Verliehen, verloren? Diese Club-Leihen gingen nicht auf

Dass dieser Linus Rosenlöcher ein talentierter Fußballer ist, davon sind sie beim 1. FC Nürnberg nicht erst überzeugt, seit der 20-Jährige zum Ende der vergangenen Saison ein 2:5-Debakel beim Hamburger SV mit einem fulminanten Traumtor ein bisschen aufgehübscht hat. Nur liegt Rosenlöchers Kernkompetenz eben eher im Toreverhindern, und das mag man dem Eigengewächs, 2016 von der SpVgg Mögeldorf an den Valznerweiher gekommen, nach insgesamt 42 Zweitliga-Minuten wohl noch nicht so recht zutrauen. Spätestens mit der Verpflichtung von Routinier Konstantin Rausch hätte Rosenlöcher eine dauerhafte Präsenz in der Regionalliga-Reserve gedroht – weshalb der Linksverteidiger nun beim Drittligisten FSV Zwickau geparkt wird. „Das macht für ihn Sinn und das macht für uns Sinn“, kommentierte Sportvorstand Dieter Hecking den Deal. Aber macht es das wirklich? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der Plan, begabte Jungprofis andernorts Spielpraxis sammeln zu lassen, um sie dann im Idealfall als gereifte Kicker zurückzubekommen, kaum einmal funktioniert hat. Zumindest nicht beim Club. Die Gründe sind vielfältig: Mal stagnierte die Entwicklung, mal fehlte das Vertrauen des Trainers, mal wurde auch schlicht das Potenzial nicht erkannt. 13 exemplarische Fallbeispiele aus den vergangenen zehn Jahren:

1 / 13

Markus Mendler

Sorgte 2010 für ein bisschen Furore, als er mit 17 Jahren sein Bundesliga-Debüt geben durfte, wurde dann aber vom Verletzungspech ausgebremst und nach 16 Bundesliga-Einsätzen im Januar 2014 an den SV Sandhausen ausgeliehen. Verletzte sich dort nach nur zwei Spielen erneut schwer. Kam beim Club nur noch in der zweiten Mannschaft zum Einsatz. Wechselte 2015 zu den Stuttgarter Kickers, stieg später mit dem 1. FC Saarbrücken in die 3. Liga auf und kickt heute in der Regionalliga Südwest für den FC Homburg.
  © imago images/Contrast, NN

2 / 13

Philipp Klement

War Dieter Nüssing in Kaiserslautern positiv aufgefallen und bekam deshalb 2011 einen Dreijahresvertrag. Der technisch versierte Spielmacher wurde dann aber als „zu klein“ für die Bundesliga erachtet, im Januar 2013 an Hansa Rostock ausgeliehen und nach der Rückkehr nur noch in der U21 eingesetzt. Landete über die Stationen Mainz und Paderborn 2019 schließlich beim VfB Stuttgart – und ist dort nun nicht mehr zu klein für die Bundesliga. © Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink

3 / 13

Manuel Zeitz

 Wechselte 2011 vom 1. FC Saarbrücken zum Club, kam aber nur in der U21 zum Zug. Wurde an den SC Paderborn erst verliehen und dann verkauft. Kehrte nach einem Intermezzo bei Energie Cottbus 2016 nach Saarbrücken zurück.
  © Zink

4 / 13

Benjamin Uphoff

 Stieg 2013 aus der U21 zum Torwart Nummer drei hinter Raphael Schäfer und Patrick Rakovsky auf – ohne echte Perspektive. Wurde 2014 zunächst an den VfB Stuttgart II ausgeliehen und im Jahr darauf von den Schwaben fest verpflichtet. Zog 2017 weiter zum Karlsruher SC, wo er sich als verlässlicher Stammkeeper etablierte. Unterschrieb im Sommer beim SC Freiburg, ist dort nun der Vertreter des früheren Fürthers Mark Flekken.
  © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

5 / 13

Julian Wießmeier

 Erzielte 2011 bei seiner Bundesliga-Premiere gleich ein Tor gegen Hannover 96 und galt als Versprechen für die Zukunft. Der Durchbruch sollte dem gebürtigen Nürnberger aber nicht gelingen. Wurde an Jahn Regensburg sowie kurzzeitig an Wehen Wiesbaden ausgeliehen und wechselte dann 2015 zu Austria Lustenau. 2020 stieg der quirlige Offensivmann mit dem SV Ried in die österreichische Bundesliga auf. © Sportfoto Zink / DaMa

6 / 13

Antonio Colak

 Empfahl sich 2013 als Torjäger der Club-Amateure für höhere Aufgaben, wurde dann aber lieber an den polnischen Erstligisten Lechia Gdansk verliehen. 2015 holte ihn Hoffenheim – und schickte ihn auf eine wahre Leih-Odyssee nach Kaiserslautern, Darmstadt, Ingolstadt und Rijeka, das ihn schließlich behielt. Colak wurde Torschützenkönig in Kroatien und wechselte 2020 für drei Millionen Euro Ablöse zu PAOK Saloniki. Von dort inzwischen wieder mal verliehen an Malmö FF.
  © ANDREAS HILLERGREN, AFP

