Bavarian Bowl Series

American Football ist zurück: Der Saisonstart der Erlangen Sharks

7.9.2021, 16:07 Uhr
Das erste Heimspiel seit mehr als zwei Jahren: Die Erlangen Sharks sind zurück auf dem Sportfeld an der Kurt-Schumacher-Straße.

© Harald Sippel, NN Das erste Heimspiel seit mehr als zwei Jahren: Die Erlangen Sharks sind zurück auf dem Sportfeld an der Kurt-Schumacher-Straße.

Während die Football-Spieler der Hof Jokers lautstark den 32:22-Auswärtssieg feiern, steht für Jens Löschke die Aufarbeitung an. Also stellt sich der Coach der Erlangen Sharks mit seinen Spielern in einen Kreis und beginnt seine Rede. Er erzählt seiner Mannschaft von Momenten, die ihm gefallen haben. Von Fehlern, die passieren können. Und von Erfahrungen, aus denen man lernen muss. Bloß nicht den Mut verlieren, das ist die Botschaft. Blickt man anschließend in die Augen der Spieler, bekommt man den Eindruck: den Mut verlieren die so schnell bestimmt nicht.

Touchdown folgt auf Touchdown

Kurz zuvor haben die Sharks eine Partie verloren, die sie nicht hätten verlieren müssen. Eine, die sich zunächst zu einem regelrechten Shootout entwickelt, ein ständiges Hin und Her, Touchdown folgt auf Touchdown. In diesem Offensivspektakel erarbeitet sich das Löschke-Team eine 22:15-Führung. Doch dann kippt die Begegnung. Zu viele Turnover, zu wenig Widerstand der Defense und ein Gegner, der sich in den entscheidenden Momenten durchsetzt. Wie schon gegen die Franken Knights vor zwei Wochen sind die Erlanger auf Augenhöhe, aber in den Details zu unsauber, um die Balance in ihre Richtung schwanken zu lassen. "Fünf Turnover sind im Football natürlich der Todesstoß", erklärt Löschke. "Diese kleinen Fehler müssen wir abstellen."

Start mit einem Shootout: Zunächst fällt gegen die Hof Jokers ein Touchdown nach dem anderen.Dann aber kippt die Begegnung.

Start mit einem Shootout: Zunächst fällt gegen die Hof Jokers ein Touchdown nach dem anderen.Dann aber kippt die Begegnung. © Harald Sippel, NN

Dass der Coach trotz der beiden Niederlagen sehr gelassen wirkt, hängt auch mit dem Rahmen zusammen, der den aktuellen Wettkampf umhüllt. Der Bavarian Bowl, den die Amateur-Footballer anstelle der regulären Meisterschaft austragen, geht auf eine Initiative der Augsburg Raptors und Herzogenaurach Rhinos zurück. Ein inoffizieller Turniermodus mit zwölf Teams und drei Gruppen. Zunächst waren die Verantwortlichen der Sharks skeptisch, ob sich dieses Format lohnen würde.

"Wir hätten keine Gegner mehr für Freundschaftsspiele gehabt"

"Dann haben wir gemerkt, dass alle Vereine in der Umgebung mitmachen", sagt Löschke und lacht. "Wir hätten also keine Gegner mehr für Freundschaftsspiele gehabt." Und so nutzt das Team nun dieses Format in Form einer kleinen Bayernliga, deren Ausgang folgenlos bleibt, um zu lernen und zu wachsen. Denn genau diese Lernerfahrungen, davon ist der Coach überzeugt, braucht sein Team jetzt.

Es gibt so ein paar Fragen, mit denen derzeit so ziemlich alle Vereine und deren Sportler konfrontiert werden. Ist das Team noch vollzählig – oder sind wichtige Stützen in den Pandemie-Wellen davon gebrochen? Ist das Team noch eingespielt - oder sind die Routinen in der gefühlt ewigen Pause in den Köpfen der Spieler verblasst? Für American Football, diesen komplexen Sport, der von eingepaukten Spielzügen lebt, bei denen alle jeden Lauf und Block minutiös abstimmen, sind derartige Fragen natürlich ganz besonders relevant.

"Man sieht, dass das Team noch eingerostet ist"

Bei den Erlangen Sharks zeigt sich, wie schwierig die Antworten auf diese Fragen ausfallen können. Ein Teil der früheren Mannschaft hat den Verein inzwischen verlassen. Ein Teil der jetzigen Mannschaft ist neu hinzugekommen. Doch es ist vor allem der Mangel an Spielpraxis, der die Erfolge erschwert. "Selbst die erfahrenen Spieler haben heute Fehler gemacht", sagt Löschke. "Man sieht, dass das Team noch eingerostet ist."

Um gegenzusteuern, hat sich der Coach dazu entschieden, das berüchtigte Playbook herunterzubrechen. Nur noch ein Paket an Spielzügen statt zwei gibt es momentan. Detailarbeit im Rahmen der Basics steht an. "Die Spieler müssen jetzt so viele Plays wie möglich bekommen."

Letztendlich sind sie sowieso alle froh darüber, dass sie überhaupt in irgendeiner Form wieder werfen, fangen und blocken können. Das Aufeinandertreffen mit Hof ist das erste Heimspiel der Sharks seit mehr als zwei Jahren. Wie fühlt sich das an? Jens Löschke überlegt kurz und sagt dann ein Wort: "Begeisterung". Dabei jubeln doch die anderen.

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