4:1 gegen Schalke: Herrlich anzusehen

12.4.2012, 08:23 Uhr
Doppeltorschütze Daniel Didavi (links) feiert nach dem grandiosen 4:1-Erfolg gegen Schalke mit Club-Publikumsliebling Javier Pinola.

© Wolfgang Zink Doppeltorschütze Daniel Didavi (links) feiert nach dem grandiosen 4:1-Erfolg gegen Schalke mit Club-Publikumsliebling Javier Pinola.

Es war nicht das erste Mal, dass einer nicht mehr hinschauen wollte im Frankenstadion, wenn der 1. FC Nürnberg Fußball spielt. Auch in diesem Jahr kämpft Nürnberg gegen den Abstieg – schön anzusehen ist das nicht immer. Manchmal muss man sich da vielleicht einfach abwenden, sich schöne Gedanken machen. Diesmal wendete einer den Blick vom Spielfeld ab, von dem man das nicht unbedingt erwartet hatte: Seit 37 Minuten hatte sich der Club am FC Schalke 04 versucht, führte 1:0 – und Dieter Hecking mochte nichts mehr hinsehen. Zwei Sekunden später sprang Nürnbergs Trainer jubelnd über die Laufbahn.

Es lag ja nicht am Spiel seiner Mannschaft, Hecking wollte einfach nicht mitansehen, wie Timmy Simons, sein erfahrenster Spieler, einen Elfmeter schießt. Aber Simons traf, Nürnberg führte 2:0 und hatte das Spiel am Ende so verdient gewonnen, dass selbst der befreundete Schalker Anhang anerkennend Applaus spenden wollte, als sich Nürnbergs Fußballer auf eine Ehrenrunde machten.

4:1 gegen Schalke 04, gegen eine Mannschaft, die wahrscheinlich auch im kommenden Jahr Fußball in der Champions League spielt. Eine Mannschaft, in der Raul mitspielen darf und Klaas-Jan Huntelaar – Ausnahmekönner, die in diesen 90 Minuten von einem Nürnberger ganz alleine in den Schatten gestellt wurden: Daniel Didavi, die Leihgabe vom VfB Stuttgart, überragte an diesem Fußball-Abend, nach dem das Vertrauen gewachsen ist, dass im Frankestadion auch im kommenden Jahr Erstliga-Fußball gezeigt wird.

22 Jahre alt ist Didavi im Februar geworden, so wie es aussieht, ist er aber vor allem wieder einmal einer, der in Nürnberg zum Bundesligaspieler geworden ist, Eindruck macht – und dann wieder gehen muss. „Wir werden um ihn kämpfen“, hat zwar Dieter Hecking schon nach der Partie in Freiburg gesagt, allerdings scheint es unwahrscheinlich, dass man in Stuttgart auf einen verzichten will, der nun in den letzten sechs Partien fünf Tore für den FCN geschossen hat. Diesmal reichte sein Treffer – anders als noch in Freiburg – endlich auch zu einem Sieg. Einem Sieg, den Hanno Balitsch mit seinem ersten Treffer für Nürnberg eingeleitet hatte. Per Kopf, was einige gewundert hatte – nur Balitsch nicht. „So schlecht ist mein Kopfballspiel doch auch nicht“, sagte der Mittelfeldspieler.

Einen ebenfalls nicht so schlechten Simons-Elfmeter später begann die Vorstellung von Didavi, der kurz vor der Pause ebenfalls per Kopf für die Entscheidung sorgte. Was man als moderner Fußballspieler macht, wenn einem genau das gelingt? Man übt sich in Demut. „Meine Leistung war in Ordnung, aber wir waren als Mannschaft richtig gut“, sagte als Didavi, der aber natürlich noch ein bisschen besser war als der Rest, für den Mike Frantz die schönste Beschreibung des Abends fand: „Man hat gemerkt, dass heute ein gewisser Flow da ist.“

Didavi hatte das schon etwas früher gespürt: „Schon beim Aufwärmen haben wir gemerkt, dass wir heute ein richtig geiles Spiel machen.“ Sie machten es bis in die 87. Minute hinein, als Didavi dann noch die schwierigste Tor-Übung des Abends gelang und er Schalkes Torwart Lars Unnerstall mit einem Freistoß aus knapp 30 Metern bezwang. Nicht nur Dieter Hecking sah da längst wieder mit Freude hin.

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