Anton Stachs steiler Aufstieg beim Kleeblatt

19.2.2021, 06:00 Uhr
Lufthoheit: Anton Stach behielt auch gegen den Hamburger SV den Überblick.

© Daniel Reinhardt, dpa Lufthoheit: Anton Stach behielt auch gegen den Hamburger SV den Überblick.

Die Übungseinheit am Donnerstagnachmittag dürfte Anton Stach gefallen haben. Standardsituationen standen an der Kronacher Hard auf dem Programm und mit 1,92 Metern Körpergröße ist man da ein gefragter Mann; im Angriff, aber natürlich auch in der Verteidigung.

Im gegnerischen Strafraum konnte Stach seine Kopfballstärke in dieser Saison bislang noch nicht gewinnbringend einsetzen für die Spielvereinigung Greuther Fürth, dafür zuletzt umso häufiger im eigenen Sechzehnmeterraum. Als es am vergangenen Wochenende in der Schlussphase gegen den Hamburger SV drunter und drüber ging und die Gäste aus Franken in Unterzahl doch arg zu kämpfen hatten, das Unentschieden zu verteidigen, behielt der Innenverteidiger Stach den Überblick - und vor allem die Lufthoheit.

Eine "absolute Alternative" lobt Leitl

Das war nicht nur deshalb bemerkenswert, weil der 22 Jahre junge Mann aus Buchholz in der Nordheide gerade seine erste Saison unter Profis absolviert, sondern auch, weil er ja gar nicht als Innenverteidiger nach Fürth gekommen war. Einen "flexiblen Spielertyp" nannte ihn Trainer Stefan Leitl zwar bei der Verpflichtung im vergangenen Mai, allerdings für die "Zentrale", was im modernen Fußballdeutsch als Synonym für das Mittelfeld steht.

Seit Mergim Mavraj und Paul Jaeckel verletzt sind, beweist Stach, dass er noch ein bisschen flexibler ist als gedacht. Eine "hervorragende Leistung" bescheinigte ihm sein Vorgesetzter nach dem 0:0 in Hamburg und bezeichnete ihn als "absolute Alternative, falls es noch länger dauert mit den anderen Innenverteidigern".

Auch gegen Kiel in der Innenverteidigung?

Das ist wohl tatsächlich der Fall. Zumindest Mavraj ist beim nächsten Topspiel am Montag gegen Kiel definitiv noch nicht wieder mit dabei, ob Jaeckel und Abdourahmane Barry nach überstandener Verletzung schon bereit sind für einen Einsatz von Beginn an, wird die ungewöhnlich lange Trainingswoche zeigen. Sascha Burchert hat jedenfalls schon angedeutet, dass er sich auch mit der aktuellen Formation sehr sicher fühlen würde. Den jungen Kollegen Stach lobt der erfahrene Torwart als "vielseitig, groß, schnell" und stellt ihm ein gutes Gespür für Zweikämpfe aus, findet aber auch, dass er als Aufbauspieler im Mittelfeld noch besser aufgehoben ist: "Die Frage ist, wie lange wir unser Spiel noch verändern müssen", sagt Burchert.

Auch das ist bemerkenswert. War zu Beginn der Saison vor der Abwehr noch Hans Nunoo Sarpei gesetzt, ist Stach dort seit Jahresbeginn eigentlich nicht mehr wegzudenken - wenn er nicht gerade woanders gebraucht wird. Vergangene Saison spielte er mit der U23 des VfL Wolfsburg noch viertklassig, jetzt ist er ein gefragter Allrounder bei einem erfolgreichen Zweitligisten. Ein steiler Aufstieg, der stellvertretend steht für den Fürther Weg, bei dem regelmäßig mitunter übersehene Talente den Weg in den Profifußball finden.

"Ich habe Umwege machen müssen"

Wie erlebt Stach selbst diesen Aufstieg? "Ganz ehrlich", sagt er, "für mich kommt es überraschend, dass es so schnell geht." Es ist ja nicht so, dass seine Karriere bislang nur eine Richtung kennt. Als Jugendlicher spielte er bei Werder Bremen, später beim VfL Osnabrück, der Durchbruch wollte aber nicht gelingen. Den Traum vom Fußballprofi hatte er die ganze Zeit, aber dass sich der auch umsetzen lässt, hat sich damals "nicht unbedingt abgezeichnet", sagt er im Rückblick, und: "Ich habe Umwege machen müssen."


Fürther Stolz auf die neue Stabilität


Dankbar ist er für das Vertrauen, das ihm Stefan Leitl entgegen bringt. Über Kurzeinsätze und gute Trainingsleistungen hat er sich seinen Platz in der ersten Elf erkämpft, geholfen hat, dass er sich "lediglich" in ein funktionierendes System integrieren musste. "Wir haben eine super Mannschaft, ich verstehe mich eigentlich mit allen gut", sagt Stach, dessen Arbeitspapier in Fürth bis zum Sommer 2023 gültig ist.

Bis dahin ist dann hoffentlich auch Zeit, seine neue Heimat zu erkunden. Die Pandemie macht das ja nahezu unmöglich, wobei Anton Stach nicht so klingt, als langweile ihn sein Alltag als Berufsfußballer. "Auf dem Platz zu stehen, ist eigentlich jeden Tag das Highlight", sagt er: "Das zu machen, was man am liebsten macht." Zum Beispiel Standardsituationen trainieren.

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