Blick auf die Zahlen

War der Club zu brav und zu passiv für den Aufstieg?

24.5.2022, 08:44 Uhr
Dribbler und Passempfänger: Manchmal haben Mats Möller Daehli und Nikola Dovedan schon auch zusammengefunden.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Dribbler und Passempfänger: Manchmal haben Mats Möller Daehli und Nikola Dovedan schon auch zusammengefunden.

Wer noch ein paar fürchterliche Statistiken zur Saison des 1. FC Nürnberg sucht, wird einigermaßen schnell fündig. Das Problem: "Das wird so bleiben", sagt Robert Klauß, der Trainer, der mitverantwortlich ist für diese Statistiken. Klauß erkennt in den schlechten Werten nämlich kein Problem - zumindest nicht in allen.

Aber von vorne: Der Club hat die wenigsten Fouls der zweiten Liga produziert, er hat die wenigsten Defensivaktionen pro Minute gegnerischen Ballbesitzes, er hat die schlechteste Kopfballquote aller Zweitligisten, er ist 16. bei den Pässen für Raumgewinn und 14. bei den Pässen ins letzte Drittel. Stattdessen ist man Sechster bei den Dribblings und Siebter bei den Läufen für Raumgewinn. War der Club der Saison 2021/22 also zu brav, zu passiv, zu klein und zu ballverliebt?

Nein, sagt Klauß, so allgemein kann man das nicht formulieren. Man muss es - wie bei fast allen Zahlen - ins große Ganze einbetten. Zum Beispiel in der Offensive, zu ballverliebt ist der Club nicht, sagt Klauß. Es ist nur so, dass "unsere wirkungsvollsten Spieler in dieser Saison" Lino Tempelmann und Mats Möller Daehli waren. Beide werden zurecht für ihre dynamischen Dribblings gelobt.

Gesucht: ein Passempfänger

Ein Selbstzweck sind die Alleingänge nicht, womit man dann doch bei einem kleinen Problem angekommen wäre. "Für die Pässe ins letzte Drittel braucht man auch Passempfänger", sagt Klauß, "da waren wir nicht gut dieses Jahr, das wollen wir ändern." Heißt: Auf der Suche nach einem neuen Angreifer wird genau das eine Rolle spielen.

Wenn der Neue gefunden ist, wird sich an den anderen Werten aber eher wenig ändern - zum Beispiel an den wenigen Fouls. "Mannschaften, die von mir trainiert werden, sind schon immer die liebsten der Liga", sagt Klauß, "die Statistik bringe ich mit." Er bringt sie nicht nur mit, er kann sie auch erklären beziehungsweise verteidigen. "Ich mag es lieber, dass wir Bälle erobern, anstatt den Angriff zu unterbinden."

Lieber ein Foul weniger

Das ist also auch Taktik. "Wir spielen wenig mannorientiert. Die Mannschaften, die mannorientiert spielen haben automatisch viele Zweikämpfe und foulen auch viel, weil sie wissen, dass sie sonst hinten in Unterzahl geraten", sagt Klauß. Der Club unter Klauß hingegen lässt lieber mal einen Zweikampf oder ein Kopfballduell weg, was auch erklärt, warum man den Gegner verhältnismäßig lange den Ball besitzen lässt: "Wir gewinnen den Ball lieber klar, indem wir Überzahl in Ballnähe herstellen, und machen dann sofort weiter."

In anderen Zusammenhängen würden die Zahlen ihm also mehr Sorge bereiten, so schaut er einigermaßen entspannt auf die Lage. "Schlimm wäre es, wenn wir die Art von Fußball hätten, aber ganz oft foulen würden - weil dann würden wir taktisch ganz viel falsch machen", sagt Klauß noch. Dann wäre man nämlich nicht zu brav, zu ballverliebt oder zu passiv, sondern einfach zu dumm.

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