Aus im Viertelfinale

0:1 gegen den VfB Stuttgart: Berlin bleibt für den 1. FC Nürnberg ein Traum

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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5.4.2023, 21:30 Uhr
Keine Chance für den starken Peter Vindahl: Enzo Millot bejubelt sein 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Keine Chance für den starken Peter Vindahl: Enzo Millot bejubelt sein 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg.

Das Berliner Olympiastadion, 82 Minuten lang schien es wieder so nahe zu sein für den 1. FC Nürnberg und seine Fans. Im Gegensatz zu den ganz großen Zeiten dieses Fußballvereins können sich noch viele an die magischen Wochen im Frühjahr 2007 erinnern, als alles möglich schien und der Club seiner Historie mit dem DFB-Pokal tatsächlich eine weitere Trophäe hinzufügte. 16 Jahre später war der Club immerhin schon wieder im Viertelfinale angelangt. Die Pokal-Reise über Siegen, Mannheim, das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf aber endete im Max-Morlock-Stadion mit der Erkenntnis, dass Wille allein selbst gegen einen schwachen Erstligisten nicht reicht.

Der VfB Stuttgart, damals im Olympiastadion beteiligt an einem unvergesslich dramatischen Fußballspiel, zieht hingegen ins Halbfinale weiter - was nach diesem weit weniger aufregenden Pokalspiel ebenso erstaunlich war, wie es ein Sieg des Zweitligisten gewesen wäre. Diesmal aber waren die Schwaben beim 0:1 (0:0) um einen Treffer besser. Der eingewechselte Enzo Millot nutzte in der 83. Minute eine der wenigen echten Chancen eines Spiels, das so gar nichts von den in der kollektiven Erinnerung zudem angemessen überhöhten Spielen gegen Hannover, Eintracht Frankfurt und den VfB Stuttgart hatte.

Die Fans wären bereit gewesen

Wie auch? Im Max Morlock-Stadion suchten zwei verunsicherte Mannschaften nach ihrer Identität. Und mit ihnen versuchten offenbar auch die Fans, mit dieser seltsamen Situation zurechtzukommen. Zunächst einmal Pokalhalbfinale und Abstieg, das war für beide Mannschaften bis zum Abpfiff eine Option. Eher zaghaft wurde angefeuert, so als wollte man sich weder in der Nord- noch in der Südkurve zu sehr über die Aussichten freuen.

Auf dem Rasen verpassten es Club und VfB, diesen Erwartungsstau aufzulösen. Wie zuvor auf den Einfallstraßen rund um das Stadion ging wenig voran. Der Anpfiff war deshalb um eine halbe Stunde verschoben worden, daran hielten sich auch 1. FCN und VfB, die ebenfalls erst nach 30 Minuten zu einer vernünftigen Passsicherheit fanden. Nur resolute Zweikämpfe vor der Nordkurve von Fabian Nürnberger und ein zaghafter Abschluss von Jan Gyamerah (25. Minute) hatten aufmunternden Applaus evoziert. Immerhin die Fans, sie wären für einen dieser seltenen magischen Pokalabende bereit gewesen.

Ein Geschenk von Anton

Die Gäste aus der ersten Liga wirkten noch ein wenig verunsicherter. Zwei bis dreieinhalb solide Angriffe führten zu einer Unsicherheit von Club-Torhüter Peter Vindahl und zwei Ecken (26., 27.). Sebastian Hoeneß, seit Montag vierter Cheftrainer des Vereins für Bewegungsspiele von 1893 in der laufenden Saison, wirkte engagierter als seine gemächlichen Spieler. Das änderte sich auch in der zweiten Halbzeit nicht, in der der Club erneut aggressiver, zumindest bemühter begann. Ein Ballverlust und eine dynamische Rückholaktion von Jens Castrop (58.) und eine verdiente Gelbe Karte für den Startelf-Debütanten Jannes Horn hätten für Schwung sorgen können. Selbst ein überraschendes Geschenk von Waldemar Anton konnte Kwadwo Duah nicht zu einem Abschluss nutzen (60.).

Tatsächlich hatten die Gäste die bis dahin beste Chance, die Luca Pfeiffer aber derart kläglich vergab, dass er sofort für den lange verletzten Serhou Guirassy, Stuttgarts eigentlichen Torjäger, ausgewechselt wurde. Guirassys erste Arbeitsprobe zwang Vindahl zu einer spektakulären Parade (71.). Mit jedem Zweikampf erhöhte der Noch-Bundesligist den Druck, der Club wurde müde, was Dieter Hecking mit der Hereinnahme von James Lawrence, Taylan Duman und Christoph Daferner zu ändern versuchte. Über Daferner entwickelte sich prompt ein aussichtsreicher Angriff, sein Pass in den Rücken von Mats Möller Daehli wurde aber zur Vorlage für einen fatalen Stuttgarter Konter, den der eingewechselte Enzo Millot (83.) souverän abschloss.

Ein letzter Ausrutscher, ein letzter Schuss

Bis in die Nachspielzeit konnte der Club den VfB nicht mehr ernsthaft fordern, zwei Stuttgarter Ausrutscher sorgten zumindest noch für kollektives Aufstöhnen. Der letzte Ball aber, er rollte weit am Tor des Ex-Nürnbergers Fabian Bredlow vorbei. Für die Fans des Clubs bleibt Berlin eine schöne Erinnerung. Für den 3. Juni können sie sich etwas anderes vornehmen.

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