Zu einfache Gegentore

Chancenlos beim Tabellenführer: Der Club verliert 1:5 auf Sankt Pauli

Fadi Keblawi

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7.10.2023, 22:30 Uhr
Ein Missverständnis: Christian Mathenia und Felix Lohkemper können das 1:2 durch Eggestein nicht verhindern.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Ein Missverständnis: Christian Mathenia und Felix Lohkemper können das 1:2 durch Eggestein nicht verhindern.

Dass sich Menschen auf Fußballspiele unter Beteiligung des 1. FC Nürnberg freuen, ist in der vergangenen Saison eher selten vorgekommen. In diesem Fußballjahr ist das anders - worüber sich wiederum einer der Beteiligten ganz besonders freut. Trainer Cristian Fiél ist sehr glücklich darüber, dass sein Club in diesem Jahr wieder positiver wahrgenommen wird, auch von den Gegnern. So hatte zum Beispiel Fabian Hürzeler unter der Woche den Vergleich mit einer "spannenden Mannschaft" angekündigt. Ein nettes Kompliment des Trainer der derzeit vielleicht spannendsten Mannschaft der zweiten Liga: Am Samstagabend sollte der FCN beim FC Sankt Pauli zeigen, dass er derzeit auch den besten Mannschaften der Liga ein ernstzunehmender Gegner sein kann.

Vor 29.546 Menschen im ausverkauften Stadion am Millerntor und vor allem im strömenden Regen gelang das diesmal nicht. Beim 1:5 (1:1) zeigte sich, dass der FC Sankt Pauli in dieser Saison im Vergleich zum 1. FCN die deutlich bessere und routiniertere Mannschaft hat. Trotz des Unentschiedens zur Pause war ein Nürnberger Sieg nie eine ernsthafte Option.

Zweimal hatte Fiél seine Startelf im Vergleich zur Vorwoche und dem 1:0 gegen den 1. FC Magdeburg verändert: Den gelbgesperrten Jens Castrop ersetzte der etwas offensivere Taylan Duman, Siegtorschütze Felix Lohkemper durfte sich anstelle von Lukas Schleimer im Sturmzentrum versuchen. Sein Bauchgefühl, sagte Fiél kurz vor dem Anpfiff in die TV-Kamera, habe den Ausschlag gegeben, unter anderem Can Uzun und Nathaniel Brown erst einmal auf der Bank zu lassen.

Schneller Rückstand

Was Fiél auch noch sagte: "Ich freue mich sehr auf diese Begegnung." Knapp vier Minuten nach dem Anpfiff dürfte er diese Aussage noch einmal überdacht haben. Da kombinierte sich der Tabellenführer aus Hamburg so formschön vor das Nürnberger Tor, dass Elias Saad den Ball nur noch über die Linie schieben musste.

Das 1:0 weckte Erinnerungen an die Vorsaison, als der Club am ersten Spieltag auf Sankt Pauli schnell mit 0:3 zurücklag. Und auch diesmal waren die Gastgeber während der ersten 45 Minuten die bessere Mannschaft. Als Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck zur Pause pfiff, stand es dennoch 1:1.

Ein Ex-Nürnberger hilft

Nach dem Rückstand brauchte der Club kurz um sich zu sammeln und durfte sich dann für die Hilfe von Nikola Vasilj bedanken. Der Hamburger Torwart mit Nürnberger NLZ-Vergangenheit spielte nach 24 Minuten einen Ball in die Füße von Mats Möller Daehli, der bediente Kanji Okunuki und der traf platziert zum Ausgleich.

Der Club war wieder im Spiel, musste sich im Rest der ersten Hälfte aber vor allem in defensiver Arbeit betätigen. Wirklich gefährlich wurde Sankt Pauli aber selten: In der 35. Minute beförderte Ivan Marquez den Ball mit einem Querschläger beinahe ins eigene Tor, kurz darauf reagierte Christian Mathenia gut bei einem Versuch aus der Distanz von Afolayan. Dann war Pause und der Club durfte ein bisschen Luft holen.

Eggestein trifft zu einfach

Der zweite Durchgang begann für Nürnberg mit Lukas Schleimer anstelle von Duman - und wieder einem Gegentreffer nach vier Minuten. Nach einem Freistoß verließen sich Felix Lohkemper und Mathenia zu sehr auf den jeweils anderen, Johannes Eggestein drückte den Ball dankbar aus einem Meter Entfernung zum 2:1 über die Linie. Diesmal beließ es Sankt Pauli nicht bei der frühen Führung: Sieben Minuten und eine Kombination über den gesamten Platz nach dem 2:1 traf wieder Eggestein zum 3:1 - kein Nürnberger war während dieses Angriffs auch nur annähernd in den Zweikampf gekommen. In der Defensive bleibt die Mannschaft von Fiél zu anfällig in dieser Spielzeit

Kurz darauf brachte Fiél Brown und Uzun für Handwerker und Goller - und zeigten die Nürnberger nach längerer Zeit mal wieder, dass sie offensiv durchaus zu den besseren Teams der Liga gehören: Einen Schuss von Schleimer lenkte Vasilj mit Mühe an die Torlatte (70.). Danach durfte der Club ein wenig mehr Spielkontrolle übernehmen, wirklich gefährlich wurde das den Hamburgern aber nicht mehr. Stattdessen traf Sankt Pauli in der Nachspielzeit noch zwei weitere Male.

In Hamburg wurde am Samstag ein schöner Fußball-Abend in eine schöne Feier-Nacht verwandelt. Tabellenführer vor dem HSV, das finden sie dort nicht ganz so verkehrt. Für den trotz der Niederlage auch nicht so verkehrten Club geht es nach der Länderspielpause weiter mit einem Heimspiel gegen Hertha BSC - man darf sich trotz allem darauf freuen.

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