1:5 in Mannheim! Ice Tigers schlagen sich trotzdem ordentlich

19.12.2020, 18:40 Uhr
Wenn selbst Defensivverteidiger treffen: Björn Krupp feiert sich und sein 3:0 vor der Bank der Nürnberg Ice Tigers. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Wenn selbst Defensivverteidiger treffen: Björn Krupp feiert sich und sein 3:0 vor der Bank der Nürnberg Ice Tigers. 

Angela Merkel war bester Laune und das sollte sich bis zum Ende des Spiels nicht ändern. Freundlich lächelnd saß die Bundeskanzlerin auf der Tribüne der SAP-Arena in Mannheim - zwischen den anderen Pappaufstellern, die man von den Fans der Adler aufgestellt hatte. Offensichtlich freuten sie sich alle auf das Gastspiel der Ice Tigers. Auf und hinter der Nürnberger Bank war das nicht anders. Nach der längsten Sommerpause in der Geschichte des deutschen Eishockeys wurde wieder gespielt, da war es einerlei, wie groß die Aufgabe für die junge Mannschaft von Cheftrainer Frank Fischöder war.

Nach 60 Minuten war nicht ganz klar, ob sie zu groß war. Nürnberg verlor 1:5 (0:3, 1:1, 0:1), das wäre selbst bei den Kräfteverhältnissen der letzten Spielzeiten ein Ergebnis gewesen, das man hätte erwarten müssen. Selten zuvor aber waren die Voraussetzungen dieser beiden Mannschaften so ungleich wie an diesem 19. Dezember 2020: Die Adler trainieren seit August gemeinsam auf dem Eis, den Ice Tigers war das ob der Kurzarbeit nicht möglich. Erst seit dem 7. Dezember kann man in Nürnberg von einer vernünftigen Vorbereitung sprechen. Mannheim hatte da beim Magenta-Sport-Cup schon ein halbes Dutzend scharfe Spiele in den Beinen. "Die Frage wird sein, ob wir gute Entscheidungen treffen, wenn wir im eigenen Drittel unter Druck geraten", hatte Frank Fischöder vor seiner Rückkehr nach Mannheim gesagt. "Ich bin da aber ganz positiv."

Jungadler treffen gegen die Adler

Das durfte er auch nach dem Spiel noch sein. Seine Mannschaft setzte seine Vorgaben gut um, ließ die Adler zehn Minuten lang nicht ins Laufen kommen und traf dann gute Entscheidungen, als sie doch ins eigene Drittel gedrängt wurde. Und wer weiß schon, was möglich gewesen wäre, wenn es ihr gelungen wäre, das erste Drittel ohne Gegentreffer zu beenden. Nach einem verlorenen Bully vor dem eigenen Tor aber zielte Tommie Huhtala Nürnbergs Torhüter erfolgreich durch die Schoner (15. Minute). Und auch nach dem zweiten Treffer durch Matthias Plachta schien sich Niklas Treutle über sich selbst zu ärgern (16.). Innerhalb von 43 Sekunden war der ordentliche Eindruck dahin. Das 3:0 durch den als Torjäger bislang nicht aufgefallenen Björn Krupp (18.) war dann genau so zu erwarten.

Im zweiten Drittel stabilisierten sich die Ice Tigers wieder. Ben Smith profitierte im Power-Play zwar noch davon, dass ihn David Trinkberger in seinem Rücken vergessen hatte (25.). Zuvor schon aber hatte sich eine Geschichte angedeutet, die man sich für diese Begegnung besser nicht hätte ausdenken können. John Broda hatte die ersten beiden Groß-Chancen für die Gäste, traf mit der Rückhand den Außenpfosten, kurz darauf scheiterte auch Moritz Elias aussichtsreiche. Broda ist gerade einmal 19 Jahre alt, Elias ist sogar noch einmal drei Jahre jünger. Entscheidend aber ist, dass sie beide nur bis Mitte Januar ausgeliehen sind – von den Mannheimer Jungadlern.

Blutige Lippe mit Erinnerungswert

Für Fischöder, den Meistertrainer der Jungadler, war es bereits ein besonderes erstes DEL-Spiel. Aber was muss in diesen beiden Teenagern vorgegangen sein? Offensichtlich nichts, was sie daran hinderte, ein richtig starkes Spiel zu machen, das in der 36. Minute seinen Höhepunkt hatte. Broda luchste Nicolas Krämmer clever den Puck ab, Tom Gilbert spielte Elias herrlich an der blauen Linie der Mannheimer frei. Der, man kann es gar nicht oft genug schreiben, 16-Jährige scheiterte trotz einer schönen Bewegung am ehemaligen Nationaltorhüter Dennis Endras, der den Puck aber prallen lassen musste. Broda bedankte sich mit seinem ersten Tor im Profi-Eishockey.

Dass Elias seinen Kollegen beim Jubel mit seinem Gitter an der Lippe verletzte, das wird in den Familien dieser beiden Talente noch lange erzählt werden. Es passte zu diesem Spiel, dass zwei Jungadler die Ice Tigers ins Spiel brachten. Nürnberg kam danach auch durch Spieler zu Chancen, die 20 Jahre oder älter sind. Zwischendurch erzielte David Wolf noch das 5:1 (45.), aber nach 60 Minuten waren die Ice Tigers schon sehr viel weiter in ihrer Vorbereitung auf diese Saison.

Am Mittwoch (20.30 Uhr) empfangen die Ice Tigers den prominent verstärkten ERC Ingolstadt zum ersten Heimspiel - wahrscheinlich ohne die Bundeskanzlerin. Nach den Weihnachtsfeiertagen aber könnten dann auch der Ex-Mannheimer Luke Adam und der erfahrene Verteidiger Arturs Kulda mit dabei sein. Spätestens dann sollte die junge Mannschaft konkurrenzfähig sein.

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