Zuschüsse zu gering: Viele Freibäder in der Region vor dem Aus

7.6.2019, 05:49 Uhr
Veraltete Anlagen, nur geringe Zuschüsse vom Freistaat: Für viele Freibäder in der Region sieht die Zukunft nicht rosig aus.

© Horst Linke Veraltete Anlagen, nur geringe Zuschüsse vom Freistaat: Für viele Freibäder in der Region sieht die Zukunft nicht rosig aus.

In Bayern müssen mehr als 400 öffentliche Bäder dringend erneuert werden. Nach einer Aufstellung aus dem vergangenen Jahr droht sogar 55 Schwimmbädern die Schließung. 18 öffentliche Schwimmeinrichtungen mussten zwischen 2016 und 2018 bereits endgültig geschlossen werden.

Gut 50 Jahre nach der Gründerwelle der Bäder stehen allerdings noch weitere Anlagen vor dem Aus, weil die Anlagen veraltet sind und die Gemeinden etwa den Kauf von neuen Edelstahlbecken einfach nicht aus eigener Kraft stemmen können. "Dann heißt es, den Stöpsel ziehen", sagt ein Bürgermeister, der nicht namentlich genannt werden will: "Aber den Ärger müssen dann meine Nachfolger aushalten. Ein paar Jahre halten wir noch durch."

Pro Regierungsbezirk knapp drei Millionen

Schon vor einem Jahr hatte die Landtags-SPD ein Sofortprogramm gefordert, um die von der Schließung bedrohten Bäder zu retten. Von 150 Millionen Euro war da die Rede, "sonst gehen unsere Bäder baden", wie es der SPD-Landtagsabgeordnete Klaus Adelt aus Hof formulierte.

120 Millionen Euro Zuschüsse, auf sechs Jahre verteilt, diese aktuell von Bauminister Hans Reichhart genannte Summe rechnet Kämmerer Klaus Waldmüller aus Hilpoltstein im Kreis Roth blitzschnell klein. Pro Jahr bleiben bayernweit 20 Millionen, pro Regierungsbezirk knapp drei Millionen, "da ist wirklich die Frage, was für die einzelne Kommune bleibt".

Zuschüsse durch Schwimmunterricht

Hilpoltstein will 400.000 Euro in neue Umkleiden und Duschen investieren. Bei einer Durchschnittsförderung von 25 Prozent müsste die Stadt 300.000 Euro alleine stemmen. Allerdings darf erst mit dem Bau begonnen werden, wenn der Zuschuss genehmigt ist, sonst gibt es kein Geld. Außerdem muss der Zeitplan stimmen. Für eine Sanierung bieten sich Herbst und Frühjahr, also nach und vor der Saison an, um Umsatzeinbußen zu vermeiden. Am besten wäre es, gleich noch Förderung für Sportstätten zu beantragen, aber auch das geht nicht in Wochenfrist. Immerhin werden auch die Freibäder für den Schwimmunterricht genutzt. Das ist eine weitere Möglichkeit, Zuschüsse zu ergattern.

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Auch Bürgermeister Hans Durst aus Hirschbach in der Oberpfalz, 12 Kilometer nordöstlich von Hersbruck, steht vor einem ähnlichen Problem. Für die aktuelle Saison hat die Gemeinde einen Kassenautomaten angeschafft. Aber eigentlich steht eine Generalsanierung an.

Beliebtes Ausflugsziel

Über 40 Jahre alt sind die Anlagen, neue Pumpen würden gebraucht, ein Becken aus Edelstahl — eine Machbarkeitsstudie soll jetzt klären, was für die Gemeinde möglich ist. Dabei geht es leicht um eine Million Euro Investitionen. Allerdings ist das Bad in Hischbach kein Geheimtipp, sondern ein beliebtes Ziel für Tagesausflügler aus dem Großraum Nürnberg. Ein Teil der Liegewiese darf inzwischen als Zeltplatz genutzt werden. Das nutzen vor allem Kletterer.

Und auch auf den Wohnmobilboom stimmt Durst seine Kommune ein. Demnächst könnten sechs Stellplätze nahe dem Bad entstehen — sofern das Wasserwirtschaftsamt zustimmt.

"Wir lassen nichts unversucht"

Durst weiß aber auch, dass die Gemeinde mit dem Bad " seit zehn Jahren finanziell am Limit arbeitet". Er lobt die Ehrenamtlichen des Fördervereins. Aber auch hier seien "irgendwann die Kräfte am Ende", mit dem Nachwuchs werde es schwierig, weil das Interesse am Thema Freibad bei den Jungen manchmal erlahmt. Und die Kommune muss jährlich bis zu 30.000 Euro zum Bad zuschießen. Dabei müsste er das Geld jetzt dringend für die Sanierung eines Kindergartens einsetzen.

Auch das Zukunftsinvestitionsprogramms der Bundesregierung will er anzapfen. Gefördert werden dort "Projekte mit besonders sozialer und integrativer Wirkung", einige Freibäder bundesweit haben schon profitiert: "Wir lassen nichts unversucht", verspricht Durst.

Bürgermeister Klaus Hacker aus Röthenbach im Nürnberger Land macht ein weiteres Fass auf. Sein Freibad steht gut da, aber das marode Hallenbad musste er schließen. "Das bräuchten wird dringend für den Schwimmunterricht", sagt er.

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