Licht und Schatten

Ökonomie und Ökologie im Fokus: Der Saison-Nachhaltigkeitsbericht des 1. FC Nürnberg

Georgios Tsakiridis

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30.11.2023, 09:38 Uhr
Luftbild des Nürnberger Max-Morlock-Stadions.

© Oliver Acker, www.digitale-luftbilder.de Luftbild des Nürnberger Max-Morlock-Stadions.

Normalerweise ist man als Vertreter der schreibenden Zunft von Profi-Fußballklubs Pressemitteilungen zu Spieltagsthemen, Sportlern oder wichtigen Veranstaltungen gewohnt. Und normalerweise sind im Aufstellungsbogen des 1. FCN elf Spieler der Startformation aufgelistet. Doch in seiner Nachhaltigkeits-Startelf stellt der Club keine Profis, sondern elf Faktoren heraus, die Verein, Mitarbeiter, Mitglieder, Fans und Partner als wichtig bewertet haben.

Eines vorweg: Bei der Umsetzung seiner Nachhaltigkeitsstrategie befindet sich der Verein laut Zertifizierungsunternehmen der Deutschen Fußball Liga (DFL) "umgerechnet in der 70. Spielminute", erklärt der kaufmännische Vorstand Niels Rossow den Fortschritt mithilfe einer Fußball-Analogie. Soll heißen, der FCN ist auf einem guten Weg. Bei der Bewertung durch die Prüfgesellschaft habe man "Schwachstellen, aber auch viel Positives" entdeckt, verrät Rossow.

Beispielsweise seien Fortschritte bei der ökonomischen Nachhaltigkeit festzustellen - das manifestiert sich am deutlichsten in dem positiven Geschäftsergebnis mit 0,3 Millionen Euro Jahresabschluss, das der Finanzchef vor kurzem bei der Jahreshauptversammlung vermelden durfte. Im Bereich Ökologie müsse der 1. FC Nürnberg dagegen noch aufholen und veröffentlicht seinen CO₂-Abdruck zur Veranschaulichung.

In der Saison 2021/22 hat der Club laut eigener Aussage etwa 7.500 Tonnen CO₂ ausgestoßen. Dieser Wert sich aus drei Bereichen zusammen: Den direkten und indirekten Emissionen zum Beispiel durch den Kraftstoffverbrauch von Dienstwägen sowie den Energiebedarf der Geschäftsstelle. Und den indirekten Emissionen bei Tätigkeiten und Aktivitäten des Vereins zum Beispiel bei der An- und Abreise von Mannschaft und Fans zum Spieltag oder der Produktion von Merchandise-Artikeln.

Eine Verkehrs- und Mobilitätsanalyse hat ergeben, dass die Fanmobilität größter Treiber für den Ausstoß von Treibhausgasen durch den Verein und seine Aktivitäten ist. 90 Prozent, oder über 6.700 Tonnen entfallen allein auf die Mannschafts- und Fanreisen einer Saison. Für über die Hälfte davon ist die Heimfanmobilität verantwortlich, also die An- und Abreise der Clubfans zum Max-Morlock-Stadion.

Auch hier haben die Verantwortlichen zur Veranschaulichung einen Vergleich vorbereitet. Die 7.500 Tonnen CO₂ entsprechen 660 Millionen Fußbällen, die man im Max-Morlock-Stadion über 400 Meter aufeinander stapelt. "Würden wir ein Fußballfeld am Sportpark Valznerweiher mit Solarpanelen ausstatten, könnten wir für ein Jahr den Strombedarf von fünf bis zehn Prozent der Haushalte des angrenzenden Stadtteils Zerbabelshof decken", ergänzt der Finanzvorstand.

Insgesamt finden sich in der Nürnberger Nachhaltigkeitsstrategie elf Fokusthemen, darunter unter anderem die Verbesserung des Stadion- und Spieltagserlebnisses, der betriebliche Klima- und Umweltschutz, digitale Transformation und verantwortungsvolle Mobilität. Zum Erreichen seiner Ziele will der Verein die Dienstwägen schrittweise auf E-Mobilität umstellen, das Abfallmanagement verbessern und nachhaltige Mobilität für Fans - etwa mit verstärktem Fokus auf Bus und Bahn - stärken.

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