Weniger Flächen für den Steinabbau

5.8.2014, 08:01 Uhr
Weniger Flächen für den Steinabbau

© Karte: Regionaler Planungsverband

Ein Freifahrtschein ist das aber noch nicht. „Wir sehen, dass man sich viel Mühe gegeben hat“, sagte Heidi Möller, eine der Sprecherinnen des Aktionsbündnisses auf Anfrage unserer Zeitung. Dennoch bleibe das Aktionsbündnis wachsam, damit nicht in einigen Monaten ein heimlicher Rück­zieher erfolgt. Außerdem will sich das Aktionsbündnis vor einer endgültigen Stellungnahme noch einmal zusam­mensetzen und über die einzelnen Flächen und das weitere Vorgehen beraten. „Noch liegen uns nicht alle Details und alle Karten vor“, sagte Möller. Kritisch ist beispielsweise, dass sich Teile des Schambachtals und der Weißenburger Stadtwald noch immer in der Flächenplanung befinden.

Der derzeit gültige Regionalplan stammt aus dem Jahr 1987. Er sieht
im Landkreis 1005 Hektar Vorrang- und 3717 Hektar Vorbehaltsflächen vor. Auf Vorrangflächen genießt der Steinabbau höchste Priorität, die Vorbehaltsflächen sind für die Zukunft gedacht. Die Fortschreibung des Regionalplans sollte eine Verschiebung bringen: 1411 Hektar Vorrangflächen (also eine deutliche Ausweitung) und 2698 Hektar Vorbehaltsflächen (also eine spürbare Reduzierung).

Raubbau befürchtet

Das ganze Verfahren war schon sehr weit gediehen, als den Naturschützern die möglichen Folgen richtig bewusst wurden. Trotz einer Reduzierung der Gesamtfläche könnte diese Veränderung einen massiven Raubbau an der altmühlfränkischen Landschaft bringen, fürchten sie. Immerhin haben die Unternehmen in den vergangenen Jahren das Tempo in Sachen Steinbruchausbeute deutlich nach oben getrieben, wie man vielerorts sehen kann. „Hier verschwindet unsere Landschaft“, hat es Karl-Heinz Schork, einer der Aktivposten des Aktionsbündnisses einmal auf den Punkt gebracht. In kürzester Zeit sammelte das Bündnis rund 4000 Unterstützerun­terschriften gegen die Planung.

Die Steinindustrie hat hingegen im­mer betont, dass die Planungen sehr weit in die Zukunft reichen würden. Die neuen Zahlen unterstreichen diese Sichtweise nun. Denn im Vorrang stehen nur noch 788 Hektar, im Vorbehalt sind es 998. Dafür gibt es eine neue Rubrik mit „Potenziellen Rohstoffflächen“. Diese ist mit 861 Hektar vorgesehen. Somit ist selbst die Gesamtsumme deutlich kleiner geworden. Und die potenziellen Rohstoffflächen würden definitiv nicht in den nächsten 50 und sicher nicht in den nächsten 100 Jahren als Steinabbauflächen genutzt, versicherte Rainer Fugmann, der neue Regionsbeauftragte des Planungsverbandes Westmittelfranken. „Es geht nur darum zu dokumentieren, dass es an diesen Stellen Vorkommen gibt.“

Noch ist die Überarbeitung keine beschlossene Sache, aber mit diesen Zahlen und den neuen Karten geht es nun im Herbst in den Planungsausschuss. Der Verband soll sich dann im Frühjahr festlegen und einen Regionalplan beschließen, der mindestens 20 bis 30 Jahre Bestand haben soll. Angst müsse man vor den politischen Entscheidungen nicht haben, versicherte Landrat Gerhard Wägemann. „Es wird keine Zunahme mehr geben.“

Wägemann hatte sich der Angelegenheit noch einmal angenommen, nachdem der Protest des Aktionsbündnisses laut geworden war. An sich war an der Planung schon ein Haken. Der Landrat holte alle Stellen noch einmal an einen Tisch und schnürte das Paket noch einmal auf.

Die Detailarbeit musste Diplom-Geograf Rainer Fugmann übernehmen, nachdem seine Vorgängerin Dr. Diana Schödl kurz nach den ersten Gesprächen ins neue Heimatministerium des Freistaats wechselte. Die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen, war zweifellos keine einfache Aufgabe für den neuen Steuermann des Planungsverbandes. Das für die Rohstoffsicherung zuständige Landesamt für Umwelt (LfU) und die Steinindustrie wollen möglichst viele Flächen in der Planung. Naturschützer, betroffene Gemeinden und Aktionsbündnis möglichst wenige.

Wechsel brachte Impulse

Fugmann verschaffte sich in kurzer Zeit sowohl beim Aktionsbündnis als auch bei den Industrievertretern und den Fachbehörden Respekt und Vertrauen, weil er sich bestens in die Materie eingearbeitet und jeden einzelnen Steinbruch im Landkreis angeschaut hat. „Es ging darum zu klären, wo man überhaupt noch korrigieren kann.“ Mit seinem ruhigen und kompetenten Auftreten konnte er beide Seiten überzeugen. Der neue Regionsbeauftragte zeigte sich letztlich sogar dankbar für die Kritik des Aktionsbündnisses. Dies hätte ein Überdenken der Planungen, die bis dahin vor allem von Fachbehörden und -verbänden bestimmt gewesen waren, ermöglicht. Herausgekommen ist ein „sehr guter Kompromiss“.

Fugmann strich zunächst jene Gebiete, die bereits ausgebeutet sind, und versuchte die Abbauflächen möglichst zu konzentrieren, damit es keinen wilden Steinbruch-Flickenteppich gibt. Durch ein Abrücken von Hangkanten sollen die Steinbrüche nicht mehr weithin sichtbar sein. Die Interessen der Naturschutzbehörden flossen stärker als bisher ein. Dabei sollte aber natürlich die Rohstoffsicherung „für künftige Generationen“ und die mögliche Expansion der Steinindustrie nicht aus den Augen verloren werden, so der Fachmann. Auch das LfU ging noch einmal in sich und überprüfte, ob die Probebohrungen wirklich eine Aufnahme in den Regionalplan rechtfertigen. Bei den endgültigen Verhandlungen wurden dann für jede einzelne Fläche alle Kriterien abgewogen.

Der Landrat ist mit dem Erreichten vollauf zufrieden. „An einen so großen Schritt habe ich im Dezember noch nicht geglaubt. Alle meine Wünsche sind berücksichtigt.“ Mit den potenziellen Rohstoffflächen sei nun ein „stark hierarchisches Konzept“ realisiert, das deutlich macht, dass es um lange Zeithorizonte geht. Wägemann: „Das hat eine ganz andere Qualität.“

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