„Ich bereue diese Liebe nicht“
„Emotionale Spannbreite“: Ex-Aufsichtsratsvorsitzender Grethlein hat mit dem Club viel mitgemacht
02.05.2025, 07:30 Uhr
„Ich bereue diese Liebe nicht“, steht immer wieder auf Plakaten in der Nordkurve, heißt es in einem Club-Song, betonen die Fans des 1. FC Nürnberg immer und immer wieder. Weil man vielleicht auch mal bereuen könnte, bei dem vielen Auf und Ab, den zahllosen Enttäuschungen. Und manche bereuen sie vielleicht tatsächlich mal, ganz kurz. Diese Liebe, die so wehtun kann, die einen an den Rand der Verzweiflung, aber auch in den siebten Himmel bringen kann. Häufiger aber wohl ersteres, wenn man ehrlich ist. Eine Liebe, die nicht leicht ist. Die selten belohnt und häufig enttäuscht wird. Die Liebe zu einem Verein, der zwischen den Extremen schwankt wie wohl kein anderer. Und trotzdem bleiben sie, die Fans des 1. FC Nürnbergs.
„Der Club ist ein wunderbarer Verein. Auch weil es so eine emotionale Spannbreite gibt wie in ansonsten vielleicht wenigen Vereinen“, sagt Thomas Grethlein. Er muss es wissen, er hat sie schon mitgemacht, die ganze Spannbreite. Sogar auf persönlicher Ebene, wurde er doch vom Fan zum Mitglied zum Aufsichtsratsvorsitzenden.
Thomas Grethlein: So fühlt man sich im Aufsichtsrat
Auf einmal hat er sich verantwortlich gefühlt, für das, was die Club-Spieler da auf dem Platz machen. Dabei hatte er, wie er sagt, „null mit dem zu tun, was unten passiert“. Trotzdem war sie da, diese Verantwortung, die dann auch sein Fan-Sein verändert hat.„Als Fan schimpft man nach dem Spiel vielleicht über den Trainer und über einzelne Spieler. Das habe ich mir sofort abgewöhnt. Zum einen, weil man die dann natürlich kennt und weiß, dass sie nicht mit Absicht schlecht spielen, und zum anderen natürlich, weil sich das auch mit der Rolle nicht verträgt.“ Nur noch die positiven Emotionen habe er nach außen zugelassen.
Schwerer wir Thomas Grethlein das aber wohl gefallen sein, als er als Chef des Aufsichtsrats fallengelassen wurde. Abgesetzt von der organisierten Fanszene. Die Ultras wollten ihn nicht mehr. „Ich habe letztendlich nicht ganz verstanden, warum diese starke Gegenbewegung stattgefunden hat. Das habe ich bis heute noch nicht. Deswegen hat es natürlich geschmerzt“, sagt Grethlein.
Inzwischen ist er aber wieder normaler Fan sozusagen. Einer, der jetzt natürlich auch einen besonderen Blick auf den Verein hat. Aber trotzdem einer von ihnen, einer der etwa 35.000 Vereinsmitglieder und so viel mehr Fans des 1. FC Nürnberg, die im Stadion zusammenkommen. „Das Stadion ist ein Ort für alle sozialen Schichten, für alle Altersgruppen“, sagt Grethlein. Die seien natürlich nicht gleichermaßen repräsentiert, aber einen durchschnittlichen und repräsentativen Stadionbesucher gäbe es sowieso nicht. „Sie treffen dort - ich sage mal salopp - den Proll und Sie treffen den Vorstandsvorsitzenden von einer börsennotierten Aktiengesellschaft. Und die unterscheiden sich vielleicht nicht einmal in der Hinsicht, wie sehr sie mit dem Club fiebern und leiden.“
Sie sind also sehr unterschiedlich, diese Club-Fans. „Ein Mix, auch von Multikulti“, wie Grethlein sagen würde. Eins verbindet sie aber. Die Liebe zum 1. FC Nürnberg. Eine Liebe, die sie alle nicht bereuen. Warum man Club-Fan wird, was die Corona-Pandemie für die Fanszene bedeutet hat und mehr erfahrt ihr in der dritten Folge „Wir melden uns vom Abgrund“ von unserem Podcast „Ein Fels in wilder Brandung“ zum 125-jährigen Club-Jubiläum, präsentiert von „Now Bio-Limo by Lammsbräu“.
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