Später Siegtreffer gegen den Hamburger SV

2:1 im Topspiel: Handwerker lässt den 1. FC Nürnberg träumen

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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5.3.2022, 22:42 Uhr
Und irgendwo ist Tim Handwerker: Große Begeisterung beim Club nach dem späten Siegtreffer gegen den HSV.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Und irgendwo ist Tim Handwerker: Große Begeisterung beim Club nach dem späten Siegtreffer gegen den HSV.

Der Krieg in der Ukraine verändert alles. Auch der Fußball steht erkennbar unter Schock, versucht aber vielerorts zu helfen. So stand das Zweitligaspiel am Samstagabend im Max-Morlock-Stadion ebenfalls ganz im Zeichen der Solidarität mit den Menschen, die gerade am meisten darunter zu leiden haben.

Die Mannschaften des 1. FC Nürnberg und des Hamburger SV liefen in gelben und blauen T-Shirts ein, darauf weiße Friedenstauben, die Schiedsrichter und etliche der 25.000 Zuschauer taten es ihnen gleich. Der Club hatte dazu aufgerufen, Farbe zu bekennen, um Sport ging es eigentlich erst mit dem Anpfiff um 20.30 Uhr und nach einer gemeinsamen Gedenkminute.

Schon davor hatte sich nach den Siegen von Sankt Pauli und Darmstadt abgezeichnet, dass nur der Sieger dranbleiben würde am Spitzentrio. Also ist der Club nach dem späten 2:1 (1:1)-Erfolg jetzt erster Verfolger; Köpke hatte den Club nach einer Viertelstunde in Führung gebracht, Reis glich nur zehn Minuten später aus. Mit seinem schwächeren rechten Fuß erzielte Handwerker kurz vor Schluss den nicht mehr für möglich gehaltenen Siegtreffer (88.).

"Hinten anfällig"

Auf „zwei geile Vereine“ freute sich vorab nicht nur Nürnbergs junger Trainer, der seine Startelf personell und taktisch unverändert ließ im Vergleich zum 2:0 in Rostock vor einer Woche. Hieß unter anderem wieder zwei defensive Mittelfeldspieler, um möglichst stabil zu stehen und die sich bietenden Räume nach Balleroberungen effektiver nutzen zu können.

Wenig beeindruckt vom Club gab sich Robert Klauß‘ Hamburger Kollege; „hinten anfällig“ seien die Nürnberger, sagte Tim Walter im Bezahlfernsehen, für seinen Geschmack außerdem viel zu unselbständig: „Der Gegner schaut nach uns, aber wir nicht nach dem Gegner.“

So oder so ähnlich entwickelte sich die intensive Auseinandersetzung zunächst denn auch; der HSV wirkte in fast jeder Hinsicht reifer und hatte auch deutlich mehr Spielanteile, Nürnberg lauerte vor allem auf Umschaltmomente und versteckte sich auch sonst keineswegs. Es ging anfangs hin und her, Abschlüsse hüben wie drüben, richtig gefährlich wurde es aber erst in der 11. Minute.

Nürnberger, Köpke - 1:0

Fischer hatte sich die Kugel auf dem linken Flügel erkämpft und sofort den Vorwärtsgang eingelegt, seine präzise Hereingabe schob Köpke aber freistehend aus fünf Metern vorbei. Die vergebene Großchance hätte sich schon im Gegenzug um ein Haar gerächt, Tschakqetadse scheiterte aus kurzer Distanz am glänzend reagierenden Mathenia.

Dass Köpke vor dem Tor eigentlich eiskalt ist, zeigte er nach einer Viertelstunde: Nürnbergers in hohem Bogen abgefälschten Schuss musste er nur noch über die Linie drücken, sein dritter Saisontreffer hievte den Club in der Tabelle bis auf Rang vier. Freilich nur für zehn Minuten. Nach einem Ballverlust in der gegnerischen Hälfte hatten die Gäste erstaunlich viel Platz für ihren Konter; Jattas Pass in den Rücken der Abwehr verwertete Reis zum 1:1 (25.).

Danach verstanden es beide Mannschaften, die andere vom eigenen Strafraum fernzuhalten. Die optisch überlegenen Hamburger verhedderten sich immer wieder im dicht besetzten Zentrum, weitere Möglichkeiten bis zur Pause deshalb: Fehlanzeige. Klauß‘ Elf gab sich augenscheinlich damit zufrieden, so wenig wie möglich zuzulassen, riskierte deshalb nur das Nötigste. Was sich nach dem Seitenwechsel ändern sollte.

Offensichtlicher Matchplan des 1. FC Nürnberg für die zweite Halbzeit: Der HSV, am Mittwochabend noch 120 Minuten im DFB-Pokal gefordert, sollte mehr beschäftigt werden, um die anstrengende Zusatzschicht unter der Woche zu spüren. Sie störten jetzt früher, schoben den ganzen Block ein ordentliches Stück nach vorn.

Zehnte Gelbe Karte

Der Club wirkte jetzt munterer, aber nicht zwingend im letzten Platzdrittel. Lediglich Handwerkers Schuss aus etwa 20 Metern zwang Heuer Fernandes zu einer richtigen Parade (58.), ansonsten verteidigte der körperlich ausgesprochen robuste HSV sämtliche Nürnberger Angriffsversuche einigermaßen problemlos weg. Vor allem nach Flanken passierte wenig bis gar nichts

Ein Unentschieden, so viel war klar, half niemandem wirklich beim Bestreben, den Kontakt zu den ersten drei Plätzen nicht abreißen zu lassen, also intensivierten beide Teams in der Schlussphase nochmals ihre Offensivbemühungen. Reis zwang den aufmerksamen Mathenia mit einem abgefälschten Schuss zu einer Parade (68.), wenig später sah Tempelmann seine zehnte Gelbe Karte und wird damit am Sonntag in Hannover fehlen.

Hätte Schleimer in einer Fünf-gegen-drei-Situation aus unerklärlichen Gründen nicht angefangen zu dribbeln, wäre es wohl gefährlich geworden, nicht nur in dieser Szene fehlte der letzte Pass entweder komplett oder ging schief. Schonlau vergab in der 84. Minute aus wenigen Metern den Sieg für den HSV, Handwerker machte es wenig später auf der anderen Seite besser, viel besser sogar.

Endstand 2:1 für den 1. FC Nürnberg. Zumindest für ein paar Stunden kann so ein Fußballspiel wirklich eine schöne Ablenkung sein.

Nürnberg: Mathenia; Fischer, Schindler, Sörensen, Handwerker – Tempelmann, Nürnberger (85. Krauß) – Duman, Möller Daehli (90.+1 Suver), Schleimer (90.+1 Geis) – Köpke (85. Dovedan).

Hamburg: Heuer Fernandes; Vagnoman (90.+1 Kaufmann), Vuskovic, Schonlau, Muheim – Meffert (90.+1 Suhonen) – Reis, Kittel (82. Kinsombi) – Jatta (82. Wintzheimer), Glatzel, Tschakqetadse.

Schiedsrichter: Jöllenbeck (Freiberg am Neckar) – Zuschauer: 25000. - Tore: 1:0 Köpke (15.), 1:1 Reis (25.), 2:1 Handwerker (88.). - Gelbe Karten: Köpke (1), Mathenia (3), Tempelmann (10) / Meffert (5), Jatta (3), Muheim (4), Reis (4), Kaufmann (3).

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