Club-Kolumne "Nur der FCN"

Nicht darüber reden, Weißbier trinken: Der Club vor 30 Jahren

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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20.11.2023, 15:00 Uhr
"Das Höchste": Hans Dorfner nach einem Heimspielsieg.

© imago images/Kicker/Liedel, NN "Das Höchste": Hans Dorfner nach einem Heimspielsieg.

Die zweite Karriere beim 1. FC Nürnberg dauerte ziemlich genau eine Saison lang und endete ziemlich genau mit dem Bundesliga-Abstieg. Das einstige Super-Talent plagte sich nicht erst 1993/94 mit unzähligen körperlichen Problemen herum, die im Sommer bedauerlicherweise zu seiner Sportinvalidität führten. Vier Einsätze bis September in seiner Abschiedsrunde, mehr ging einfach nicht mehr.

Regelmäßige Besucher von Heimspielen dürften sich vor 30 Jahren auch wegen seiner folgenden Dienstunfähigkeit ein bisschen gewundert haben über die eine oder andere Anzeige im Stadionmagazin „Der Club“. Obwohl zu einer Zeit, als man sich Fußball ohne Bier nur schwer vorstellen konnte, selbst auf professioneller Ebene.

Da konnte der Kollege Jörg Dittwar in unmittelbarer redaktioneller Nachbarschaft noch so sehr ein Sportgetränk anpreisen („Isoaktiv – bringt die Power!“) und Andreas Köpke ein „Kaiser“ nach dem anderen hochhalten – alkoholfrei, versteht sich. Die meiste Aufmerksamkeit zog Hans Dorfner auf sich, in seinem viel zu weiten Hemd und seiner viel zu weiten Hose.

Zentraler Slogan

„Nicht drüber reden. Trinken!“, so lautete der zentrale, der stets wiederkehrende Werbeslogan nach jeder Hans-Dorfner-Botschaft; mal sah man ihn ein kleinkindgroßes, randvolles Weißbierglas stemmen, mal joggend, mal mit Ball am rechten Fuß, mal mit dem linken Fuß auf einer Bierkiste. Der Vorzeigeoberpfälzer schenkte sich ja schließlich am liebsten: das „Erste Laufer Weissbier“ ein.

Wieviele Flaschen ungefähr pro Tag und wann, das verrieten die Anzeigen nicht. „Der Mann macht keine Kompromisse: nicht beim Spiel und nicht beim Vergnügen“, konnte man da aber lesen, danach, neben Hans Dorfners Bild: „Laufend!“ Laufend? „Hans Dorfner auf die Frage, wie oft er denn sein Lieblings-Weissbier trinken würde“.

Der dauerverletzte Profi eines vom Bundesliga-Abstieg bedrohten Vereins, der sein Lieblings-Weißbier am liebsten laufend trinken würde – so mancher Fan dürfte ein wenig irritiert gewesen sein ob seiner natürlich nicht ganz ernst gemeinten Freizeitgestaltung. „Hans Dorfner auf die Frage: Was ist es für ein Gefühl, nach einem guten Spiel sein Lieblingsweißbier zu trinken?“ – „Das Höchste!“

"Kompromisslos ehrlich"

Wohltuend bodenständige Antworten eines wohltuend bodenständigen Menschen. „So ist er nun mal. Er macht aus seinem Herzen keine Mördergrube“, überschrieb auch die Brauerei ihre Kaufempfehlungen, oder: „Er ist kompromisslos ehrlich. Wir veröffentlichen es trotzdem.“ Was Hans Dorfner noch lieber wäre als sein Lieblingsweißbier? „Ein Tor für den Club!“

Das letzte für den Club und in seiner Karriere gelang ihm am 3. April 1993, beim 1:4 gegen den FC Schalke; die „Königsblauen“ hatten damals „R’activ“ auf ihren Trikots stehen, den Namen eines merkwürdigen Getränks auf Milch- und Fruchtsaftbasis mit vielen Mineralstoffen, Vitaminen und sogar Traubenzucker, „ein richtiges Energiepaket“, fand selbst Boris Becker.

Fand vielleicht auch Hans Dorfner, zog es aber trotzdem vor, authentisch zu bleiben. „Ich steh‘ drauf“, gab er medial zu, auf das „Erste Laufer Weissbier“. In einen Rausch konnte sich der siebenmalige Nationalspieler trotzdem nicht mehr spielen für den 1. FC Nürnberg, wirklich sehr schade.

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