Regatta im Seenland

Altmühlsee: Segler feiern ihr Comeback - und warten auf Poseidon

14.7.2021, 11:34 Uhr

Lange mussten sie darauf warten, nach einer anstrengenden Regatta wieder bei einem kühlen Getränk vor dem Vereinsheim am Ufer des Altmühlsees sitzen zu können. Nun war es endlich soweit, erstmals im laufenden Jahr. Die sogenannte Pütz-Regatta des Altmühltal-Segelclub Muhr am See (ATSC) veranlasste insgesamt 55 begeisterte Wassersportler dazu, ihr Wochenende am Altmühlsee zu verbringen.

Eine Resonanz, mit der Achim Endreß, zweiter Vorsitzender des Vereins, mehr als zufrieden ist: "Es gibt immer gewisse Schwankungen von Jahr zu Jahr, aber trotz Corona liegen wir damit im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre." Bereits zum 42. Mal setzten die Sportler die Segel zur Pütz-Regatta auf dem Altmühlsee. "Die meisten waren einfach heiß auf die neue Saison. Es gibt aber sicher auch den ein oder anderen, der sich noch nicht zu einer größeren Veranstaltung traut", sagt Endreß.

Die meisten aber haben sich getraut, viele von ihnen wollten eigentlich schon zu Christi Himmelfahrt aufs Wasser, doch der ATSC hatte die für damals geplante Wettfahrt noch abgesagt. Zu groß die Unsicherheit, zu hoch die Auflagen, man kennt das inzwischen. Jetzt also die Pütz-Regatta, deren Namen sich nur Eingeweihten erschließt. "Die Pütz ist ein Schöpfgefäß, um Wasser aus dem Boot zu schöpfen, falls das notwendig ist", erklärt Endreß. Passenderweise hat der ATSC für das bei der Regatta siegreiche Vereinsmitglied eine Art metallenen Eimer als Pokal ausgelobt. Dieses Jahr durfte Mika Noorlander die "Pütz" in den Himmel stemmen.

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Wie Porsche gegen Mini

Zuvor allerdings kämpften die Teilnehmer mit den kaum kalkulierbaren Windverhältnissen auf dem Altmühlsee. "Unser See ist grundsätzlich dafür bekannt, dass die Windrichtung immer wieder mal wechselt", sagt Segler Endreß. Während des Regatta-Wochenendes gab sich das Gewässer alle Mühe, diese Charakteristik nicht zu verbergen. Oft herrschte nahezu Flaute, dann jagten kurze Böen über die Wasseroberfläche.

Woher und wie stark der Wind gerade blies, war stets auch von der genauen Position der Boote auf dem See abhängig. Die Bedingungen bei Wald am Ostufer war nicht selten anders als vor Schlungenhof im Südwesten des Altmühlsees. Immerhin gelang es trotzdem, insgesamt fünf Rennen durchzuführen, drei davon am Samstag, zwei am Sonntag. Die Segler bekommen Punkte entsprechend ihrer Platzierungen. Dabei gilt: Je besser die Platzierung, desto niedriger die Punktzahl. Am Ende wird eine Gesamtwertung erstellt. Es gewinnt der Segler oder das Team mit der niedrigsten Gesamtpunktzahl.

In der Regel teilen die Veranstalter die Boote in Klassen ein. Dort, wo sich verschiedene Bootstypen in einem Wettbewerb duellieren, sorgen Umrechnungsfaktoren für die nötige Fairness. Das ist dringend notwendig, sagt Achim Endreß: "Man kann ja auch nicht einen Porsche 911 GT3 und einen Mini Cooper S auf eine Rennstrecke schicken und sagen, jetzt schauen wir mal, wer die bessere Rundenzeit fährt."

Poseidon kommt zur Bootstaufe

Es soll also gerecht zugehen beim Segeln, zumindest soweit es der Wind zulässt. Zur Pütz-Regatta versammelten sich Boote aus ganz Deutschland auf dem Altmühlsee. "Einige nehmen 600 Kilometer Anreise in Kauf, kommen etwa aus dem Ruhrgebiet zu uns", sagt Endreß. Oder aus den Nähe von Wolfsburg. So wie Marx Francis und Jan Roszack, die Sieger in der Klasse der Micro-Cupper, die für den Wassersport-Club Gifhorn an der Start gingen.

Neben dem Sport geht es den Seglern aber auch um Geselligkeit. "Manche sagen sogar, das ist das Wichtigste bei einer Regatta", berichtet Endreß. Also haben sie vor dem Vereinsheim des ATSC Tische und Stühle aufgestellt, Kuchen verkauft und den Grill angeschürt. Das sorgte für einen launigen Abend und ein paar zusätzliche Euros in der Vereinskasse.

Spätestens am 14. August werden sich wieder zahlreiche Segler am Altmühlsee einfinden. Dann steht eine Bootstaufe an. Unter anderem das neue Startboot des Vereins, eine Art schwimmendes Organisationsbüro, soll einen Namen bekommen. Natürlich nicht ohne feierliche Zeremonie. "Ein Bekannter zieht ein Poseidon-Kostüm an und hält eine Ansprache", verrät Endreß. Danach schütten die Segler Sekt über das Boot und verpassen ihm einen Aufkleber mit dem neuen Namen. Genug Zeit für ein geselliges Essen vor dem Vereinsheim wird im Anschluss sicher sein.