Mathenias eindringliche Warnung
Club-Krise: "Haben vor zwei Jahren gesehen, wo’s dann hingeht"
6.11.2022, 17:01 UhrFalls es irgendwann wieder Bedarf gibt, könnte der neue Trainer des 1. FC Nürnberg aus der eigenen Nordkurve kommen. Dort, wo ihren Fußballern nach dem ernüchternden 1:2 gegen den 1. FC Magdeburg mal wieder verbal der Kopf gewaschen werden sollte.
Also hörten die Profis aufmerksam zu. Es gab: „Eine klare Ansage vom Capo: Dass es zu wenig ist, da sind wir uns alle einig“, sagte Torwart Christian Mathenia hinterher, „eine klare Ansage, worauf es eben ankommt in den letzten zwei Spielen und dass wir sechs Punkte holen.“
Schon am Mittwoch muss der Tabellen-Vorletzte beim FC Hansa in Rostock antreten und hat zum Vorrundenabschluss am Sonntag noch ein Heimspiel gegen den SC Paderborn. Mit der Leistung vom 1:2 (0:0) gegen den forschen Aufsteiger wäre selbst ein Zähler eine faustdicke Überraschung.
Weinzierl: "Zu wenig"
Magdeburg zeigte dem Club sämtliche Schwachstellen auf, von denen es doch mehr gibt als Trainer Markus Weinzierl zu glauben meinte. Fehlendes Tempo mit und gegen den Ball, kaum Biss, schlechte Raumaufteilung, nicht selten merkwürdige Laufwege. Was besonders nachdenklich stimmt: Die Gäste hatten einen Plan, die Gastgeber wahrscheinlich auch, konnten den aber nicht umsetzen. Mehr über die Flügel wollten sie eigentlich kommen und ihre Umschaltmomente konsequent nutzen. Zu sehen war davon: nichts.
Wie man strukturiert angreift und verteidigt, machten ihnen die Magdeburger vor. Die deutlich mehr Ballbesitz hatten (58 Prozent), fast doppelt so viele Torschüsse (21:11) und mehr Zweikämpfe für sich entschieden (54 Prozent). Auch wenn ihnen der Siegtreffer erst nach einer diskussionswürdigen Schiedsrichterentscheidung glückte (Schindler soll Atik gefoult haben, was die Fernsehbilder aber nicht wirklich hergaben), ging Magdeburg als verdienter Sieger vom Feld.
"Im Großen und Ganzen war's zu wenig", sagte Weinzierl in der Pressekonferenz, "es war eigentlich alles angesprochen und besprochen, aber wir haben es vor allem in der ersten Halbzeit nicht auf den Platz gebracht." Die letzte Chance des Nachmittags hatte zum Ende der zweiten Halbzeit: Nürnbergs aufgerückter Torwart, sein Kopfball flog allerdings in hohem Bogen über den Querbalken. „Für mich persönlich ist es schwierig, Optimismus zu finden, weil ich schon sehr enttäuscht bin“, sagte Mathenia, „vielleicht ist es das Gute, dass wir am Mittwoch schon wieder spielen und jetzt schnell die Köpfe hochkriegen müssen.“
Erinnerungen an 2019/20
Gefordert sind jetzt: alle. „Wenn ich jetzt nach dem Spiel auf die Tabelle kucke, ist mir klipp und klar, dass wir im Abstiegskampf sind“, so Mathenia, „dementsprechend geht’s darum, das anzunehmen, wer das nicht tut, ist fehl in dem Job.“ Klare Worte des Schlussmanns, der mit einigen guten Paraden zumindest eine höhere Niederlage verhindern konnte, sich aber mehr und mehr an die Saison 2019/20 erinnert fühlt. Als erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit des Relegations-Rückspiels der Klassenverbleib glückte.
Tatsächlich sah der 1. FC Nürnberg am Sonntag über weite Strecken wieder wie ein sehr ernst zu nehmender Abstiegskandidat aus. „Wir haben vor zwei Jahren gesehen, wo’s dann hingeht, wenn wir das die ganze Zeit runterschlucken und sagen: Ja, das wird schon von Woche zu Woche“, meinte Mathenia noch, „wir müssen jetzt unsere Arschbacken zusammenkneifen und sechs Punkte holen, dann sieht die Welt wieder anders aus.“
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