Marodes Märchenschloss in Franken: Steht Rettung bevor?

4.1.2020, 15:06 Uhr
Marodes Märchenschloss in Franken: Steht Rettung bevor?

© Foto: Tim Wagner

Derzeit gebe es noch einige rechtliche Detailprobleme, von denen man aber glaube, sie lösen zu können, stellte Jürgen Simon vom Landratsamt fest. Bereits im Januar seien dafür Termine vereinbart. Gelinge es, Regelungen für die noch offenen Punkte zu finden, stünde einem Verkauf nichts mehr im Wege. Man habe bereits einen unterschriftsreifen Vertrag mit einem Käufer vorliegen. Bei einem großen Behördentermin wurde mit den aktuellen Besitzern sowie dem potenziellen Käufer auch bereits besprochen, welche Möglichkeiten der Entwicklung das Areal bietet.

Grundsätzlich müsste ein Investor mit dem Gebäudebestand arbeiten, denn Neubauten sind im Außenbereich des Ortes nur schwer möglich. Der Komplex bietet 1165 Quadratmetern Wohn- und 750 Quadratmetern Nutzfläche, hieß es in einem Exposé einer Maklerfirma. Zu dem Anwesen gehören ein zweiflügeliger Hauptbau, ein sogenanntes Kutscherhaus, Stallungen, eine stattliche Scheune, die noch aus dem 16. Jahrhundert stammt, und ein Torturm. Dazu befinden sich im Park noch ein Pavillon und eine Orangerie.

Insgesamt gehören zu dem Schloss auch 26 Hektar an Flächen. Der Landkreis unterstützt das Vorhaben, indem er sich bereit erklärt hat, im Falle eines Verkaufs knapp 20 Hektar wertvolles Naturschutzgebiet aufzukaufen. Das hat der Kreisausschuss im Oktober einstimmig beschlossen. "Wir haben in der Sache jetzt wirklich alles getan, um voranzukommen", erklärte Landrat Gerhard Wägemann. Jetzt müsse man die letzten Verhandlungen abwarten und hoffen.

Das Geld für dem Ankauf der Naturschutzgebiete bekomme der Landkreis über einen staatlichen Fonds wieder zurück. "Es muss sich also keiner in Muhr am See Sorgen machen, dass er jetzt mit seiner Kreisumlage da das Schloss in Syburg mitbezahlen muss", stellte der Landrat fest.

Ein Hotel im Schloss?

Die Pläne des Investors sollen eine Nutzung des Schlosses als Hotel und Restaurant vorsehen. Das wäre für die Öffentlichkeit die wünschenswerteste Entwicklung, weil ein solches Haus auf dem Weißenburger Jura fehlt und der ganzen Urlaubsregion gut tun würde. Allerdings dürften selbst im Falle einer schnellen Einigung zwischen dem Käufer und den beiden Brüdern der Erbengemeinschaft, die das Schloss besitzt, noch viele weitere Winter ins Land gehen, bis ein solch ehrgeiziges Projekt verwirklicht wäre.

Zunächst stünde eine grundlegende Sanierung an. Das Schloss wurde in den vergangenen 50 Jahren kaum unterhalten und weist erhebliche Schäden auf. Der Vater der beiden jetzigen Besitzer hatte sich über Jahrzehnte hinweg einen Kampf mit den Behörden geliefert. Die Rettungsmaßnahmen könnten wohl nur durch einen vermögenden neuen Besitzer finanziert werden. Der Verkauf gilt somit als entscheidender Schritt für die Rettung des gesamten Anwesens.

Das öffentliche Interesse an dem Komplex hat damit zu tun, dass es sich um einen der ältesten Adelssitze Mittelfrankens und eines der bedeutendsten Denkmäler im Landkreis handelt. Bereits im 11. Jahrhundert stand an dieser Stelle eine Wasserburg, die der Sitz eines Zweigs der Schenken von Geyern war. Das heutige Anwesen stammt im Kern aus dem 18. Jahrhundert und präsentiert sich als Wasserschloss im Stile des Rokoko. Teil des Ökonomiehofs, wie etwa die Scheune, stammen zum Teil noch aus dem 16. Jahrhundert, sind also fast 500 Jahre alt.

Rund um das Schloss befindet sich eine Auenlandschaft aus Erlenbruchwälder, Schilfgebieten und Feuchtwiesen, die wirtschaftlich nicht nutzbar sind, aber einen hohen Naturschutzwert haben. Die Flächen genießen höchsten Schutzstatus, weil vor allem viele seltene Vogelarten dort zu Hause sind. Die Einstufung als Natura-2000-Gebiet sowie FFH-Gebiet macht den Ankauf der 20 Hektar aus einem staatlichen Fonds durch den Landkreis möglich.

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