1. FC Nürnberg: Club droht ein radikaler Einschnitt

20.2.2009, 00:00 Uhr
1. FC Nürnberg: Club droht ein radikaler Einschnitt

© Eduard Weigert

Dafür, dass das Thema seit Sonntag offiziell auf dem Index steht, wird weiter erstaunlich oft über den Aufstieg gesprochen beim 1. FC Nürnberg. Marek Mintal lässt sich genauso wenig davon abbringen wie Sportdirektor Martin Bader oder Präsident Michael A. Roth. Was sind schon sieben Punkte Rückstand bei 14 ausstehenden Partien. Der allgemeine Tenor lautet: Die Saison ist noch lang.

Luxusetat ist nicht mehr drin

Das Prinzip Hoffnung hat freilich einen ziemlich ernsten Hintergrund. Sollte der Club, wonach es derzeit stark aussieht, in der Zweitklassigkeit hängenbleiben, drohen tiefgreifende Einschnitte. Einen Luxusetat wie für die laufende Runde in Höhe von 15 Millionen Euro werden sich die Nürnberger nicht mehr leisten können - außer, die Transfererlöse wären wieder außergewöhnlich hoch. Roth hat es gegenüber der Bild-Zeitung so umschrieben: Falls man die Bundesliga-Rückkehr verfehlen sollte, «werden wir den Gürtel deutlich enger schnallen und uns sicher von einigen teuren Spielern trennen«.

Konkret hieße das: Peer Kluge, der wegen seiner Rückenschmerzen gestern wieder nicht trainieren konnte, Javier Pinola und Angelos Charisteas wären im Sommer gegen eine entsprechende Ablöse zu haben, wahrscheinlich auch Andreas Wolf. «Wir wären gezwungen, einen radikalen Schnitt zu machen«, sagt Finanzchef Ralf Woy, wodurch sich die sportlichen Perspektiven wohl kaum verbessern würden. Es droht ein Teufelskreis aus finanziellen Zwängen und fußballerischer Bedeutungslosigkeit, ausgelöst durch notwendig gewordene Sparmaßnahmen - denn überdurchschnittlich gute Spieler kosten eben auch überdurchschnittlich viel Geld.

Keine zusätzliche Verschuldung

Woy hofft, das Geschäftsjahr 2008/2009 noch mit einer ausgeglichenen Bilanz abschließen zu können. Was danach kommt, hängt fast ausschließlich vom Abschneiden der Profi-Mannschaft ab. Klar ist eigentlich nur, dass man sich nicht mehr verschulden will. Das Streben nach sportlichem Erfolg soll die wirtschaftliche Konsolidierung nicht gefährden; dank beträchtlicher Mehreinnahmen in den letzten beiden Bundesliga-Spielzeiten mit Pokal-Sieg und Uefa-Cup-Teilnahme hat der einstige Schulden-Club seine Darlehensverbindlichkeiten immerhin komplett tilgen können. Doch sind die fetten Jahre vorbei.

«Ein Etat wie in dieser Saison wäre nicht dauerhaft haltbar«, formuliert es Woy vorsichtig, «nur sagt der größte Etat nicht aus, dass man Erster wird.« Stimmt, sonst wäre der Club Erster. Und der Blick nach vorn lässt Woy nicht gerade mit der Zunge schnalzen; das zugeteilte Geld aus dem Fernsehvertrag, aktuell rund sieben Millionen Euro pro Jahr, wird um rund vier Prozent zurückgehen, auch die Zuschauereinnahmen wären wohl nicht auf dem aktuell hohen Niveau zu halten. Wenigstens sind fast alle Sponsoren «langfristig gebunden«, sagt Woy; selbst Wackelkandidat mister*lady erwägt trotz eines erheblich zusammengestrichenen Werbebudgets, sein Engagement beim 1. FC Nürnberg über den 1. Juli hinaus fortzusetzen. «Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen«, sagt Woy.

«Finanziell in einer guten Spur«

Blieben als vierte Säule die Transfererlöse. Nach dem Abstieg flossen aus Verkäufen rund 15 Millionen Euro auf das Club-Konto, wovon der Verein noch heute zehrt. «Wir sind finanziell in einer guten Spur«, sagt Woy deshalb, die man auch im Fall des Klassenverbleibs nicht verlassen möchte. «Wir werden auch in der neuen Saison eine Mannschaft haben, die aufsteigen will«, sagt Woy. Ob sie es auch kann, steht wiederum auf einem anderen Blatt – denn, wie gesagt, «wir müssten den Gürtel enger schnallen, viel enger«.

Solange der Aufstieg zumindest noch theoretisch möglich ist, will Woy die Hoffnung aber nicht aufgeben. «Wir wollen zurück in die Bundesliga«, sagt Woy, «die Frage ist nur, wann wir es schaffen.« Und wie viele Millionen künftig noch zur Verfügung stehen.