Auf der Suche nach dem Gründungskrug der SpVgg Fürth

9.8.2020, 16:16 Uhr
Auf der Suche nach dem Gründungskrug der SpVgg Fürth

© Foto: Markus Eigler

Vorsichtig streicht Gerhard Roth mit den Fingern über den Rahmen, in dem das Trikot von Viggo Jensen hängt. Rund um das Lieblingsstück hängen Wimpel und Trikots, stehen Vitrinen voll mit Anstecknadeln, Krügen und Sammelkarten, auf ihnen thronen alte Fußballstiefel.

Was die Devotionalien des 50-Jährigen eint, ist das Kleeblatt. In seiner Wohnung hat sich der gebürtige Dambacher eine sehr besondere Sammlerecke der Spielvereinigung Fürth aufgebaut, in die auch seine Frau Sabine gerne einen Blick wirft. Es ist der Ort, an dem Roth seinen Herzensverein ehrt, den er schon seit Kindesbeinen an begleitet.

"Als kleiner Junge stand ich immer vor dem Ronhof und hab’ gewartet, bis die Tore in der Halbzeitpause aufgeschoben wurden. Bei sechs Kindern war nicht immer Geld vorhanden, um jedes Spiel zu sehen, aber so bin ich immer reingekommen", erinnert sich der Kleeblatt-Fan mit einem Lächeln.

Das Sammelfieber hat Gerhard Roth schließlich 2008 gepackt: "Die Ausstellung über die Spielvereinigung im Stadtmuseum hat in mir die Faszination geweckt. Ich wollte selber alte Sachen zusammentragen. Man muss immer am Ball bleiben, um sich schöne Dinge zu sichern."

Medaillen, Teller, Gläser, Urkunden, unterschriebene Postkarten und immer wieder gerahmte Trikots finden sich in der Sammlung Roth. Auch kleine Modelle des Mannschaftsbusses und Mützen lassen einem Marketingexperten das Herz höher schlagen, hier lässt sich gut erkennen, worauf der Fan steht.

Zu den Höhepunkten zählen eine Trachtenfahne, die der Verein 1926 der Sängerabteilung überreicht hatte, und eine unterschriebene Postkarte aus den 20er Jahren. Vom Personenkult, der schon in den 50ern rund um die Stars der kickenden Zunft herrschte, zeugen zwei Sektflaschen mit dem Motiv von Herbert "Ertl" Erhard aus dem Jahr 1954, der dem frisch gebackenen Fürther Weltmeister gewidmet war.

Viggo Jensen kam vorbei

Doch Roths Lieblingsstück ist das Trikot von Viggo Jensen, einem Dänen, der von 1974 bis 1978 das Kleeblatt auf der Brust trug. Das Textilstück kam nicht etwa per Post zu ihm, sondern durch Jensen höchstpersönlich. "Ich hatte schon vor längerer Zeit bei ihm angefragt. Vor rund drei Jahren dann hat er angerufen und gesagt, er sei in der Nähe. Das Trikot hat er in meiner Wohnung unterschrieben. Als er meine Sammlung gesehen hat, meinte er, dass es in guten Händen ist", erzählt der Fan mit Stolz in der Stimme. "Wir haben uns noch ein bisschen unterhalten, dann bin ich mit ihm zum Ronhof gefahren, um ihn zu zeigen, was daraus geworden ist. Da hat er ganz schön gestaunt."

Gerhard Roth setzt auf den persönlichen Kontakt: "Ich bin Berufskraftfahrer und habe einen festen Kundenstamm. Da kommt man manchmal in Kontakt mit anderen Fans oder sieht mal ein altes Trikot in einem Büro herumhängen. Ich spreche die Leute dann einfach darauf an." Manch einer mag auch froh sein, wenn der Keller etwas leerer wird. Von eBay und dem Internet hält der 50-Jährige nicht viel. Zu hochgetrieben seien dort oft die Preise, zu unsicher ist es ihm, ob es sich auch wirklich um ein Original handelt.

Kosten fallen dabei nur teilweise an, mitunter gab es die Sammlerstücke auch geschenkt. Das teuerste Objekt war ein Trikot mit Quelle-Logo aus den 1980er Jahren für immerhin 85 Euro. Auch ein guter Freund trug mehrere Neuzugänge zu den Devotionalien bei.

Traum vom Trikot aus den 20ern

Ein Traum wäre es für den Fürther, ein Trikot aus den 20er Jahren zu ergattern, doch diese seien zu einem annehmbaren Preis nur schwer zu finden. Auch einen der Gründungskrüge sucht Roth noch. Zur Vereinsgründung 1903 bekamen die vier Initiatoren Ruff, Balzer, Schöffel und Barthel je einen Krug als Erinnerungsgeschenk, doch wo die sich im Laufe der Jahrzehnte verloren haben, bleibt vorerst ein Geheimnis – für einen Sammler wie Gerhard Roth ist das Anreiz wie Antrieb zugleich.

InfoWer sich mit Gerhard Roth in Verbindung setzen möchte, um Devotionalien der SpVgg zu tauschen oder anzubieten, kann eine E-Mail an folgende Adresse schreiben: nico-haberzettl@nefkom.net

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