„Der Club schreibt Geschichte(n)“

Die Oktoberrevolution beim Club: Warum haben sich die Spieler 1984 gegen den Trainer aufgelehnt?

Alicia Kohl

Redakteurin

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07.05.2025, 05:00 Uhr
Die „Revoluzzer“ Horst Weyerich, Manfred Walz, Rudi Kargus, Detlef Krella, Udo Horsmann und Stefan Lottermann beim „Sondertraining“ des 1. FC Nürnberg.

© Archiv Schmidtpeter Die „Revoluzzer“ Horst Weyerich, Manfred Walz, Rudi Kargus, Detlef Krella, Udo Horsmann und Stefan Lottermann beim „Sondertraining“ des 1. FC Nürnberg.

Fünf Spieler stehen an diesem einen sagenhaften Tag im Herbst 1984 auf dem Trainingsplatz am Valznerweiher. Der Rest streikt. Gegen Trainer Heinz Höher. In einem offenen Brief fordern sie seine Entlassung. Die Oktoberrevolution am Valznerweiher. Eine Revolution, die niedergeschlagen werden sollte. Was war also passiert?

Der Club war in der Saison zuvor aus der ersten Bundesliga abgestiegen und kämpft zu Beginn der Saison 1984/85 damit, sich im Unterhaus zurechtzufinden. Erst am vierten Spieltag gelingt der erste Sieg. Im Herbst steht der FCN dann irgendwo im Mittelfeld der Tabelle. Nicht genug für Trainer Heinz Höher. Nach einem 1:1 bei Rot-Weiß Oberhausen reicht es ihm offensichtlich. Er setzt am Sonntagmorgen um sieben Uhr ein Straftraining an. Die Fronten zwischen einigen Spielern und dem Trainer verhärten sich. „Es hat sich schon ein bisschen so angekündigt, das ganze Verhältnis von einem Teil der Mannschaft, die älteren Spieler zum Trainer“, sagt Thomas Brunner. Damals ist er 22 Jahre alt und muss wegen eines Muskelteilabrisses im Oberschenkel aussetzen. Im Training ist er also nicht dabei, als Teil des Spielerrats ist er aber trotzdem mittendrin.

Des Spielerrats, der noch am selben Tag zu Präsident Gerd Schmelzer marschiert und sich über den Trainer beschwert. Doch der geht nicht auf die Spieler ein. Also wenden die sich an die Presse, fordern in einem offenen Brief die Entlassung des Trainers und erscheinen daraufhin auch nicht beim nächsten Training. „Ich hab mich da nicht ausschließen können und hab das mitgetragen, ganz klar“, sagt Brunner rückblickend.

Schmelzer aber stellt sich vor den Trainer. Statt den Trainer zu feuern, entlässt er sieben Spieler, die vermeintlichen Anführer des Aufstandes: Rudi Kargus, das Club-Urgestein Horst Weyerich, Routinier Udo Horsmann, Stefan Lottermann und Thomas Brunner. Während die ersten Sechs gegen den Verein klagen, darf Brunner letztendlich bleiben, angeblich, weil er sich einsichtig gezeigt hätte. Er selbst bestreitet das. Erst Jahre später kommt heraus, dass es für die Begnadigung von Brunner einen ganz anderen Grund gab.

Welcher das ist und was Brunner sonst noch zu der legendären Spielerrevolte sagt, erfahrt ihr in der vierten Folge „Der Club schreibt Geschichte(n)“ von unserem Podcast „Ein Fels in wilder Brandung“ zum 125-jährigen Club-Jubiläum, präsentiert von „Now Bio-Limo by Lammsbräu“. Darin wird es außerdem um das Phantomtor von München gehen, das zehn Jahre nach der Revolte für Furore sorgte. Und den Abstieg des FCN in die zweite Bundesliga mitbesiegelte. Michael Wiesinger, heute Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim Club, stand damals im Alter von 21 Jahren für den Club auf dem Feld und war dabei, bei diesem „krassen Moment, der bis heute unerklärlich ist“, wie er sagt. Die neue Podcastfolge erzählt von dieser kuriosen Situation.

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