1. FCN: Glück gehabt im Schweinespiel

14.9.2009, 00:00 Uhr
1. FCN: Glück gehabt im Schweinespiel

© dpa

Die Borussia sah etwas besser aus, aber am Ende hieß es 1:0 (1:0) für Nürnberg. Klappe zu, Affe tot? Naja, fand Kapitän Schäfer, «so schlecht war es ja auch nicht», bloß: «Es klappt eben nicht immer alles so reibungslos, wenn du mit vier 19-Jährigen auf dem Platz stehst.»

Ansehnliches 27-Minuten-Debüt von Eric Choupo-Moting

Es waren drei; Eric Choupo-Moting ist schon 20 und damit alt genug, um grundsätzliche Erfahrungen preisgeben zu dürfen. Schön? Nicht so schön? «Das ist Fußball», sagte der Neuzugang nach seinem ansehnlichen 27-Minuten-Debüt. Meistens gewinnt einer, und wenn das ein Aufsteiger ist, wäre der schlecht beraten, am ersehnten ersten Erfolgserlebnis herumzumäkeln.

Schon eher durften sich die Borussen beschweren, die ihr Trainer Michael Frontzeck «ordentlich bis gut» fand, «bloß Kleinigkeiten» hätten leider gefehlt. Sieht man davon ab, dass in den gemeinten Kleinigkeiten der Sinn des ganzen Spiels liegt, hatte Frontzeck schon recht: Seine Elf spielte weniger flatterhaft als ein engagiertes, indes mit wechselndem Erfolg um seinen Rhythmus kämpfendes Nürnberg, aber vorm Tor blieb Gladbach zu umständlich – dass mit dem kurz vor Schluss etwas irrlichternden Dennis Diekmeier beinahe ein Nürnberger das 1:1 für den Gast besorgt hätte (Schäfer parierte gegen seinen eigenen Verteidiger sicher), ließ ahnen, was Frontzeck meinte.

Havard Nordtveit beeindruckt

Den Borussen gelang es kaum, den umtriebigen Raul Bobadilla richtig in Szene zu setzen – immer kurz vorm Ziel sah sich der Gast entscheidend gestört von den sehr starken Nürnberger Innenverteidigern Dominic Maroh und Javier Pinola, den besten ihres Teams neben Havard Nordtveit. Der ist 19, «überragend» fand nicht nur Schäfer den von Arsenal London ausgeliehenen Norweger auf der Position vor der Vierer-Abwehrkette, und so hatte man am Ende neben dem ersten Saisonsieg doch ein paar Argumente für den neuen Nürnberger Stil eingesammelt. Wer gewinnt, kann im Fußball nicht ganz verkehrt liegen. «Bewertungen laufen über das Ergebnis», sagte ein erleichterter Manager Martin Bader.

Das hätte auch 1:1 lauten können, wäre nicht ein lange kaum geprüfter, aber in den zehn Schlussminuten überragender Schäfer im Nürnberger Tor gestanden – oder hätte Schiedsrichter Peter Gagelmann in sein Pfeifchen geblasen, als erst Pinola (vor der Pause gegen Bobadilla) und dann Diekmeier (nach Seitenwechsel gegen Matmour) auffällig elfmeterreif foulten. So aber hatte die Kleinigkeit von 1:0 bis zum Schluss Bestand, weil es auf der Gegenseite dem eingewechselten Angelos Charisteas in nur zwölf Minuten gelang, sich den gesammelten Unmut des Anhangs zuzuziehen; zweimal verschusselte der jeweils von Choupo-Moting schwungvoll freigespielte Grieche den Abschluss.

Kluges erstes Bundesligator seit dem 29. September 2007

Besser hatte es Peer Kluge schon nach fünf Minuten gemacht, als Bobadilla noch glaubte, mit Nürnbergs Aufsteigern ein bisschen spielen zu können. Marek Mintal, keine 19 mehr, mag sowas gar nicht, nahm – in der Position des Linksverteidigers – dem Argentinier die Kugel ab und setzte per genialem Steilpass Christian Eigler in Szene. Eigler flankte, Kluge war zur Stelle – 1:0, gegen seine alten Spielkameraden gelang dem Ex-Gladbacher sein erstes Bundesligator seit 29. September 2007.

Ein einziger Eckball in 90 Minuten

Viel mehr Aufregendes passierte eine gute Stunde lang nicht mehr. Nach 69 Minuten durfte Gladbachs Keeper Christofer Heimeroth sich dann erstmals ernsthaft strecken, nach 70 Minuten traten die Nürnberger ihren ersten und einzigen Eckball, und als es danach doch noch turbulent wurde, versteckte sich der mit lädiertem Knöchel gegen einen guten Thomas Broich ausgewechselte Torschütze Kluge in der Kabine. Nicht, weil ihm der nach einem Zweikampf mit Dante angeschwollene Fuß weh tat. Schmerzen hält Kluge aus, aber die finale Spannung wollte er sich lieber nicht antun.

«Die Zuschauer sind im Verlauf des Spiels etwas unsicher geworden, das hat sich auf uns übertragen», überlegte Kluge, als alles vorbei war – möglicherweise war es auch umgekehrt, aber auch über solchen Detailfragen stand am Ende das Resultat. Der Club hatte Glück gehabt in einem «Schweinespiel» (wie es der gesperrte Kapitän Andreas Wolf formulierte), und so übertrug sich die Erleichterung von unten nach oben und zurück auf den Rasen. Am Samstag geht’s nach München. «Jetzt freuen sich alle auf den FC Bayern», sagte Choupo-Moting. Auch nicht so schlecht.

Nürnberg: Schäfer; Diekmeier, Maroh, Pinola, Judt – Nordtveit – Risse, Kluge (54. Broich), Mintal, Vidosic (62. Choupo-Moting) – Eigler (78. Charisteas).
Mönchengladbach: Heimeroth; Levels, Brouwers, Dante, Jaures – Marx, Meeuwis – Matmour, Arango (76. Friend) – Colautti (61. Reus), Bobadilla (82. Neuville).
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen).
Zuschauer: 46.780 (ausverkauft).
Tor: 1:0 Kluge (6.).
Gelbe Karte: Eigler (1).