Auch Kirchhoff scheitert am Weltrekord

26.11.2007, 00:00 Uhr
Auch Kirchhoff scheitert am Weltrekord

© Scherer

Um den - im Wortsinn - Höhepunkt der Veranstaltung vorzubereiten, mussten sich die Helfer des Parcours-Chefs etwas strecken. Stück für Stück wurde die große Mauer inmitten der Reithalle in Fürth-Atzenhof im dritten Stechen auf 2,10 Meter aufgestockt. Ein Respekt einflößendes Hindernis, das einige der Teilnehmer am Mächtigkeitsspringen im Rahmen des Reitsportfestivals gleichwohl irgendwann bereits gemeistert haben.

Diesmal reichte die Sprungkraft nicht. Bei Zanderfilet unter Meerrettichkruste und anderen Leckereien verfolgten am späten Samstagabend etwa 250 VIPs auf der Empore der ausverkauften Halle zusammen mit gut 800 weiteren Premierengästen, wie Pferd um Pferd vergeblich versuchte, seinen Reiter fehlerfrei über das Bollwerk zu wuchten. Markus Wenz (RFV Niederzeuzheim) auf Balou 400 durfte für einen Augenblick hoffen, doch dann fiel auch bei seinem Sprung ein «Stein» aus der obersten Reihe. Sönke Kohrock vom RFV Au/Hallertal, dirigierte seine ziemlich klein geratene Lady Corofino so neben die Mauer, dass zur Gaudi des Publikums zumindest er diese erklimmen konnte. Ohne Pferd.

So ganz ernst gemeint war der werbewirksam angekündigte Weltrekordversuch dann wohl doch nicht. Alle, auch der frühere Doppel-Olympiasieger Ulrich Kirchhoff (RFV Coesfeld-Lette) und Hausherrin Jörne Sprehe, verfehlten die 16 Jahre alte Bestmarke von Franke Sloothaak (2,35 Meter) um mindestens 45 Zentimeter.

Die Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Bei der «Nacht der Pferde», dem Prunkstück der insgesamt viertägigen Reitsportveranstaltung, konnten die Zuschauer auch noch ein ansprechendes Springen der S-Klasse, diverse Showeinlagen und einen Wettbewerb namens «Jump and Drive» bewundern. Dabei wechselten die Teilnehmer nach ein paar Sprüngen von einem auf 150 PS, was einem Fürther Autohändler Gelegenheit bot, ein fabrikneues Modell zu präsentieren.

Gute Stimmung

Die zum Teil aus dem Ausland angereisten Reiter zeigten sich von dem Turnier-Debüt angetan. So sagte die am Bodensee lebende Neuseeländerin Samantha Mc Intosh (32), die auf Lady Liberty eines von insgesamt drei S-Klasse-Springen gewann: «Die Leute, die das organisiert haben, wissen, was wir Reiter brauchen.» Kein Wunder, Jörne Sprehe (24), die den «Horsepark» in Atzenhof zusammen mit ihrem Vater Josef betreibt, ist selbst seit Jahren bei Springen im In- und Ausland im Einsatz. Als Juniorin war sie Europameisterin.

Besonders beeindruckt war Mc Intosh von der Halle. Der ehemalige Flugzeughangar eines großen Militärgeländes sei zwar für klassisches Parcours eigentlich zu breit und ein wenig zu kurz geraten, aber dafür seien beispielsweise die Akustik und die Stimmung hervorragend. Ulrich Kirchhoff (41), zweifacher Goldmedaillengewinner von Atlanta, sieht in Fürth «noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft». Wenn die Veranstalter ein paar organisatorische Kinderkrankheiten ausmerzten, meint er, «kann man hier auch ein internationales Turnier etablieren». Kirchhoff, der gestern beim abschließenden Springen Zweiter wurde, hat vor, nächstes Jahr wieder nach Fürth zu kommen.