Testspiel bei Sparta

Nürnberg grüßt Europa: Bis zu 3000 Club-Fans pilgern nach Prag

Uli Digmayer

Sportredaktion

E-Mail zur Autorenseite

21.1.2023, 05:55 Uhr
Auch beim Testspielsieg gegen Schalke 04 (1:0) im Trainingslager im türkischen Belek konnte sich der 1. FC Nürnberg auf die Unterstützung seiner Fans verlassen. 

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Auch beim Testspielsieg gegen Schalke 04 (1:0) im Trainingslager im türkischen Belek konnte sich der 1. FC Nürnberg auf die Unterstützung seiner Fans verlassen. 

Dublin, Lissabon, Istanbul, Amsterdam, St. Etienne, Madrid, Rom, Bukarest oder St. Petersburg - die Zeiten, in denen der 1. FC Nürnberg zum Fußballspielen durch halb Europa reiste, sind lange passe - und dürften so schnell auch nicht wiederkehren. Was den Fans bleibt, sind gelegentliche Freundschaftsspiele mit internationalem Flair. In der jüngeren Vergangenheit durften sie im Max-Morlock-Stadion Top-Vereine wie Paris Saint-Germain oder den FC Arsenal erleben. 2017 ging es in Südtirol gegen Inter Mailand, 2019 schaute man bei den alten Freunden von Rapid Wien vorbei.

Auch mit dabei: Danny Blum darf sich in Prag im Club-Trikot zeigen. 

Auch mit dabei: Danny Blum darf sich in Prag im Club-Trikot zeigen.  © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Wenn es nun am Samstag (14 Uhr) zum AC Sparta Prag (mit den beiden Ex-Nürnbergern Asger Sörensen und Ondrej Celustka) geht, mobilisiert das prompt die Massen. "Nürnberg grüßt Europa - Alle nach Prag!" - getreu diesem Motto wollen bis zu 3000 Anhänger ihre Mannschaft in die knapp 300 Kilometer entfernte "Goldene Stadt" an der Moldau begleiten. Um 12 Uhr trifft sich ein Teil der Reisegruppe am Altstädter Ring, um gemeinsam zur 18.944 Zuschauer fassenden Generali Arena auf der Letna-Ebene zu marschieren.

Extra für diese auch in historischer Sicht reizvolle Partie erscheint die erste Ausgabe des neuen Nürnberger Fanzines "Der Schlachtenbummler". Auf 68 Seiten blickt das vom RSQ e.V. (Rot-Schwarzes-Quartier) herausgegebene und im nostalgischen Retro-Style designte Heft detailliert auf die bisherigen 17 Duelle zwischen dem 1. FCN und Sparta zurück. Die Premiere datiert aus dem Jahre 1921, das 0:0 war für den damals dreifachen deutschen Meister ein Achtungserfolg.

Als bis dato größter Triumph der Franken ging die Partie vom 1. Oktober 1922 in die Club-Annalen ein. Sparta, das seit 1917 zu Hause nicht mehr verloren hatte, galt in Europa eigentlich als unschlagbar, musste sich den Gästen dann aber sensationell mit 0:3 beugen. "Man kann Nürnberg als die beste Mannschaft des Kontinents betrachten", schwärmte danach der tschechische Verbandskapitän ehrfurchtsvoll.

"Völkerversöhnende Sportfreundschaft"

"Für die friedliche Mission des Sportes waren die ersten Treffen nach dem Weltkrieg von international bedeutsamer Auswirkung. Die beiden Spitzenvereine schrieben mit dem Aufbau ihrer völkerversöhnenden Sportfreundschaft ein Blatt der Geschichte mit", hieß es in einem Rückblick der FCN-Vereinszeitung vom September 1967 anlässlich eines erneuten Wiedersehens, das 1:1 endete.

"So einen Sturm werden wir selten wieder einmal sehen und noch seltener eine so pfundige Schußgewalt. Nur zwei tüchtige Torhüter, wie sie uns heute zur Verfügung standen, dazu mit dem nötigen Glück gesegnet, können da bestehen", schwärmte der damalige Berichterstatter.

Wenn sich der Club nun nach längerer Pause zum 18. Mal mit dem tschechischen Rekordmeister (zwölf Titel) und aktuellen Tabellendritten der Fortuna Liga misst, hat das mit der einst "besten Mannschaft des Kontinents" eher wenig zu tun. Man steckt wieder einmal im Abstiegskampf der Zweiten Liga, vom sechsten und letzten Testspiel in der Winterpause, das im Zuge des Transfers von Innenverteidiger Sörensen zu Sparta bereits im Juli 2022 vereinbart worden war, erhofft sich Trainer Markus Weinzierl finale Aufschlüsse für den Rückrundenauftakt am 29. Januar beim FC St. Pauli: "Wir nehmen das Spiel hundertprozentig ernst. Wir werden von einem Top-Gegner gefordert und werden sehen, wie weit wir sind."

Bewährungschance für Blum?

Die Zeit der Experimente ist jedenfalls vorbei, die Startelf von Prag dürfte auch zu großen Teilen eine Woche später das Vertrauen erhalten. "Natürlich gibt es immer zwei, drei Härtefälle oder Alternativen, aber wir werden das Spiel nutzen, um jeden zu sehen, der theoretisch von Anfang an spielen könnte", kündigte Weinzierl an.

Dann erhält auch Danny Blum eine Bewährungschance. Der 32-jährige Offensivmann, der sich im Probetraining für einen erneuten Vertrag am Valznerweiher beworben hatte, mache "einen guten Eindruck", befand Weinzierl schon Mitte der Woche, "er zeigt sich engagiert und fit." Am Freitag unterschrieb Blum beim FCN. So ist Prag am Samstag auch für ihn eine Reise wert.

4 Kommentare