Auf der Mitgliederversammlung

Der Club unter Schock: Hecking verkündet Saison-Aus für Mathenia

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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19.11.2022, 15:12 Uhr
Traumparade, Alptraumverletzung: Christian Mathenia (re.) fällt wohl bis Saisonende aus.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Traumparade, Alptraumverletzung: Christian Mathenia (re.) fällt wohl bis Saisonende aus.

Der Sportvorstand schwankte in seiner Prognose für den weiteren Saisonverlauf zwischen großer Zuversicht und noch größerer Besorgnis. „Ich traue der Mannschaft nach wie vor zu, dass wir das Saisonziel oberes Tabellendrittel erreichen“, sagte Dieter Hecking auf der Mitgliederversammlung in der Frankenhalle, „es sind nur sieben Punkte Rückstand.“

Dafür gab’s Applaus, ebenso für seine am Samstag geäußerte Kritik an seinen Fußballern. Vor allem vermisst habe er die „Haltung“, wie ein Spiel anzugehen sei, „das habt ihr in der Vorrunde in vielen Spielen vermissen lassen, das ist meine Kritik an euch, die muss ich auch in der Öffentlichkeit einmal laut und deutlich ansprechen, da seid ihr gefordert.“

Dass es überhaupt so weit gekommen ist, dass der 1. FC Nürnberg in der Tabelle eher nach unten als nach oben schauen muss, nimmt Hecking auch auf seine Kappe. Nach Platz acht in der vergangenen Runde („Ja, am Ende war ich auch enttäuscht, dass wir nicht Fünfter, Sechster, Vierter geworden oder sogar aufgestiegen sind“) und einer bis dahin „klaren Entwicklung“ unter Robert Klauß sei im Sommer doch einiges schiefgelaufen, gab Hecking offen zu.

"Es war kein Spirit zu spüren"

„Die Vorbereitung war nicht gut, es war kein Spirit zu spüren, den Fehler kreide ich mir an“, so Hecking in der Frankenhalle: „Dass wir nicht frühzeitig eingewirkt haben, gesagt haben, hey, da läuft etwas falsch, wir sind nicht so auf Zug, wie wir es brauchen, um erfolgreich in die Saison zu starten.“ Trotzdem standen sie weiter hinter dem Jahrgang 2022/23 und seinem Trainer – bis zum 0:3 in Karlsruhe.

Spätestens da konnte Hecking nicht mehr anders. „Nicht mehr stabil im Innenleben, nicht mehr stabil auch in der Kritik von außen“ sei der ganze Club gewesen, „nach der ersten Halbzeit musste ich für mich feststellen: Es macht keinen Sinn mehr, ich muss die Bremse ziehen.“ Was nicht heißen sollte, dass Klauß eine Enttäuschung gewesen sei. „Ich glaube, es war zum richtigen Zeitpunkt der richtige Trainer nach den Vorgängern“, so Hecking, „Robert hat es verstanden, zwei Jahre lang den Verein auf Kurs zu bekommen.“

Letztlich sei er auch „ein Stück weit an seiner Sturheit gescheitert“, unter Nachfolger Markus Weinzierl befinde sich das Personal noch in der Findungsphase. In Klauß‘ letzten Wochen beim 1. FC Nürnberg „fehlte die Leitung, es fehlte die Führung“, die Mannschaft „musste sich erst mal neu erfinden“. Und ist, das betont Hecking auch, „noch nicht überm Berg, das sage ich ganz ehrlich, wir haben noch viel zu tun, um vielleicht doch noch ins obere Drittel vorzustoßen.“

Große Verletzungssorgen

Problematisch seien nicht nur die fünf Schwerverletzten im Verlauf der Vorrunde geworden; der Ausfall von Tim Handwerker (Kreuzbandriss), Lukas Schleimer (knöcherner Innenbandriss am Sprungelenk), Florian Hübner (Nervenreizung im Rücken), Taylan Duman (Syndesmoseriss) und Fabian Nürnberger (Sehnenverletzung im Ellenbogen) plus die beiden Rekonvaleszenten Pascal Köpke und Felix Lohkemper hätten für zusätzliche Verunsicherung gesorgt, „dann ist es normal, dass diese Mannschaft nicht die Stabilität hat, die sie braucht, für mich ist das normal“, so Hecking.

Damit aber nicht genug der schlechten Nachrichten: Wie der Sportvorstand weiter ausführte, wird der 2:1-Erfolg gegen Paderborn noch lange in unguter Erinnerung bleiben. „Drei Verletzte, die in der Rückrunde nicht mehr zum Einsatz kommen“ seien zu beklagen, lediglich bei James Lawrence (Innenmeniskusriss) bestünde noch Hoffnung, bei Christian Mathenia (Sehnenanriss in der Schulter) und Erik Wekesser hingegen so gut wie keine mehr, dass es bis Ende Mai noch etwas werden könnte mit dem Comeback.

Hecking kündigte an, sich auf dem Transfermarkt nach Ersatz umschauen zu wollen. Und appellierte an die anderen, „noch enger“ zusammenzurücken, „füllt dieses Loch!“. Die Seuchen-Saison geht also weiter.

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