idee zum Konzert hatte der Rotary Club Roth, der dafür mit seinem Weißenburger Pendant zusammengearbeitet hat. Ungefähr 12 000 Euro seien bei dem Konzert an Erlös herausgekommen, erzählt Gustav Albrecht. Er ist der Mann von Loly Albrecht, der älteren Schwester von Paty Cantú.

Das Geld geht an zwei Institutionen in Mexiko: "Doctor Sonrisas" (Dr. Lächeln) hilft schwerstkranken Kindern und die "Stiftung Diarq" leistet Prävention in Fällen häuslicher Gewalt. Dass "Dr. Sonrisas" ausgewählt wurde, ist kein Zufall. Richard Albrecht hat auf seiner Mexiko-Reise für die Organisation gearbeitet.

Als Vorband heizten "Burning Water" aus Tirol mit Jazz und Rock ein. Leadsänger Kilian Siorpaes (16) ist der Neffe von Gustav Albrecht. "Die sind aber nicht nur deswegen hier", sagte Gustav Albrecht. Nach der Verwandtschaft ist vor der Verwandtschaft: Nach Burning Water kam Paty Cantú. "Wir hätten nicht gedacht, dass sie so schnell wiederkommt", meint Gustav Albrecht.

"Hallo", haucht Paty Cantú ins Mikrofon. "Ich bin die Mexikanerin", stellt sie sich vor und entschuldigt sich gleich mal "für meine scheiße Deutsch". Die Vorstellung in der fremden Sprache gelingt trotzdem fast. Den Scherz "Wir sind hier, um Tequila und Bier auszutauschen" bekommt sie noch hin, bei "entstandener Musik" scheitert sie. Macht nichts. So hat sie sofort die Sympathien der Gäste.

Die reißt sie mit ihrer Energie mit, sodass die Handys nach oben schnellen. Ihre Bühnenpräsenz ist beeindruckend, ihre Stimme fest. Was nicht selbstverständlich ist. Bei den Moderationen zwischendurch bricht manchmal ihre Stimme. Etwa, wenn sie vor dem Lied "Richie" sagt: "Richie, dieses Lied ist für dich."

Doch wenn sie singt, ist sie Sekunden später wieder voll da. Mit ihrer Stimme, die perfekt zwischen Gefühl und Power pendeln kann. Ihre Augen versteckt Paty Cantú meist im Schatten ihres Cowboy-Huts. Kurz scheint das Licht auf ihre Augen, da erkennt man, dass sie nicht mehr ganz trocken sind.

Alejandro Carillo ist extra mit seinem Vater aus Mexiko angereist. Er ist ein riesiger Fan und durfte das Lied "Corazón Bipolar" mit Paty auf der Bühne performen. Wahrscheinlich der beste Moment für ihn, oder? Nein – auch für ihn, der eigentlich nichts mit der Familie zu tun hat, war das Lied "De nuevo" der schönste und zugleich traurigste Moment.

"Ich habe das Lied für meine Familie geschrieben. Jeder von ihnen hat eine Zeile bekommen", erzählt sie. In Roth laufen zu dem Song Bilder von Richard Albrecht auf der Leinwand. Einige nehmen sich in den Arm.

In der Mitte des Konzerts bittet Paty Cantú ihren Schwager Gustav Albrecht zu sich auf die Bühne. Sie nennt ihn "Rockstar". Er begleitet sie auf der Gitarre, während Paty Cantú eine deutsche Version von David Bowies "Heroes" sing. Und in der ersten Reihe, da steht Paty Cantús größter Fan, filmt alles und singt mit. Es ist ihre Schwester Loly.

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