Mehr Kampf als Kunst

Kein Sieger im 271. Derby zwischen Club und Kleeblatt

Fadi Keblawi

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15.9.2023, 20:36 Uhr
Am Ende setzt sich keiner entscheidend durch: Das 271. Derby endete unentschieden.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Am Ende setzt sich keiner entscheidend durch: Das 271. Derby endete unentschieden.

Das 271. Derby zwischen dem 1. FC Nürnberg und der Spielvereinigung Greuther Fürth wurde mit einiger Spannung erwartet. Sonderlich überraschend war das nicht, weil ja auch die 270 Partien zuvor zwischen diesen beiden nur durch eine dünne Grenze getrennten Städte vom Publikum und den Hauptdarstellern auf dem Platz im Vorfeld selten einmal teilnahmslos begleitet wurden.

Diesmal aber sollte es ein Aufeinandertreffen der verschiedenen Fußball-Philosophien werden. So hatte das zumindest Alexander Zorniger angekündigt. Der Trainer der Spielvereinigung erlebte sein zweites Derby in verantwortlicher Position und hatte die Unterschiede zwischen seinem Nürnberger Kollegen Cristian Fiél und ihm vorab so zusammengefasst: "Cristian lässt Fußball spielen auf Teufel komm raus - und wir pressen auf Teufel komm raus."

Heraus kam dann eine Partie, die von allem ein bisschen und vor allem von allem ein bisschen zu wenig zeigte. Beim 1:1 (1:1) kontrollierte die Spielvereinigung den ersten Durchgang und kämpfte sich der Gastgeber nach dem glücklichen Ausgleich mit viel Einsatz zurück in die Partie. Es war vor allem im zweiten Durchgang ein kämpferisches Derby mit einem gerechten Ergebnis zwischen zwei Mannschaften, die während der 90 Minuten nicht beweisen konnten, dass sie in dieser Spielzeit mehr als Mittelfeld-Mannschaften der zweiten Liga sein können.

Wechsel auf beiden Seiten

Aufgeboten hatten beide Trainer Formationen, die wenig (Nürnberg) bis sehr wenig (Fürth) mit denen zu tun hatten, die vor der Länderspielpause ihre Partien in Kaiserslautern (Nürnberg) beziehungsweise gegen Hannover (Fürth) verloren hatten. Vor 47.000 Zuschauern im ausverkauften Max-Morlock-Stadion wechselte Fiél auf drei Positionen und musste unter anderem den rotgesperrten Christian Mathenia im Tor durch Carl Klaus ersetzen. Auf der anderen Seite musste Zorniger auch krankheitsbedingt gleich sechsmal umstellen, weil die unter anderem die beiden U21-Nationalspieler Jonas Urbig und Robert Wagner kränkelnd vom Länderspiel zurückgekommen waren. Sehr freiwillig hingegen beförderte Zorniger den gerade erst verpflichteten Niko Gießelmann in die Startelf.

Und Gießelmann, der Derby-Experte vergangener Tage, bewies schnell, dass er um die Bedeutung dieser Partie immer noch weiß. Es waren seine Fürther, die gleich beide Lager des Philosophie-Streits bedienten. Fürth presste und spielte - und der Club stand dem sehr lange sehr ratlos gegenüber.

Michalski mühelos

Nur acht Minuten dauerte es, da sah man die Fürther Überlegenheit auch auf der Anzeigetafel: Nach einem Eckstoß von Julian Green verlor Can Uzun seinen Gegenspieler Damian Michalski aus den Augen und der traf per Kopf recht mühelos zur Führung für das Kleeblatt, das seit dem ersten Spieltag auf einen Sieg wartete.

Der zweite Erfolg wurde nach dem 1:0 immer wahrscheinlicher. Asta traf nach 23 Minuten ebenfalls, Vorarbeiter Gießelmann aber hatte zuvor im Abseits gestanden. Trotzdem: Nürnberg war ehrlich beeindruckt von der Fürther Fußballkunst und schaffte es im ersten Durchgang selten einmal zu jenem schönen Spiel, für das der Club unter Fiél derzeit eigentlich bekannt ist. Ein Distanzschuss von Ali Loune und zwei Alleingänge von Benjamin Goller - mehr war da nicht in den ersten 44 Minuten.

Der VAR meldet sich

Nach 46 Minuten stand es trotzdem 1:1, weil sich der Videoschiedsrichter kurz zuvor eingeschaltet hatte. Er hatte im Fürther Strafraum ein Foul an Nürnbergs Innenverteidiger Florian Hübner erkannt. Schiedsrichter Robert Hartmann sah das nach dem Studium der Fernsehbilder genau so. Eine sehr freundliche Entscheidung für den 1. FCN, aber Uzun war das egal und das Derby zur Pause etwas glücklich für den Club wieder ausgeglichen.

Nach der Pause ging es weiter mit dem Feuerwerk - zunächst aber nur im Block der Gästefans, die ihren Vorrat an pyrotechnischem Material in die Nürnberger Nacht schossen. Auf dem Platz wurde es jetzt kämpferisch, wirklich ansehnlich sah das bis zum Schlusspfiff nicht mehr aus. Hübner verpasste per Kopf nach Ecke das 2:1 für den Club (76.), Fürths Srbeny schoss aus 16 Metern weit über das Tor (87.). Eine Minute vor dem regulären Ende entschärfte Linde noch einen Kopfball von Okunuki aus zwei Metern. Immerhin: Spannend blieb es bis zum Ende.

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