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Wende wegen Ukraine-Krieg: Abgeschaltete Kernkraftwerke könnten wieder anlaufen

Martin Müller

Redaktion Metropolregion Nürnberg und Bayern

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1.3.2022, 15:34 Uhr
Ende 2022 soll das Kernkraftwerk Isar 2 bei Landshut als eines der drei letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. Falls die Bundesregierung in letzter Sekunde nicht doch noch eine Kehrtwende macht.

© Armin Weigel, dpa Ende 2022 soll das Kernkraftwerk Isar 2 bei Landshut als eines der drei letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. Falls die Bundesregierung in letzter Sekunde nicht doch noch eine Kehrtwende macht.

Vor wenigen Tagen noch ein Ding der Unmöglichkeit, jetzt plötzlich doch machbar: Die drei letzten aktiven Kernkraftwerke in Deutschland, darunter Isar 2 bei Landshut, könnten offenbar doch länger laufen als bis Ende 2022.

"Sachlage hat sich komplett geändert"

Vor Kurzem hatte es noch geheißen, die Vorbereitungen auf Stilllegung und Rückbau seien schon zu weit fortgeschritten. "Die Entscheidung dazu aus dem Jahr 2010 war für uns schmerzhaft, aber sie ist in breitem politischen Konsens getroffen worden. Dementsprechend haben wir gehandelt und Rückbauanträge gestellt", verdeutlicht Almut Zyweck, Sprecherin von PreussenElektra, der Betreiberfirma von Isar 2.

Jetzt habe sich die Sachlage aber komplett geändert. Die Welt sei eine völlig andere als noch vor einer Woche, meint Zyweck. "In dieser Ausnahmesituation sind wir von der PreussenElektra bereit, darüber zu sprechen, unter welchen technischen, organisatorischen und regulatorischen Randbedingungen eine verlängerte Nutzung des Kernkraftwerks Isar 2 möglich wäre, sofern dies seitens der Bundesregierung ausdrücklich gewünscht ist", teilt das Unternehmen deshalb mit.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte sich zuvor einer Laufzeitverlängerung gegenüber durchaus für aufgeschlossen erklärt, diese aber nach den ersten Aussagen der Betreiber als nicht machbar erachtet.

Keine frischen Brennelemente mehr vorrätig

Dem ist nun anders, auch wenn viele praktische Probleme bleiben: Vor allem sind keine frischen Brennelemente mehr für den Weiterbetrieb vorrätig. "Früher haben wir Jahre im Voraus den Brennstoffbedarf geplant", erklärt Zyweck. Schnell frischen Brennstoff zu bekommen und anzureichern, sei sehr schwierig.

Theoretisch wäre es denkbar, einen neuen Kern mit zum Teil schon gebrauchten Brennelementen, die noch Restenergie haben, aufzubauen. Das Kernkraftwerk könnte so auch mit einer Leistung von 60 oder 80 Prozent des sonst Üblichen laufen.

Schwierig würde es auch werden, genug qualifiziertes Personal zur Verfügung zu haben. Schließlich waren viele Mitarbeiter schon für andere Aufgaben eingeplant oder sollten in den (Vor-)Ruhestand gehen, neues Personal wurde nicht mehr ausgebildet. Problematisch sind hierbei etwa die Positionen des Schichtleiters und seines Stellvertreters sowie des Reaktorfahrers, für die man eine spezielle Lizenz braucht.

Stillgelegte Kernkraftwerke könnten wieder in Betrieb gehen

Die Rückbaugenehmigung für Isar 2 wird für Ende 2023 erwartet, 2024 sollte mit dem Rückbau begonnen werden. Bereits Ende 2021 wurden die Kernkraftwerke im schwäbischen Gundremmingen sowie in Brokdorf und Grohnde stillgelegt, der Rückbau soll 2023 beginnen.

"Tatsächlich ist da also noch nichts passiert. Technisch und auch sicherheitstechnisch wäre es möglich, diese Kraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen", betont Zyweck. Dafür braucht es aber auch hier Brennelemente und Personal. Und natürlich den Wunsch und die finanzielle Unterstützung der Bundesregierung.

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