Fiél freut sich und mahnt

Der Club will den Komplimenten wieder Punkte folgen lassen

Fadi Keblawi

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21.9.2023, 14:26 Uhr
Irgendwann muss ja mal einer rein: Auch Kanji Okunuki wartet bislang auf einen Pflichtspieltreffer.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Irgendwann muss ja mal einer rein: Auch Kanji Okunuki wartet bislang auf einen Pflichtspieltreffer.

Etwas mehr als ein Jahr ist es her, da begann Robert Klauß wahrscheinlich zu ahnen, dass auch seine Trainerzeit beim 1. FC Nürnberg endlich sein wird. Der Club hatte damals aus den ersten sechs Saisonspielen sieben Punkte gesammelt. Das galt im allgemeinen Dafürhalten als zu wenig, zumal die spielerischen Elemente im Nürnberger Spiel selten einmal über einen längeren Zeitraum zu sehen waren.

In dieser Stimmungslage ging es zu Eintracht Braunschweig. Die hatte noch größere Sorgen und sogar nur einen Punkt gesammelt. Gegen den Club aber gelang den Braunschweigern die Wende. Im ersten Durchgang konnte der Gast aus Nürnberg seine Favoritenrolle noch andeuten und ging durch Jens Castrop und Kwadwo Duah zweimal in Führung. Die Eintracht aber kam zweimal zurück und in den zweiten 45 Minuten kollabierte dann der 1. FC Nürnberg. Am Ende stand eine 2:4-Niederlage und sah man einen Trainer, der keine Lust verspürte, sich schützend vor seine Mannschaft zu stellen.

"Wenn wir gut Fußball spielen, vergessen wir das Verteidigen", sagte Klauß, "und wenn wir gut verteidigen, vergessen wir das Fußball spielen." Es folgte noch eine Klage über den Mangel an sogenannten Führungsspielern und den Mangel an Widerstandskraft: "Wir haben das zwischen der 50. und der 80. Minute einfach nur mit uns geschehen lassen."

1. FC Nürnberg: Nur ein Punkt mehr als 2022

Es war dieses Spiel damals das eindringlichste Zeichen dafür, welch komplizierte Saison dem Club bevorstehen würde - was sich dann auch bewahrheitete, als Klauß ein paar Wochen später durch Markus Weinzierl ersetzt wurde und der wiederum ein paar Monate später durch Dieter Hecking und Cristian Fiél.

Ein Jahr später ist Fiél alleine verantwortlich für den Club und ein Blick auf die nackten Tabellenzahlen beweist erst einmal nicht, dass das eine gute Idee war und ist. Wieder sind sechs Spiele absolviert, wieder geht es am siebten Spieltag zu fehlgestarteten Braunschweigern. Und mit nun acht Punkten steht der Club gerade einmal einen Zähler besser da als unter Klauß im Vorjahr.

Mitunter sogar spektakulär

Gefühlt aber ist jetzt alles anders. Neuerdings wird auf den Club Fiéls sehr wohlwollend geblickt, selbst wenn einmal eine Halbzeit misslingt wie zuletzt im Derby gegen Fürth die erste. Das Fußballspielen, um noch einmal die Formulierung Klauß´ zu verwenden, vergisst die Mannschaft von Fiél nur in seltenen Momenten, weshalb da immer häufiger einiges an Spektakel geboten ist. Neun Tore sind auf diese Art und Weise schon gefallen - und es hätten mit Blick auf die Qualität der Chancen sogar noch mehr sein müssen, weshalb die "Bild-Zeitung" den schönen Begriff der "Verballermeister" erfunden hat.

Fiél schmunzelt, wenn er diesen Begriff hört und sagt, dass er zuversichtlich ist, dass sich das mit den vergebenen Chancen bald ändern wird. Seine Aufgabe besteht ja vor allem darin, den Spielern Wege aufzuzeigen, wie sie sich Chancen erarbeiten. Den Rest, sagt er, kann man nicht trainieren, das sei letztlich eine Frage des Zutrauens in die eigenen Fähigkeiten. Deshalb stört es ihn auch nicht, dass zuletzt mit Julian Kania ein junger Angreifer durch großes Selbstvertrauen vor dem Tor auffällig geworden ist.

Duman, Hayashi und Brown fehlen

Auch in Braunschweig wird Kania wohl dabei sein, vielleicht diesmal sogar zum Einsatz kommen. Schließlich fehlt mit Daichi Hayashi ein Angreifer nach wie vor mit Problemen an der Achillessehne. Neben Hayashi werden auch die erkrankten Nathaniel Brown und Taylan Duman den Ausflug nach Niedersachsen nicht mitmachen können. Aber Fiél hat zuletzt bewiesen, dass sich in seiner Mannschaft genügend Alternativen finden, wenn mal einer ausfällt.

Das große Ganze leidet selten unter den personellen Veränderungen, weshalb auch Fiél mitbekommt, dass er und der Club derzeit ganz gut dastehen in der öffentlichen Betrachtung. "Das freut mich als Trainer, wenn honoriert wird, was wir jede Woche versuchen, auf den Platz zu bringen", sagt er also, "das freut mich vor allem für die Jungs." Er weiß aber auch, dass das nicht immer so bleiben muss, vor allem nicht im mitunter aufgeregten Nürnberg. "Für dieses Lob kriegen wir keine Extrapunkte", sagt er also auch noch. Die müssen sie sich schon auf dem Platz holen. Zum Beispiel am Samstag in Braunschweig.

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