Weißenburger Geschichte wird nachgespielt

15.5.2018, 11:38 Uhr
Weißenburger Geschichte wird nachgespielt

© Robert Renner

Museumsleiter Dr. Mario Bloier zeigte sich mit der Resonanz zufrieden, wenngleich er mit Blick auf das schöne Sommerwetter (zumindest bis über die Mittagszeit), meinte: „Wir haben wieder einmal kein Museumswetter.“

Wie dem auch sei, die Theaterwissenschaftlerin Antje Wagner von „THEATERmachtSTARk“ hat für die Museen Weißenburg ein eigenes Stück kreiert, das eben nicht auf die herkömmliche museale Wissensvermittlung von Fakten setzt, sondern auf „Storytelling“, wie Bloier nach der Premiere mit Lucius Barbaricus (dargestellt von Martin Heckel), einem Reitersoldaten im Kastell Biriciana bei einer Gesprächsrunde mit Besuchern erläuterte. Zwei Stunden zuvor schon hatte erstmals Rebekka Ebert ihre Führung in der Rolle von Mania Aurelia, der Frau des Reitersoldaten, absolviert.

Voller Fakten

Bloier zufolge wurden für beide Führungen „trockene Bausteine zusammengeschoben zu einer bunten Geschichte“, wobei er und seine Mitarbeiterin Yvonne Reichel als wissenschaftliche Begleiter sich eng an die bekannten Fakten gehalten haben. Wagner habe dann einen lyrischen Text aus den und um die Fakten herum schaffen müssen.

Doch das Projekt war nicht einfach, wie man aus einer Aussage Bloiers erahnen kann: „Von den Kaisern wissen wir viel, aber der kleine Mann interessiert eben nicht.“ Sprich: aus dem Leben eines gewöhnlichen Soldaten und dem Alltag in der römischen Zivilsiedlung Biriciana ist nicht sonderlich viel bekannt.

Und dennoch sind zwei interessante und abwechslungsreiche Kostümführungen entstanden, die jeweils rund eine Stunde dauern und dabei viel Wissenswertes vermitteln. Lucius und Mania sind zwei fiktive Figuren, die den Besucher das Lebensgefühl in Biriciana in der Zeit um 205 nach Christus vermitteln.

Damals war die Welt im römischen Weißenburg noch in Ordnung. Für Lucius neigte sich die Dienstzeit in der römischen Armee dem Ende zu, das römische Bürgerrecht für die ganze Familie ist zum Greifen nah. Er, Mania und ihre beiden Kinder freuen sich auf die gemeinsame Zukunft in einer Villa rustica. Doch die Menschen munkeln allgemein von Gefahren aus dem benachbarten Germanien – und der Limes wird stärker befestigt.

Lucius stammt selbst aus Germanien, hat seine Kindheit auf einem Gehöft bei seiner Großmutter verbracht und weiß viel aus dem Soldatenleben zu erzählen. Die Hälfte seiner Armeezeit habe er seine Rüstung gepflegt. „Was für eine Plagerei“, macht er deutlich. Und er erzählt viel über die römischen Götter, die er nach seinem Eintritt in die römischen Truppen mit 17 Jahren anbeten musste.

Lucius ist es egal, ob er die Götter mit ihren germanischen oder ihren römischen Namen benennt, wichtig sei nur, sich die Gunst der Götter zu verdienen, meint er. Eine Göttin aber prägt sein Leben zutiefst: die keltische Pferdegöttin Epona. Im Kastell wird sie verehrt. Sie soll die Reitersoldaten schützen.

Aus ihrer Sicht erzählt Mania Aurelia die Familiengeschichte. Da klingen manche Details natürlich anders als bei ihrem Mann Lucius. Mania  stammt aus einer Händlerfamilie.

Biriciana ist für sie eine lebendige kleine Siedlung, in der sich viele Teile des römischen Reiches abbilden. Gemeinsam mit ihren zwei Kindern lebt sie bei ihrem Schwiegervater in dessen Schmiede. Sie warten allesamt auf die Entlassung Lucius’ aus dem Militärdienst, um gemeinsam in eine schöne Villa rustica einzuziehen.

Die Geschichten von Mania und Lucius kamen beim Publikum offenbar gut an. „Wir haben eigentlich nur positive Rückmeldungen erhalten“, berichtet Yvonne Reichel. Eine Besucherin, die beide Kostümführungen mitgemacht hat, meinte beispielsweise begeistert. „So kann ich mir viel besser vorstellen, wie die Menschen gelebt haben.“

Überhaupt gab es viele anerkennende Worte seitens der Führungsteilnehmer. Eine Münchner Familie will sich nun auch die übrigen Kostümführungen, die in Weißenburg angeboten werden ansehen, nachdem ihnen jene von Lucius und Mania gut gefallen haben. Und eine Wandergruppe, die bei der Premiere von Mania dabei war, kam gleich auch noch zur Museumstour mit Lucius.

„Alle Hochachtung“, meinte ein weiterer Besucher. Es sei „eine große Leistung“ für eine ganze Stunde in solch eine Rolle zu schlüpfen und dabei nicht nur viel aus dem Leben der Figur zu berichten, sondern auch viele Fakten parat zu haben. „Wir sind sehr dankbar, dass wir solche Gästeführer haben,“ lobte denn auch Yvonne Reichel sowohl Martin Heckel als auch Rebekka Ebert. Den Darstellern werde „viel abverlangt“, sagte auch sie. Schließlich habe jede Rolle 30 Seiten Text mit genauen Regieanweisungen von Antje Wagner.

Die Kostümführungen mit Lucius Barbaricus und Mania Aurelia können ab sofort bei den Museen Weißenburg, Martin-Luther-Platz 3-5, 91781 Weißenburg, E-Mail: museum@weissenburg.de, Telefon 0 91 41 / 90 71 89, gebucht werden. Zudem gibt es feste Termine in den Pfingstferien: Donnerstag, 24. Mai, um 15 Uhr (Mania), Samstag, 26. Mai, um 15 Uhr (Lucius) und Donnerstag, 31. Mai (Fronleichnam), um 13 Uhr (Mania) und 15 Uhr (Lucius). Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt.

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