Weißenburger Mittelschule ist nur noch Schutt und Staub

2.9.2017, 08:00 Uhr
Weißenburger Mittelschule ist nur noch Schutt und Staub

© Robert Renner

Ein großer Kettenbagger nagte mit einem mächtigen Hydraulikwerkzeug aus dem letzten noch stehenden Bauteil Beton- und Mauerwerksbrocken heraus. Dann griff der Baggerfahrer mit dem Werkzeug in den Dachstuhl. Nach ein paar kräftigen Zügen stürzte das Gebälk samt Dachziegeln ab und zerbarst in einer Staubwolke. Für die Mitarbeiter einer Raitenbucher Abrissfirma galt es hernach die verschiedenen Materialien zu trennen.

Nach dem Umzug des Unterrichtsbetriebs in die neue Mittelschule am Seeweiher wurde der Altbau zügig abgerissen, auch weil die Außenanlagen noch geschaffen werden müssen. Für deren Gestaltung hat der Stadtrat bereits im Oktober vergangenen Jahres grünes Licht gegeben.

Seit einigen Wochen sind Arbeiter nun schon zugange. Vor allem im Eingangsbereich zur Straße An der Ha­genau hin ist die künftige Aufteilung bereits gut zu erkennen. Es entstehen zwei parallele Wege. Seitlich sind 80 Fahrradstellplätze, die Hälfte davon überdacht, eingeplant. Im Zugangsbereich soll der Hans-im-Glück-Brunnen wieder aufgestellt werden. Er hatte einst den Pausenhof der alten Hauptschule geprägt. Verwendet wird allerdings nur die Skulptur ohne Brunnenbecken.

An der Hagenau sind schon die Busvorfahrt angelegt und die Zufahrt für den Lieferverkehr zur Mensa geschaffen. Außerdem forderte das Wasserwirtschaftsamt entlang der Straße einen Überflutungsschutz. Der soll in Form eines 80 Zentimeter hohen Erdwalls entstehen, für den Fall, dass die Rohre, in denen der Volkammersbach fließt, ein Jahrhunderthochwasser nicht fassen sollten. 

Weil durch den Neubau Versickerungsflächen wegfallen und Oberflächenwasser nicht vollständig in den Kanal abgeleitet werden kann, muss ein Ausgleich geschaffen werden. Zum Stichvillenpark hin wird daher eine Mulde geschaffen, die bei einem hundertjährigen Hochwasser das aus dem Seeweiher übertretende Wasser auffangen soll.

Zum Seeweiher soll die asphaltierte Fläche reduziert werden. An die Mensa der Schule anschließend wird eine zweistufige Terrasse geschaffen. Der zentrale Pausenhof mit 850 Quadratmetern Fläche wird nordöstlich des Neubaus entstehen. Östlich davon ist ein kleiner Bolzplatz vorgesehen.

Entstehen wird ferner ein Weg in Richtung des Parkdecks der Berufsschule am Römerbrunnenweg. In diesem Bereich sollen auch 15 Parkplätze für Lehrer und eine Fertiggarage Platz finden.

Mit der alten Mittelschule ist der „erste wichtige und qualitätvolle Nachkriegsbau“ der Stadt, wie es in der Denkmaltopografie für Weißenburg heißt, wieder verschwunden. Unzählige Weißenburger verbinden Erinnerungen an ihre Schulzeit oder an andere Erlebnisse mit der „Pavillonanlage“ (Gotthard Kießling in der Denkmaltopografie).

Das Gebäude entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, weil die Zentralschule wegen des Bevölkerungszuwachses nicht mehr ausreichte. Bekanntlich hatten damals viele Flüchtlinge und Vertriebene im Weißenburger Land eine neue Heimat gefunden. Der Bau wurde Kießling zufolge „in hohem Maß aus den USA durch Gelder der McClay-Spende unterstützt“. Den gesellschaftlichen Idealen der Zeit folgend, sollte nach dem Nationalsozialismus die Erziehung der Kinder eine wichtige Stellung erhalten. Ein Bestreben, das besonders von den Vereinigten Staaten gefordert wurde.

Ab 1951 entstand die großflächige Anlage. Der Standort der Seeweiherschule war allerdings von Anfang an umstritten. Die schlechten Bodenverhältnisse waren hinlänglich bekannt, und tatsächlich sorgte das Bauwerk immer wieder für Schlagzeilen – während der Bauzeit und auch danach. Die sinkende Schule am Seeweiher war ein geflügeltes Wort. Und bis zuletzt sorgten gerade auch die Bewegungen verschiedener Trakte für erhebliche Probleme.

1953 wurde der erste Abschnitt fertiggestellt, bis Ende des Jahrzehnts kamen auf der Ostseite zwei weitere Querflügel hinzu. In den 1970er-Jahren folgte auf der Südseite der sogenannte Fachtrakt. Das Bauwerk galt ursprünglich als architektonisch und konzeptionell fortschrittlich. In Presseberichten zur Einweihung wurde es als „modernste Schule“ Bayerns und als „Musterschule“ bezeichnet. 

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