Mitgliederversammlung am 9. Oktober

Antrag beim Bund: Club bekommt Staatshilfen

7.9.2021, 17:06 Uhr
Antrag beim Bund: Club bekommt Staatshilfen

© Foto: Daniel Marr

Um 1.40 Uhr und nach über sieben Stunden durfte der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Grethlein vor fast einem Jahr das Ende verkünden. Fazit des langen Abends: Eine virtuelle Hauptversammlung geht auch nicht schneller als eine Präsenzveranstaltung, die wegen der Pandemie auch ein Jahr später nicht möglich ist.

Deshalb bittet der 1. FC Nürnberg möglichst viele seiner über 24 000 Mitglieder, am 9. Oktober erneut per Live-Stream teilzunehmen. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Wahl von drei Aufsichtsräten. Die Amtszeiten von Peter Meier, Christian Ehrenberg und Ulrich Maly sind vorüber, alle drei bewerben sich nach Informationen dieser Medienhauses erneut um einen Platz im Kontrollgremium.

Tiefe Spuren

Mit Spannung erwartet wird aber vor allem der Wirtschaftsbericht; die Pandemie hat auch beim Club tiefe Spuren hinterlassen. Sollte das Minus nicht größer sein als das über Jahre mühsam angehäufte Eigenkapital in Höhe von 10,4 Millionen Euro, wäre der Kaufmännische Vorstand Niels Rossow bereits sehr zufrieden. Die finanzielle Lage als angespannt zu bezeichnen, wäre nach 15 Heimspielen ohne Zuschauer wohl noch dezent untertrieben.

Auch deswegen hat der Verein wie viele andere die Lizenz für die aktuelle Spielzeit nur unter der Auflage erhalten, bis zum Herbst die Schließung von "pandemiebedingten Liquiditätslücken" nachzuweisen, falls weitere entstanden sein sollten. Über zusätzliche Erlöse oder Darlehen, um den Geschäftsbetrieb für die laufende Saison abzusichern.

Wie nordbayern.de jetzt erfuhr, hat der 1. FC Nürnberg wie etwa auch der Hamburger SV zudem Unterstützung beim Bund beantragt, zuerst darüber berichtet hatte die Bild. Das dürfen Unternehmen, deren Umsatz in mindestens einem Monat des Förderzeitraums zwischen November 2020 und Juni 2021 im Vergleich zum Monat des Vorjahres um mindestens 30 Prozent eingebrochen ist. Bis zu 40 Prozent, zum Beispiel bestimmter Fixkosten, können erstattet werden. Je größer der Verlust, umso mehr Geld gibt es. Die Hamburger erhalten nach übereinstimmenden Medienberichten so insgesamt zehn Millionen Euro.

Darüber, wie viel der Club mit seinen 100 Angestellten vom Staat als Überbrückungshilfe bekommt, lässt sich nur spekulieren, der Verein macht dazu keine Angaben. Nicht mit eingerechnet beim Personal sind die Lizenzabteilung und NLZ-Spieler; der HSV hat insgesamt ungefähr dreimal so viele Mitarbeiter. Ein niedriger einstelliger Millionenbetrag dürfte es aber auch für den 1. FC Nürnberg werden.

Die Spielvereinigung Greuther Fürth muss sich hingegen mit einer mittleren fünfstelligen Summe begnügen, aus einfachem Grund: "Wir haben die Hilfen beantragt, aber nur in ganz kleinem Maße bekommen, weil unsere Umsätze nicht so eingebrochen sind wie bei anderen Vereinen", sagt Geschäftsführer Holger Schwiewagner, "wir haben jeden Euro eben dreimal umgedreht."

Von Zins- bis Personalaufwendungen, die nicht von Kurzarbeit betroffen sind, gelten etliche Posten überbrückungshilfewürdig. Ein schlechtes Gewissen haben sie beim Club offenbar nicht ob ihrer neuen, allerdings auf einen Versuch beschränkten Einnahmequelle, warum auch. Das staatliche Angebot schließt professionelle Fußballvereine wie den 1. FC Nürnberg mit einem Jahresumsatz von über 55 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2019/20 nicht aus. 2020/21 sind es nach vorsichtigen Schätzungen bis zu 15 Millionen weniger. Also stellen sie sich logischerweise auch sehr gerne in den warmen Regen.

Trotzdem ist das Thema bei nach wie vor üppigen Gehältern in der Lizenzspielerabteilung natürlich ein ausgesprochen heikles; darüber reden möchten sie beim 1. FC Nürnberg gerade nicht. Aber wohl spätestens bei der virtuellen Mitgliederversammlung am 9. Oktober. Und die kann dauern.

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