Bald ist Schluss: Taktiktafel her!

Die Störche und der Flankenhagel: Das kann der Club-Gegner - und das nicht

8.5.2022, 05:59 Uhr
Geht doch: Flankengott Fabian Reese (li.), Kwasi Wriedt und die anderen Kieler siegten vergangene Woche nach 0:2-Rückstand noch 3:2 beim ehemaligen Tabellenführer Werder Bremen.

© Carmen Jaspersen/dpa Geht doch: Flankengott Fabian Reese (li.), Kwasi Wriedt und die anderen Kieler siegten vergangene Woche nach 0:2-Rückstand noch 3:2 beim ehemaligen Tabellenführer Werder Bremen.

Wie war das Hinspiel?

"Wir haben uns diesen Sieg gemeinsam erkämpft.” Erik Shuranov – einer der beiden Torschützen beim 2:1 Heimsieg – legte, wie viele andere Beteiligte, den Fokus in der Nachbetrachtung auf die defensive Leistung des 1. FC Nürnberg. Die war an diesem Nachmittag tatsächlich der ausschlaggebende Faktor.

Das Pressing funktionierte über weite Strecken der Partie. Kiel hatte viele leichte Ballverluste, so dass der Club immer wieder leicht ins Umschalten kam. Die Spielweise der Kieler mit viel Ballbesitz und Flügellastigkeit spielte dem FCN und seinen Stärken dabei in die Karten. Hierbei stachen insbesondere das hohe Tempo und die Pressing-Qualitäten von Lino Tempelmann und Mats Møller Dæhli heraus.

Doch auch auf der anderen Seite des Balles machte der Club über weite Strecken ein gutes Spiel. Man hatte zwar nicht viel Ballbesitz, aber eben gute Chancen, hätte auch früher den Sack zumachen können. Dann hätte Robert Klauß auch in den letzten Minuten nicht "Puls” haben müssen, wie er es formulierte.

Dennoch stand die Defensive auch nach dem späten Anschlusstreffer der Gäste aus Kiel gut. Robert Klauß wollte dennoch "die Chancenverwertung jetzt nicht als Vorwurf formulieren". Musste man auch gar nicht, zwei Tore aus Chancen dieser Qualität zu machen, entsprach schließlich auch ungefähr dem Erwartungswert.

Was ist seitdem anders?

Wäre die Phase zwischen Mitte Februar und Anfang April, wo die Störche nur eine von sechs Partien gewannen, nicht gewesen, Holstein hätte deutlich früher als am vergangenen Spieltag den rechnerischen Klassenerhalt feiern können.

So bedurfte es des 3:2-Siegs in Bremen und gegen Ex-Coach Ole Werner, um ein weiteres Jahr Zweitklassigkeit fix zu machen. Für den Teilnehmer an der Aufstiegsrelegation im Vorjahr nimmt die Saison, in der man sich in Folge des altbekannten "Post-Relegationsblues" phasenweise in Abstiegsgefahr befand, ein sicheres und souveränes Ende.

Seinen Anteil daran hat sicherlich Marcel Rapp, der im Oktober von Ole Werner übernahm und mit den Störchen in der Rückrunde außerhalb der erwähnten Durchhängerphase kein Spiel verlor. Dabei hat Rapp das Spiel, das Ole Werner in Kiel jahrelang geprägt hat, nur graduell verändert.

Die Störche wollen weiterhin den Ball, der Flügelfokus ist sogar noch ein wenig ausgeweitet: Unter Rapp flankt Kiel mehr als 20-mal pro Spiel. Spitzenwert in Liga zwei. Auch der Spieler mit den meisten Flanken überhaupt kommt aus Kiel: Fabian Reese schlägt mehr Hereingaben als irgendein anderer Zweitligaspieler.

Der Ex-Fürther übernimmt meistens die Rolle als Linksaußen im von Rapp wie zuvor auch von Werner präferierten 4-3-3/4-1-4-1. In Bremen stellte Rapp – wie zuvor schon Klauß – auf Dreierkette um, da spielte Reese als linker Flügelverteidiger. In besonders vielen Kopfballtoren schlägt sich der Flankenhagel aber nicht nieder: Nur drei Teams erzielten weniger Treffer per Kopf als Kiel.

Wer sind die Top 2 unter 23?

In den letzten Wochen haben nur zwei U23-Spieler Spielzeit erhalten: Jann-Fiete Arp und Jonas Sterner. Dabei kam Arp über weite Strecken der Saison nur als Ergänzungsspieler zum Einsatz. Nur zweimal in 23 Einsätzen spielte der 22-Jährige über die volle Distanz. Zwei Tore und zwei Vorlagen stehen bei ihm zu Buche. Dabei ist Arp auf allen drei offensiven Positionen zum Einsatz gekommen: Auf beiden Flügelpositionen im 4-1-4-1/4-3-3 sowie im Sturmzentrum. Festgespielt hat sich der Gewinner der Fritz-Walter-Medaille in Gold aber nirgendwo.

Arps steilen Aufstieg – jüngster Bundesligatorschütze des Hamburger SV, erster Bundesligatorschütze, dessen Geburtsjahr mit einer Zwei beginnt, Wechsel zum FC Bayern München – der in München jäh gestoppt wurde, hat die Leihe nach Kiel also nicht wieder angeschoben.

Der andere Youngster, Jonas Sterner, kam in den letzten Wochen häufiger zum Einsatz. Nur beim 3:2-Sieg in Bremen saß der 19-Jährige 90 Minuten auf der Bank. Sterner zeichnet seine hohe Flexibilität aus. Marcel Rapp setzte das Kieler Eigengewächs bereits als Rechtsverteidiger, zentralen Stürmer, rechte Acht, linken Flügelverteidiger und Rechtsaußen ein. Nach Fabian Reese ist Sterner, auf die Einsatzzeit gerechnet, der fleißigste Kieler Flankengeber, muss aber an der Präzision noch arbeiten. Kreative Pässe spielt Sterner einige, nur kommt der Ball noch zu selten dort an, wo es dem Gegner wehtut. Aber auch hier wird sich Sterner noch weiterentwickeln.

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