0:7! Der Club wird in Dortmund völlig demontiert

26.9.2018, 22:18 Uhr
0:7! Der Club wird in Dortmund völlig demontiert

© Sportfoto Zink / DaMa

 Es ist, wenn alles normal läuft, das stimmungsvollste Stadion der Fußball-Republik. Aber normal läuft derzeit nicht viel im deutschen Fußball, weshalb es zunächst still war im Dortmunder Westfalenstadion, als am Mittwochabend der 1. FC Nürnberg vorbeischaute. Die deutschen Fankurven haben sich den fünften Bundesligaspieltag herausgesucht, um mal wieder gegen den Deutschen Fußball-Bund und den modernen Fußball zu protestieren - und schweigen ab Spielbeginn 20 Minuten.

Auch die Nürnberger Anhänger unter den 75.700 Zuschauern beteiligten sich in Dortmund am Protest, hätten die Aktion aber gut und gerne auch auf 90 Minuten ausdehnen können. Zu chancenlos war der Aufsteiger aus Nürnberg beim Auftritt bei der Borussia. Beim letztlich zum Debakel geratenen 0:7 lag der Club schon zur Pause aussichtslos mit 0:2 zurück und musste erstmals in dieser Spielzeit seine deutliche Unterlegenheit akzeptieren.

Irrlichternd ohne Ishak 

Dabei hatten sie sich beim Club gerade wegen der 20 Minuten Schweigen zumindest eine kleine Chance ausgerechnet, im ausnahmsweise einmal nicht ohrenbetäubend lauten Westfalenstadion das eigene, zuletzt so erfolgreiche Spiel vorzuführen. Als aber nach 20 Minuten der Lärm zurückkehrte, da lag die Mannschaft von Trainer Michael Köllner zum einen schon 0:1 zurück, zum anderen irrlichterte sie einigermaßen bemitleidenswert über das Spielfeld.

Köllner hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 2:0 gegen Hannover 96 umgebaut: Mikael Ishak sollte auf der Bank Kraft sparen, Ondrej Petrak musste wegen Nackenbeschwerden passen. An ihrer Stelle durften sich mit Robert Bauer und Patrick Erras zwei bisherige Ersatzkräfte an einem guten Eindruck versuchen, scheiterten aber an diesem Unterfangen. Das lag aber nicht alleine an ihnen, sondern auch daran, dass der Club die Systemumstellung auf ein 3-5-2 nur andeutete. Stattdessen fand sich rund um den Strafraum bald ein Fünfer-Riegel ein, der der sogar sparsam eingesetzten Wucht der Dortmunder Angriffe kaum etwas entgegen zu setzen hatte.

Nach neun Minuten spielte Cristian Pulisic einen etwas längeren Pass, hebelte damit die Nürnberger Defensive aus und brachte Jacob Brunn Larsen in die schöne Verlegenheit, nur noch Fabian Bredlow überlupfen zu müssen – 1:0. Zwei Minuten späte vertändelte Bauer den Ball am Fünfmeterraum gegen Marco Reus und rettete Bredlow in höchster Not.

Reus hat keinen Respekt 

So ging es weiter, strukturiert fanden die Gäste den Weg über die Mittellinie im ersten Durchgang eigentlich nie. Immerhin: Nach einer halben Stunden führte man in der Eckstoß-Bilanz 3:2, dummerweise der BVB nach Toren 2:0. Die Dortmunder durften sich den Ball in der 32. Minute solange zuspielen, bis Reus in Position gelaufen war und aus 18 Metern Bredlow zum zweiten Mal überwand. Der Club sah nun so aus, wie er allgemein in dieser Saison erwartet wurde – allerdings bevor ihnen mit fünf Punkten aus vier Spielen ein respektabler Start gelungen war. Kleiner Trost: Der aktuelle Jahrgang unterschied sich so kaum von vielen seiner Vorgänger. Seit 1990 hatte keine Nürnberger Mannschaft mehr in Dortmund gewinnen können.

Dass das so bleiben würde, stand spätestens nach 49 Minuten endgültig fest. Da hatte sich der Club kurz an etwas mehr Widerstandsfähigkeit probiert, war aber nach der vierten Ecke und einem geblockten Schuss von Yaya Kubo einem Dortmunder Schnellangriff ausgesetzt, den Alexander Fuchs mit einer Schlampigkeit auf Höhe der Mittellinie eher beförderte als unterband. Achraf Hakimi hatte im Anschluss keine Mühe, von der Strafraumkante zum 3:0 zu treffen. Es ging nun für die armen Nürnberger nur noch um Schadensbegrenzung – an diesem Abend aber wollte auch das nicht gelingen.

Reus spielte allein gelassen auf der rechten Nürnberger Defensivseite Doppelpass Bruun Larsen, Sekunden später hatte der Nationalspieler das 4:0 erzielt (58.). Dortmunds Trainer Favre schonte nun Reus und Axel Wistel, Köllner erlöste den überforderten Robert Bauer und schickte Eduard Löwen sowie etwas später noch Mikael Ishak in einen längst aussichtslosen Kampf. Der Club hatte sich aufgegeben ob der Dortmunder Überlegenheit. Die gestaltete Manuel Akanji nach 74 Minuten noch deutlicher, als er Tim Leibold in dessen Strafraum erst den Ball klaute und dann zum 5:0 traf.

Club-Chaos und Choräle 

Der BVB hatte seinen Torhunger jedoch noch nicht gestillt. Die eingewechselten Jadon Sancho und Julian Weigl, die Vorarbeit zum 7:0 lieferte der hochbegabte Engländer kurz nach seinem Treffer, schraubten das Ergebnis in aus Nürnberger Sicht unappetitliche Höhe (85.,88.). In der Südkurve sangen sie nun ihre Choräle, auf der Gegenseite, wo die Nürnberger Fans standen, ignorierte man trotzig die traurige Realität. Es war ja gegen einen der nationalen Branchenriesen eigentlich nur alles normal gelaufen für den 1. FC Nürnberg im Westfalenstadion. 

Borussia Dortmund: Bürki - Hakimi, Zagadou, Akanji, Schmelzer - Delaney, Witsel (62. Weigl) - Reus (62. Kagawa) - Pulisic, Bruun Larsen (74. Sacho) - Philipp

1. FC Nürnberg: Bredlow - Bauer (62. Löwen), Margreitter, Mühl - Valentini, Erras, Leibold - Fuchs (70. Ishak), Behrens - Misidjan, Kubo (86. Matheus Pereira)

Tore: 1:0 Bruun Larsen  (9.). 2:0 Reus (32.), 3:0 Hakimi (49.), 4:0 Reus (58.), 5:0 Akanji (75.), 6:0 Sancho (85.), 7:0 Weigl (88.)  | Gelbe Karten:  - Kubo, Mühl | Schiedsrichter: Ittrich (Hamburg) | Zuschauer: 75.700.

+++ Der Live-Ticker zum Nachleiden +++

 

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