Rechte Szene betreibt Facebookseite gegen Erkan Dinar

27.8.2014, 09:17 Uhr
Rechte Szene betreibt Facebookseite gegen Erkan Dinar

© Zöllich

Für die meisten Weißenburger war es während der Kirchweih das beherrschende Gesprächsthema:Linken-Stadtrat Erkan Dinar soll am Abend der Bierprobe unter Alkoholeinfluss ausfallend geworden sein, sogar der Schlag gegen einen Polizisten wird ihm vorgeworfen. In einer schriftli­chen Gegendarstellung wertete Dinar die Vorkommnisse teilweise als Missverständnis und erhob seinerseits Vorwürfe gegen die Polizeibeamten. Zahlreiche Bürger sowie Freie-Wähler-Stadtrat Wolfgang Hauber forderten den Rücktritt Dinars als Stadt- und Kreisratsmitglied.

Schon kurze Zeit nach dem Vorfall tauchte eine neue Seite im Online-Netzwerk Facebook auf. Der Titel: „Wir fordern den Rücktritt von Erkan Dinar als Stadtrat in Weißenburg“. Innerhalb kürzester Zeit erhielt die Seite mehr als 800 sogenannte Fans – doch wer hinter der Rücktrittsforderung steckte, blieb zunächst offen. Der in Deutschland geltenden Impressumspflicht kamen die Betreiber nicht nach, Nachfragen wurden gelöscht und blockiert.

Die Vermutung lag nahe, dass die Seite von Personen aus der Weißenburger Neonazi-Szene ins Leben ge­rufen wurde – dafür sprach neben der bewussten Anonymität auch die Argumentationsstruktur der Postings. Die Diffamierung des Linken-Politikers war für dessen langjährige Gegner offenbar ein gefundenes Fressen. Unwissend jedoch, wem sie da in die Karten spielen, teilten viele Bürger die Rücktrittsforderungen der Seitenbetreiber.

 

Nun haben sich die Verantwortli­chen hinter der Facebookseite zu erkennen gegeben: „Die Spekulationen zu den Betreibern der Seite treffen zu. Ja, wir sind bekennende Nationalisten“, schreiben sie. Sie gehören nach eigener Aussage der Partei „Der dritte Weg“ an, die sich in einem Zehn-Punkte-Programm unter anderem für einen „deutschen Sozialis­mus“ und die „Wiederherstellung Gesamtdeutschlands“ über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus einsetzt. Die Seitenbetreiber nennen auch den Grund für ihre anfängliche Anonymität: „Schon in der Vergangenheit waren es stets Aktivisten des natio­nalen Widerstands, die angeprangert haben, dass Herr Dinar weder als Stadtrat noch als Inhaber irgendwelcher Ämter tragbar ist. Bisher stieß man damit meist jedoch nur auf taube Ohren.“

Interessant sind die Reaktionen der Nutzer, denen zu Beginn nicht bewusst war, dass sie mit der Facebook-Seite die rechte Szene unterstützen. Der Großteil hat bislang gar nicht auf das Bekenntnis geantwortet, andere sprechen nach wie vor ihre Unterstützung für das grundsätzliche Anliegen der Seitenbetreiber aus – nämlich den Rücktritt von Erkan Dinar. „Ich fand das Thema dieser Seite absolut ansprechend und habe hier auch oft und gern gepostet“, schreibt beispielsweise der Nutzer „Thomas Gruber“. „Da ich mich aber nicht für politische Zwecke einspannen lassen will, war dies mein letzter Post hier.“

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