Sparkasse am Hugenottenplatz prägt das Erlanger Stadtbild

11.11.2018, 10:00 Uhr
Sparkasse am Hugenottenplatz prägt das Erlanger Stadtbild

© Horst Linke

50 Jahre sind ein stolzes Jubiläum. Die Stadt- und Kreissparkasse Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach feierte es dieser Tage bei der Geschäftsstelle Sieglitzhof.Es gab ein Gläschen Sekt, einen Imbiss und die Sieglitzhofer Band "Tohuwabohu" spielte sich mit Evergreens in die Herzen der feiernden Mitarbeiter und Kunden. Dass ebenfalls just vor 50 Jahren, am 25. Oktober 1968, die das Stadtbild prägende Hauptstelle am Hugenottenplatz eingeweiht worden ist, scheint in der allgemeinen Euphorie über das Sieglitzhofer Jubiläum offenbar untergegangen zu sein.

Dabei hatte vor einem halben Jahrhundert, bei der Einweihungsfeier, der damalige und immer noch bei alten Erlangern unvergessene Sparkassenchef Hans Vogelhuber ebenso markante wie realistisch bescheidene Worte über den Neubau und sein Geldinstitut verloren: "Die äußere Gestalt sehr solide, fast zeitlos, birgt unser neues Gebäude in seinem Innern neuzeitliche Technik und alle modernen Einrichtungen, die von einem fortschrittlichen Institut erwartet werden.

Dieses Erscheinungsbild deckt sich gut mit dem der Sparkassen, das ebenfalls äußerlich nicht gerade modern ist. Tatsächlich sind jedoch die Sparkassen heute Geldinstitute, die in der Führung ihrer Geschäfte, in der Wendigkeit und Anpassungsfähigkeit an jeden Kundenkreis, in der Ausführung aller Bankgeschäfte und Anwendung der neuesten Organisationsmittel ebenso modern sind wie das Innere unseres Neubaus."

Das Hauptgebäude der Sparkasse, nach 17-monatiger Bauzeit eröffnet, hat sich in dem halben Jahrhundert seines Bestehens im Wesentlichen nicht verändert. Die beiden Architekten David und Richard Hahn machten eine "Architektur von ruhiger Strenge" aus, mit knapp 10 000 qm Nutzfläche und einem bestimmenden Akzent am Hugenottenplatz, dominiert von der stützlos errichteten großzügigen Kassenhalle, die heute noch zu repräsentativen Veranstaltungen genutzt wird.

1829, als die Sparkasse entstand, hatte sie noch im Haus Hauptstraße 30, an der Nordostseite des Schlossplatzes, in dem auch die Stadtverwaltung untergebracht war, zusammen mit der Stadtkämmerei residiert. Das Stutterheim’sche Palais, das spätere Rathaus, war erst 1836 von der Stadt erworben worden – mit der Sparkasse als weiterem Nutzer. 1928 siedelte die aus allen Nähten platzende Sparkasse – so die Chronik in der Schriftenreihe "das neue Erlangen" – wieder an die Nordwestseite des damaligen Luitpoldplatzes, heute "Hugo", um, 1950 dann in das frühere Schulhaus an der Ostseite. 1967 wurde dieses abgebrochen. An gleicher Stelle entstand die heutige Hauptstelle.

In unserem Computerzeitalter kann man sich nur schwer vorstellen, dass die ersten Kontoeinträge 1829 in einem Hauptbuch handschriftlich am Stehpult entstanden. Geöffnet wurde nur an den Samstagen, jeweils von 14 bis 16 Uhr. 139 Jahre vergingen, bis die elektronische Datenverarbeitung übernahm. Noch wellenförmiger – mit Kriegen, Inflationen, Währungsumstellungen, Wirtschaftskrisen – entwickelte sich das Bilanzgeschäft. Immerhin gab es nach der Eröffnung vor 189 Jahren dreieinhalb Prozent für die Einlage ab einem Gulden – eine Verzinsung der Spargelder, von deren Höhe die Kunden heute nur träumen können. 1885 erreichten die Gesamteinlagen erstmals die Millionen-Mark-Grenze.

Zum bedeutendsten Datum seit der Gründung wurde der 1. Januar 1922. An diesem Tag traten eine neue Geschäftsordnung und eine neue Satzung in Kraft mit Erweiterung auf Kontokorrentverkehr, Kreditgewährung in laufender Rechnung sowie An- und Verkauf plus Verwahrung und Verwaltung von Wertpapieren. Damit war die Entwicklung von der "Ersparungskassa" des frühen 19. Jahrhunderts zu einem vollen bankengleichen Geldinstitut abgeschlossen. 1929 kam die Sparkasse Herzogenaurach hinzu, 1936 wurde der Landkreis neben der Stadt Gewährsträger. Zu Beginn des 2. Weltkriegs betrugen die Einlagen 19 Millionen Reichsmark, am 20. Juni 1948 – einen Tag vor der Währungsreform – praktisch wertlose 98 Millionen.

Überwältigendes Echo

Doch es wurde gegengesteuert: Im Oktober 1948 baten Stadt und Sparkasse die Bevölkerung, im Rahmen der Aktion "Sozialer Wohnungsbau" monatlich gleichbleibende Beträge zu sparen. Das Echo war überwältigend – und schon bald konnte die Sparkasse Baudarlehen zu außergewöhnlich niedrigen Zinssätzen ausgeben. Auch sonst entwickelte sich das Geldinstitut – und das gilt eigentlich bis heute – sowohl bei den Einlagen als auch im Kreditgeschäft permanent über dem Durchschnitt. In den 20 Jahren nach der Währungsreform sorgten insgesamt 1,3 Milliarden DM an Krediten für einen Aufschwung am lokalen Wohnungsmarkt und in der Wirtschaft. Dazu trug ebenso die Ausweitung des Geschäftsstellennetzes bei: Sie wuchsen von 1958 bis 1968 von fünf auf 26.

Auch heute noch, nach 50 Jahren, ist die Hauptstelle am Hugenottenplatz der Sitz der Sparkasse, die durch die 2017 – eigentlich viel zu spät realisierte – Fusion mit der Sparkasse Höchstadt in ihrer Bedeutung nochmals gewachsen ist. Das Kreditgeschäft hat sich auf 3,5 Milliarden Euro gesteigert, die Einlagen wuchsen auf 4,8 Mrd., der Umsatz bei den Wertpapieren auf 520 Mio. Die Bilanzsumme von 5,7 Mrd. Euro setzt die Erlanger Sparkasse – der eindeutige Marktführer im Geschäftsgebiet – auf Platz 6 unter allen Schwesterinstituten in Bayern. 1021 Mitarbeiter, darunter 68 Auszubildende, sorgen sich in 63 Geschäftsstellen um 188 000 Konten und sind für einen Jahresüberschuss von 8,8 Millionen Euro verantwortlich.

Ob das alles Hans Vogelhuber bei der Einweihung der Hauptstelle vor 50 Jahren vorausgesehen haben könnte?

Keine Kommentare