2:1 gegen den HSV: Geht da noch was für den Club?

Klauß: "Ich hatte das Gefühl, dass wir mal dran sind"

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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5.3.2022, 23:48 Uhr
Geht doch: Matchwinner Tim Handwerker (links) und Lino Tempelmann feiern sich und den Club.

© Löb Daniel/dpa Geht doch: Matchwinner Tim Handwerker (links) und Lino Tempelmann feiern sich und den Club.

Der Dank galt auch dem Greenkeeper. Auf dem kürzlich verlegten Rasen im Max-Morlock-Stadion wollte der Ball in der 88. Minute nicht mehr so, wie der Hamburger Torhüter wohl gedacht hatte. Aufsetzer, zack, drin. Das 2:1 für den 1. FC Nürnberg gegen Hamburger SV. „Es ist natürlich ärgerlich“, sagte also Daniel Heuer Fernandes, „dass wir durch so ein Dreckstor verloren haben.“

Tim Handwerker, verantwortlich für den kleinen Wutausbruch seines Kollegen, sah das natürlich etwas anders. Zumal er schon beim Mittagessen so eine Vorahnung hatte. „Ich hab’ zu Taylan Duman gesagt: Ich glaube, ich mach‘ heute einen mit rechts“, so der späte Siegtorschütze, der sein rechtes Bein sonst eigentlich nur hat, um nicht umzufallen.

Erstaunlicherweise hatte Handwerker auch sein erstes Tor für den Club gegen den Hamburger SV erzielt (Endstand 1:4) und sein zweites ebenfalls mit rechts, am ersten Spieltag der vergangenen Saison in Regensburg. Einfangen mussten sie ihn deshalb am späten Samstagabend nicht, Handwerker suchte freiwillig den Rest seiner Gruppe.

„Ich bin einfach stolz, dass sich die Mannschaft heute so belohnt hat“, sagte der früherer Hamburger Christian Mathenia, für den es deshalb kein Spiel wie jedes andere war. „Das ist ein besonderer Abend, einer der schönsten in dieser Saison“, schwärmte die Nummer eins nach Feierabend und dem ersten Saison-Erfolg gegen ein richtiges Spitzenteam der Liga.

Selbst in der Hand

Die Nürnberger können plötzlich auch Topspiele und sind jetzt selbst dabei, ein richtiges Spitzenteam zu werden. Gegen Sankt Pauli, Bremen und Darmstadt, die drei Vereine vor ihnen, müssen sie in nächster Zeit noch ran, neun Begegnungen sind es noch. Heißt: „Wer aufsteigen möchte, muss gegen uns gewinnen“, schlussfolgerte Trainer Robert Klauß vollkommen richtig. Heißt aber auch: Der FCN hat es ein Stück weit selbst in der Hand, vielleicht selbst noch aufzusteigen, aus einer guten noch eine sehr gute Runde zu machen.

„Schon unter der Woche „hatte ich das Gefühl, dass wir heute mal dran sind“, so Klauß, der sich besonders für Handwerker freute, „auch wenn’s kurz vor Schluss und vielleicht ein bisschen glücklich fällt“, dieses erlösende 2:1. Und es wird ihnen herzlich egal sein, wie der Sieg final zustande kam. „Das war genau der richtige Ball, eine Mischung aus Flanke und Schuss ins lange Eck“, fand Klauß und fand auch Handwerker, der seine Verhandlungsposition damit nicht verschlechterte.

Sein Vertrag läuft am 30. Juni aus, beide Seiten haben sich längst ausgetauscht, um zeitnah eventuell einen neuen zustande zu bringen. Wie es aktuell aussieht, wollten weder Handwerker noch Sportvorstand Dieter Hecking näher kommentieren. „Wenn es etwas zu verkünden gibt, werden wir das sagen“, meinte Handwerker am späten Samstagabend, „schaun wir mal, wann“ – und sah dabei nicht so aus, als würde er unbedingt weg wollen aus Nürnberg.

Vor dem HSV und Schalke

Er fühlt sich wohl hier, das hat er oft genug betont, auch wenn es nicht klappen sollte mit dem Sprung nach oben, man muss ja realistisch bleiben. Sollte Bremen am Sonntag gegen Dresden gewinnen, hätten der Zweite und Dritte jeweils 47 Punkte, der Club hat aktuell fünf weniger. Aber eine nicht zu unterschätzende Ausgangsposition im Endspurt.

Unter anderem vor dem HSV und Schalke zu stehen, gibt ihnen einen zusätzlichen Schub. „Das passt, trotzdem ist noch nichts erreicht“, versicherte Klauß, „wir wollen einfach jeden Punkt mitnehmen.“ Und dabei eklig, giftig bleiben. Es soll den Gegnern, wie sie auch immer heißen mögen, keinen Spaß machen, gegen Nürnberg anzutreten.

Auch Hamburgs Trainer sah hinterher nicht so aus, als hätte er den Club ins Herz geschlossen. Warf Klauß‘ Elf stattdessen mindestens indirekt eine destruktive Spielweise vor. Tim Walter verliert nur äußerst ungern, das merkte man ihm an, und schon gleich gar nicht so. Durch einen „Lucky Punch, der gar kein Lucky Punch war“ (Walter).

Tim Handwerker sah das etwas anders. „Wenn die so einen reinschießen, steht’s auch 2:1“, sagte der Matchwinner, „den Sieg nehmen wir gerne mit.“ Erst recht so einen späten, der ihnen auch noch ungeahnte Perspektiven eröffnet. „Wenn wir so gallig sind“, betonte Handwerker, „haben wir gegen jede Mannschaft eine Chance.“

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