Langjähriger Kapitän hört auf

Enrico Valentini und sein 1. FC Nürnberg: eine Liebesgeschichte auf Umwegen

Darius Kiesel

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10.05.2025, 08:50 Uhr
Sein Revier: Enrico Valentini wurde von der Nürnberger Kurve nach Abpfiff gebührend verabschiedet.

© IMAGO/Zink Sein Revier: Enrico Valentini wurde von der Nürnberger Kurve nach Abpfiff gebührend verabschiedet.

Fast 85 Minuten musste der gebürtige Nürnberger auf diesen Moment warten. Als er dann endlich den Platz betreten und die Binde angelegt hatte, dürfte Enrico Valentini so manches durch den Kopf gegangen sein. Sicherlich hätte der 36-Jährige seinem Publikum zum Abschied nur zu gerne etwas Zählbares hinterlassen. „Schade ist es für unsere Fans, die wirklich unfassbar waren“, schwärmte der Defensivmann. Der 1. FC Köln hatte, freilich unter gütiger Mithilfe von Michal Kukucka, jedoch andere Pläne. Überhaupt ist auch die Karriere des Routiniers keine, die stets den einfachen Weg genommen hat. Wie sollte es bei seiner tiefen Verbindung zum 1. FC Nürnberg auch anders sein?

Zwischenspiel in Baden-Württemberg - Rückkehr zum Club

Was sind schon 85 Minuten gegen sieben lange Jahre, die Valentini fernab seiner großen fußballerischen Liebe verbringen musste? Der Sohn italienischer Eltern durchlief sämtliche Nürnberger Jugendmannschaften, ehe für ihn vorerst Schluss beim Club war. Stattdessen ging es 2010 zum VfR Aalen. Vier Saisons lang lief der Rechtsfuß für den heutigen Oberligisten auf. In Jahr zwei schafften die Schwaben den Aufstieg in die 2. Bundesliga. 2014 folgte der Wechsel zum Karlsruher SC, wo sich Valentini schon bald als Stammkraft etablierte. Fast wäre bereits im ersten Jahr bei den Baden der ganz große Wurf gelungen: In der Relegation scheiterte man gegen den HSV denkbar knapp am Bundesliga-Aufstieg.

Im Sommer 2017 holte Andreas Bornemann den verlorenen Sohn schließlich zurück an den Valznerweiher. Es sollte nicht lange dauern, ehe der Rechtsverteidiger den größten sportlichen Erfolg seiner Vita verbuchen konnte. Unter Michael Köllner stieg der Club bekanntlich zum achten Mal ins Oberhaus auf. Einen wesentlichen Anteil daran hatte nicht zuletzt Valentini, der nur ein Spiel verpasste und starke elf Torvorlagen beisteuerte.

Anhaltende Ergebniskrise

Es folgten komplizierte Jahre - weniger für Valentini als für den FCN. Aus dem Tabellenkeller der Bundesliga ging es nahtlos in selbigen eine Spielklasse tiefer. Auch nachdem der freie Fall verhindert worden war, verblieb der Club zumeist in ernüchternden Tabellenregionen. Neben Hanno Behrens und Christian Mathenia zählte auch Valentini zu den Gesichtern der anhaltenden Misere. Dennoch dürfte kein Anhänger daran gezweifelt haben, dass der Defensivmann jederzeit alles für das Trikot seines Vereins auf dem Platz ließ.

Auch in den Jahren danach war der Publikumsliebling kaum aus der Nürnberger Elf wegzudenken. Trainer Robert Klauß setzte auf das Eigengewächs, verlieh ihm zudem die Kapitänsbinde. Für ein weiteres Highlight sorgte der Außenverteidiger mit seinem Derby-Tor im März 2021. Im Fürther Ronhof setzte Valentini einen Distanzschuss sehenswert - wenn auch abgefälscht - in die Maschen.

Spätestens ab dem Frühjahr 2023 ging die Spielzeit des Routiniers nach unten. In der noch laufenden Saison bringt es Valentini auf vier Kurzeinsätze, was jedoch wenig über seinen tatsächlichen Wert für die Mannschaft von Miroslav Klose aussagt. „Unglaublich wichtig“ sei der langjährige Kapitän gewesen, der als „verlängerter Arm“ des Trainers fungierte, wie Klose selbst betonte.

Neue Rolle zuletzt - zum Abschied winkt ein Rekord

Zudem nahm der Defensivspieler eine Vorbildfunktion für junge Akteure ein und ging nicht zuletzt mit Einsatz und Leidenschaft voran. Wie sehr Valentini intern fehlen wird, dürfte sich erst zeigen, sobald er tatsächlich die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hat. Immerhin geschieht dies ja nur halbherzig, betreut der 36-Jährige doch künftig die U14 seines Herzensvereins.

Indessen könnte sich Valentini bis dahin noch einmal mehr verewigen: Darf der Nürnberger auch kommende Woche gegen Braunschweig nur für ein paar Minuten mitwirken, zieht er gleich mit Hanno Behrens als Zweitliga-Rekordspieler beim Club. „In meinem Ranking bin ich keine Legende. Wenn die Fans mich so nennen, dann ist das wirklich herzerwärmend. Das freut mich wirklich unfassbar“, so der langjährige FCN-Akteur. Allerdings sprechen 24 Jahre in Diensten des 1. FC Nürnberg wohl für sich - schließlich wurde schon für weniger der Legendenstatus verliehen.

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