Nach dem 1:0-Sieg gegen Hansa Rostock

Club-Trainer Klauß zwischen Selbstkritik und Glücksgefühlen

19.9.2021, 18:25 Uhr

Jubelnde Club-Profis - bei Heimspielen inzwischen ein vertrautes Bild. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

„Ich lasse mich nicht locken, das Spielchen spiele ich nicht mit“, wehrte der Trainer entsprechende Suggestivfragen in der Pressekonferenz nach dem 1:0 (0:0)-Arbeitssieg gegen Hansa Rostock trotzig ab. „Ich bin Fußballtrainer und kein Träumer. Ich bin Realist. Wir müssen hart arbeiten, um unsere Saisonziele zu erreichen.“ Eine These, die der mühsame und am Ende auch etwas schmeichelhafte Erfolg über den wackeren Aufsteiger zu bestätigen schien. „Eines unserer schwächsten Saisonspiele“ wollte Klauß gar gesehen haben und gab sich selbst sogar eine Mitschuld am über weite Strecken ideenlosen Auftritt seiner Elf.

Vielleicht, so sinnierte Klauß, habe er in der Vorbereitung den Fokus zu sehr auf die Stärken des Gegners gelegt und diese damit förmlich „herbeigeredet“. So wollte man etwa im Wissen um die Gefährlichkeit der Gäste bei Standards unnötige Fouls vermeiden und mit Blick auf Hansas Umschaltspiel über den schnellen Streli Mamba bei Ballverlusten besonders wachsam sein – beide Vorhaben misslangen.

Am gravierendsten in der 53. Minute, als besagter Mamba nach einem feinen Schnittstellenpass von Hanno Behrens dem Nürnberger Tor entgegeneilte, dann aber im Eins-gegen-eins am grandios reagierenden Christian Mathenia scheiterte. „Da hat uns unser Torhüter im Spiel gehalten“, lobte Klauß den formstarken Keeper, der kurz vor Schluss noch einmal bravourös gegen Behrens parierte und damit in vier von sieben Spielen ohne Gegentor blieb.

Werbung
Werbung

Produktive Personalrochade

Dass auch er selbst wesentlich zum dritten Saisonsieg beigetragen hatte, mochte Klauß gar nicht groß thematisieren. „Bis jetzt haben wir von der Bank noch nicht so viele Tore eingewechselt, heute war es mal der Fall“, kommentierte er lapidar seine extrem produktive Personalrochade. Nur zwei Minuten nach ihrer Einwechslung hatten Lukas Schleimer als Vorbereiter und Erik Shuranov als Vollstrecker den Club in einer komplizierten Phase mit dem 1:0 auf Kurs gebracht (59.).

Klauß freute sich vor allem für Profidebütant Schleimer, der nach seiner Rückkehr aus Saarbrücken in den Planungen eigentlich keine Rolle mehr spielte, sich aber nie hängen ließ und nun von den Personalproblemen im Angriff profitierte. „Lukas hat sich das durch seine Einsätze in der U21 und gute Trainingsleistungen verdient“, lobte Klauß, der das Spiel durch die beiden neuen Offensivkräfte „verändern und wilder machen“ wollte. Es gelang – und wurde wie schon gegen Düsseldorf (2:0) und Karlsruhe (2:1) mit einem „dreckigen Sieg“ belohnt, wie Mittelfeldspieler Tom Krauß befand: „Es ist schön, dass wir solche Spiele, in denen wir nicht so stark sind, auch mal gewinnen. Vielleicht haben wir momentan auch das Glück auf unserer Seite.“

Vielleicht ist es aber auch eine neue Nürnberger Qualität, enge Spiele immer öfter auf die eigene Seite zu ziehen – und sich eben dieses Glück „zu erarbeiten“, wie Klauß sagte. Und so durfte der 36-Jährige trotz „einiger Arbeitsaufträge“ für die kommene Woche noch die prächtige Stimmung im in Corona-Zeiten erstmals ausverkauften Max-Morlock-Stadion genießen. „So voll habe ich das Stadion noch nie gesehen“, staunte Klauß angesichts der Kulisse von 25 000 Zuschauern, schwärmte von „grandiosen Fans“ und glaubte bei Mannschaft und Anhängern sogar ein kollektives Lächeln entdeckt zu haben: „Man merkt, dass da wieder etwas zusammenwächst. Das ist ein schönes Gefühl.“ Und zwar ganz unabhängig von der Tabelle, in der Nürnberg nach Abschluss des Spieltags am Sonntag nur noch auf Rang vier notiert war. Klauß dürfte es eher beiläufig zur Kenntnis genommen haben.


Sie wollen noch mehr Club-Content? Dann...

... melden Sie sich hier für "Ka Depp - der Newsletter" an

... folgen Sie unserer Facebook-Seite "FCN-News"