7 / 13

Willi Evseev

Hatte sich nach "guten Gesprächen" mit Martin Bader und Gertjan Verbeek im Dezember 2013 überzeugen lassen, zur neuen Saison vom VfL Wolfsburg zum Club zu wechseln. Als Evseev dann kam, war Verbeek längst weg und der Club in der 2. Liga. Nach eineinhalb Reservistenjahren wurde der Offensivmann bis zum Ende der Rückrunde an Holstein Kiel verliehen. Nach einer weiteren trostlosen Saison in Nürnberg wechselte Evseev 2017 zu Hansa Rostock, heute spielt er für den SV Meppen.
  © Sportfoto Zink / WoZi

8 / 13

Tobias Pachonik

Durfte 2014 in den letzten beiden Saisonspielen den Abstieg finalisieren, war in der 2. Liga dann kaum noch gefragt. Nach einer Leihe zu den Stuttgarter Kickers wurde der Vertrag des Eigengewächses aufgelöst. Schaffte es über den FC Schalke 04 II immerhin noch in die italienische Serie B (Carpi FC), wo er 2018 zum besten Außenverteidiger gewählt wurde, und in die niederländische Eredivisie (VVV-Venlo).
  © Fotostand / van der Velden via www.imago-images.de

9 / 13

Philipp Hercher

Wurde 2015 gemeinsam mit Cedric Teuchert aus der Jugend zu den Profis befördert, konnte sich aber nicht durchsetzen und wurde in der Folgesaison an Drittligist VfR Aalen verliehen, wo die Entwicklung des Stürmers stagnierte. Spielte nach der Rückkehr in den Planungen keine Rolle mehr, wechselte 2018 zur SG Sonnenhof-Großaspach und zog dann nach Kaiserslautern weiter. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

10 / 13

Simon Rhein

War 2017 aus der Jugend von Bayer Leverkusen zur Club-Reserve gekommen. Schaffte es zwar in den Profikader, sollte nach elf Einsätzen dann aber bei den Würzburger Kickers Spielpraxis sammeln. Leistete dort als Stammkraft seinen Beitrag zum Zweitliga-Aufstieg, dennoch hatte Robert Klauß in Nürnberg keine Verwendung für den defensiven Mittelfeldmann. Also wechselte Rhein im Winter nach Rostock und leistete dort als Stammkraft seinen Beitrag zum Zweitliga-Aufstieg.
  © Sportfoto Zink / DaMa

11 / 13

Kevin Goden

Kam 2018 aus der Jugend des 1. FC Köln zum Club, weil da sein früherer Coach Boris Schommers als Co-Trainer arbeitete. "Wir sehen viel Talent in ihm und hoffen, dass ihm hier die nächsten Schritte in der Entwicklung gelingen", sagte Sportvorstand Andreas Bornemann. Nach nur fünf Bundesliga-Einsätzen sollte der flinke Außenbahnspieler die nächsten Schritte dann lieber bei Eintracht Braunschweig machen, was auch nicht so recht gelingen mochte. Folgte nach einem weiteren Jahr bei der U21 seinem Ex-Trainer Michael Köllner zum TSV 1860 München.
  © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

12 / 13

Törles Knöll

Kam 2019 mit der Empfehlung von 28 Toren für die Reserve des HSV, konnte sich gegen die namhafte Konkurrenz aber nicht durchsetzen und wurde an Wehen Wiesbaden verliehen. „Wir glauben an den Jungen, aber er braucht jetzt unbedingt Spielpraxis“, befand Sportvorstand Robert Palikuca. Als Knöll nach einem frustrierenden Jahr im Schatten eines gewissen Manuel Schäffler zurückkehrte, war Palikuca beim Club Geschichte – und Knöll bald in Kroatien bei Slaven Belupo.
  © Sportfoto Zink / Thomas Hahn

13 / 13

Jakov Medic

Wechselte 2018 von NK Vingradar als hoffnungsvolles Talent in die U21, ließ dort seine Qualitäten erahnen und bekam einen Dreijahresvertrag als Profi. Wurde dennoch für zwei Jahre an Wehen Wiesbaden verliehen, wo man den Defensivallrounder schnell zu schätzen lernte und im Januar 2021 fest an sich band. Dank einer Ausstiegsklausel zog Medic aber schon im Sommer weiter zum FC St. Pauli, wo er sich ebenfalls sofort in der Stammelf etablierte und als "echter Mentalitätsspieler" (Sportchef Bornemann) den Kiez rockt. © Axel Heimken, dpa