Fußball gegen Faschismus: Fans erinnern an Julius Hirsch

7.2.2020, 08:13 Uhr
Fußball gegen Faschismus: Fans erinnern an Julius Hirsch

© Foto: Wolfgang Zink

Als konservative, reaktionäre und vermeintlich "bürgerliche" Politiker seinen späteren Mördern den Weg zur Macht bereiten, hat Julius Hirsch mit dem Fußballspielen schon aufgehört. Am 23. Januar 1930 werden die Nationalsozialisten zum ersten Mal auf Länderebene an einer Regierung beteiligt – in Thüringen. Der Koalition aus der nationalliberalen DVP, der Deutschnationalen Volkspartei, dem Thüringer Landbund und der Wirtschaftspartei geht es darum, eine linke Regierungsbeteiligung zu verhindern – dafür haben sie keine Skrupel, auf die Abgeordneten der NSDAP zu setzen.

Die kann nun mit ihrer antisemitischen und rassistischen Politik tief in den Staat eingreifen. Die Koalition hält nicht lange, zwei Jahre später bilden die Nazis alleine die Regierung in Thüringen. 1933 übernehmen sie im ganzen Land die Macht. Julius Hirsch, aus einer jüdischen, badischen Kaufmannsfamilie stammend, ist zu dieser Zeit vor allem mit der Deutschen Signalflaggenfabrik beschäftigt. Von seinem Vater hat er Anteile daran erhalten, nach dessen Tod werden er und sein Bruder 1931 alleinige Gesellschafter. 1933 geht das Unternehmen Konkurs. Hirsch, der in einem zunehmend antisemitischen Umfeld Schwierigkeiten hat, eine Anstellung zu finden, kämpft fortan mit finanziellen Problemen.

Die Fußballkarriere hat er 1925 beendet. Einer seiner größten Erfolge: Als Kapitän führte er die SpVgg Fürth 1914 zu ihrem ersten Deutschen Meistertitel. Hirsch ist nicht nur ein herausragender Innenstürmer und in der Kaiserzeit populärer Nationalspieler, sondern auch ein patriotisch gesinnter Frontsoldat, der im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet wurde. Vor der Erniedrigung und Verfolgung durch die Nazis bewahrt ihn das nicht. 1943 wird er ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sich seine Spur verliert.

Lange wird die Erinnerung an Hirsch auch vom DFB nicht gepflegt. 2005 ruft der Fußballverband aber den Julius-Hirsch-Preis aus, 2014 wird maßgeblich auf Initiative der SpVgg-Fans die Dreifachturnhalle am Schießanger nach dem Kleeblatt-Stürmer benannt. An ihn erinnern soll auch das Julius-Hirsch-Turnier, das die Fürther Fanszene im März zum dritten Mal veranstaltet: am Sonntag, 29. März, in der nach dem Meisterspieler benannten Halle in der Kapellenstraße 41 (Anmeldung unter info@horidos.de).

Begleitet wird das Turnier von einer Ausstellung zum Thema "Leben in Fürth zur Zeit des Nationalsozialismus" in der Freibank (Waagplatz 2) am Samstag, 28. März. Dort hält der Historiker Siegfried Imholz um 19.30 Uhr auch einen Vortrag. Das Motto, unter das die SpVgg-Anhänger das Turnier gestellt haben, lautet: "Kleeblattfans gegen Rechts! Für die Freiheit - Für das Leben!"

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