Auch Schöpf muss sich beim FCN unterordnen

20.10.2014, 05:58 Uhr
Auch Schöpf muss sich beim FCN unterordnen

© Foto: Wolfgang Zink

Alessandro Schöpf konnte einfach nicht. Es dauerte über eine Stunde, bis er den Doping-Kontrolleur beglücken konnte. Auch Schöpf hatte sich wie alle anderen verausgabt beim 1:0 gegen Leipzig. Trotzdem reichten seine Kraft und Konzentration noch für einen platzierten Schlenzer ins Nürnberger Glück.

Es war bereits sein dritter Treffer, zudem hat Schöpf drei Tore vorbereitet. Spätestens seit Freitagabend ist er so etwas wie ein kleiner Star im Club. Der 20-Jährige kann mehr als die meisten seiner Kollegen, wenn er am Ball ist, folgt häufig ein Überraschungsmoment. Schöpf ist nicht nur aufgrund seiner zentralen Spielposition so etwas wie der Kopf seiner Elf.

Das sieht wahrscheinlich auch Valerien Ismael so, nur wird es der Trainer in der Öffentlichkeit immer anders formulieren. "Alessandro hat seine Qualität, er ist der entscheidende Mann", sagte Ismael am Samstag, "aber er hat noch zehn neben sich, die rennen bis zum Umfallen. Ich möchte nicht, dass man die Mannschaft vergisst."

Das wird Schöpf, der David Alaba zu seinem Freundeskreis zählen darf, nicht passieren, auch wenn er hin und wieder etwas Abwechslung braucht. Die zweieinhalb freien Tage hätte Alessandro Schöpf locker für einen Kurztripp in seine Tiroler Heimat nutzen können. Dort ist es im Herbst besonders schön, all die Farben, das weiß er natürlich, trotzdem wollte er unbedingt in Nürnberg bleiben.

Am Samstagabend hatte Schöpf schließlich was vor. Zum ersten Mal ging er zum Ringen, bei den Johannis Grizzlys steht seit kurzem ein guter Freund auf der Matte. Andreas Walter ist wie Schöpf in München groß geworden und im Sommer nach Mittelfranken gewechselt.

Bereits 2009 hatte ihn der weltberühmte FC Bayern in seine Nachwuchsakademie integriert, für den damals 15-Jährigen ging ein Traum in Erfüllung. Schöpf, der kleine Österreicher, entwickelte sich prächtig in all den Jahren, für einen Platz im Bundesliga-Kader schien sein Talent aber nicht ganz zu reichen. Zwar durfte Schöpf hin und wieder bei den Profis mittrainieren, mehr trauten sie ihm an der Säbener Straße aber offenbar nicht zu.

Die Regionalliga Bayern konnte es für ihn mittelfristig auch nicht sein. Also wollte Schöpf weg. Mit Mönchengladbach war eigentlich schon alles klar, der Transfer platzte aber in letzter Sekunde, weil beide Vereine um Borussias Talent Sinan Kurt stritten. Und weil sich zwei stritten, freute sich tatsächlich der 1. FC Nürnberg.

Das Video in Kooperation mit frankenfernsehen.tv

Auch Schöpf brauchte ein paar Wochen, um sich an die Zweite Liga zu gewöhnen. Mittlerweile ist sein neuer Club bereits abhängig von Schöpfs Tagesform; läuft es bei ihm überhaupt nicht wie in Fürth oder Heidenheim, schwächelt die gesamte Offensive. Hat Schöpf dagegen einen Sahnetag erwischt wie in Berlin oder gegen Kaiserslautern, ist einiges möglich. Gegen Leipzig kamen die meisten Torschüsse (4) und die meisten Flanken (4) vom neuen Hoffnungsträger.

 

Allerdings musste er Geduld haben. Es sei nicht so sein Spiel, "wenn viele Bälle über mich drüberfliegen", sagt Schöpf, aber der Trainer wollte es so. Weil die Leipziger früh und energisch störten, seien oft nur noch lange, weite Pässe möglich gewesen, erzählt Schöpf, auch er lief regelmäßig hinterher. Ihn zeichnet freilich aus, dass er nie aufgibt – und im letzten Platzdrittel aufgrund seiner Übersicht und technischen Fähigkeiten auch Chancen aus dem Nichts kreieren kann.

Schöpf nimmt sich trotz seiner Qualitäten nicht besonders wichtig. "Ich muss mich unterordnen, Laufbereitschaft zeigen", sagt er am nächsten Tag, "ich versuche, der Mannschaft einfach zu helfen, mit Toren, mit Vorlagen, momentan gelingt mir das sehr gut." Warum? "Weil die Mannschaft sehr gut funktioniert, und ich in der Mannschaft funktioniere."

"Geht immer was"

Die Abstimmung im Angriffs-Quartett wird von Woche zu Woche besser, "wir bekommen immer unsere Möglichkeiten", glaubt Schöpf, "da geht immer was." Selbst gegen Aufstiegsaspiranten wie Kaiserslautern oder Leipzig, die ohne Zweifel zu den besten Teams der Liga gehören.

Was aus dem 1. FC Nürnberg wird im weiteren Saisonverlauf, ist hingegen schwer zu sagen. Auch Schöpf weiß es nicht, aber natürlich orientiert sich ein Profi, der fünf Jahre beim FC Bayern unter Vertrag stand, nicht an den Abstiegsplätzen.

Am Monatagabend müssen Schöpf und sein Club beim SV Darmstadt 98 antreten, die kleine Serie soll unbedingt halten. "Wir werden uns sehr gut darauf vorbereiten", verspricht Schöpf. Nur auf die anschließende Doping-Kontrolle könnte er am Böllenfalltor bestimmt gut verzichten.

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