Spardorf: Streit über Sportplatzbau

9.4.2021, 15:54 Uhr
Spardorf: Streit über Sportplatzbau

© Klaus-Dieter Schreiter

Amtierender Bürgermeister ist seit den Wahlen im vergangenen Jahr Andreas Wasielewski (SPD), der auch der Vorsitzende des örtlichen "Vereins der Sportfreunde (VdS) Spardorf" ist. Seine Amtsvorgängerin Birgit Herbst (Neue Liste) war von 2014 bis 2020 Bürgermeisterin des Orts im Erlanger Osten.

Auf Standort geeinigt

Bei der öffentlichen Sitzung Mitte März einigte sich der Gemeinderat auf den künftigen Standort der Grundschule und des Sportplatzes. Der ist seit langer Zeit in Doppelnutzung nicht nur Schulsportplatz, sondern auch "B-Platz" des VdS für Training und Punktspiele und verfügt deshalb unter anderem über eine Flutlichtanlage und Autoparkplätze.

"Keine Rede von reinem Schulsportplatz"

Diese Doppelnutzung in Frage zu stellen, habe laut Bürgermeister Wasielewski nie zur Debatte gestanden. Und es sei auch keine Rede davon gewesen, einen reinen Schulsportplatz anzulegen. Um die Grundschule in zukunftsgerechter Form neu bauen zu können – eine Sanierung samt Erweiterung war schon vor längerem zu Gunsten eines Neubaus verworfen worden, in dieser Hinsicht war man sich im Gemeinderat einig – , muss der alte Sportplatz im nördlichen Teil "dran glauben", um Raum für das neue Schulgebäude zu schaffen.

Andere Standorte verworfen

Um einen schulnahen Sportplatz zu haben, der zugleich als Vereinsspielfläche dienen kann – andere Standorte wie etwa ein Platz auf Wiesen nördlich der Tennisplätze oder südlich des Boxerclubs wurden als wenig praxisnah verworfen – , soll die Sportplatzfläche nun am aktuellen Standort um 90 Grad nach Westen gedreht werden. Dafür erwirbt die Gemeinde ein bis dato privates Stück Wald, auf dem ein Teil der Bäume gefällt werden muss, um den Sportplatzbau zu ermöglichen.

Persönlich involviert?

Den Grunderwerb ließ sich Andreas Wasielewski bereits im vergangenen Jahr vom Gemeinderat absegnen. Wasielewskis Gegner weisen unter anderem auf den Artikel 49 der Gemeindeordnung hin, nach dem ein persönlich in einen Vorgang involvierter Kommunalpolitiker bei der entsprechenden Abstimmung nicht selbst mitstimmen dürfe. Dem Bürgermeister wird vorgeworfen, dies zu ignorieren. Von unserer Redaktion darauf angesprochen, betont er mehrfach, die entsprechenden Vorschriften zu kennen und auch nach ihnen zu handeln. Dass bei der Drehung des "B-Platzes" rund 2000 Quadratmeter Mischwald mit teilweise altem Eichenbestand gerodet werden müssten, wird von einigen Gemeinderatsmitgliedern vor dem Hintergrund von Natur- und Klimaschutz und der allgemeinen Krisensituation des Waldes sehr kritisch gesehen.

Maximal 1500 Quadratmeter

Wasielewski widerspricht dieser Darstellung: Es handele sich tatsächlich nur um eine Fläche von maximal 1500 Quadratmetern. Jeder gefällte Baum werde "selbstverständlich", wie es die Naturschutz-Gesetzgebung vorsieht, durch eine Neupflanzung ersetzt. Ziel sei es, aus der nicht vom Sportplatz belegten Waldfläche auf lange Sicht einen "gesunden Mischwald" zu machen. Unverständnis herrscht beim Bürgermeister, dass die seit Jahren praktizierte Doppelnutzung des Sportplatzes "neuerdings" auf derart vehemente Kritik stößt.

"Bewusste Verzögerungstaktik"

Dass der VdS von dieser Sportfläche profitiere, sei nie in Abrede gestellt worden. Es sei aber andererseits auch klar, dass das Jugend(-fußball-)training hier einen breiten Raum einnehme. Und dass ein kleiner Ort wie Spardorf nicht auf zentrale Säulen des Gemeindelebens wie einen starken Sportverein verzichten könne. In dem – abgelehnten – Antrag des CSU-Rates Herbert Sommerer, über Schulstandort und Sportplatz-Verlegung getrennt zu entscheiden, sieht Wasielewski eine bewusste Verzögerungstaktik: "Da verlören wir beim Schulneubau Zeit, die wir nicht haben."

Dünne Informationslage bemängelt

Kritiker des Verfahrens bemängeln die dünne Informationslage. Zu einer Ortsbegehung im Vorfeld sei nicht offiziell eingeladen, wichtige Fakten vom Bürgermeister nicht weitergegeben worden. Die Entscheidung für die Sportplatz-Drehung wurde im Rat am Ende mit 9:6 Stimmen getroffen. Für Andreas Wasielewski verkörpert dieser Entschluss "gelebte Demokratie".

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