Baskets Bamberg: Bauermann sagt cool servus

27.5.2008, 00:00 Uhr
Baskets Bamberg: Bauermann sagt cool servus

© dpa

Am Montag gab der 50-Jährige seinen Abschied bekannt. Bauermann, der maßgeblich am märchenhaften Aufstieg Bambergs zur deutschen Basketball-Hochburg beteiligt war, empfindet das frühe Ausscheiden aus den Play-offs als «eine tiefe Wunde, die lange nicht heilen wird«.

Alleine auf dem Podium

Schon zehn Minuten vor dem offiziellen Beginn der Pressekonferenz sitzt Dirk Bauermann alleine auf dem Podium, blickt scheinbar gedankenverloren in den Saal der Bamberger Arena, wo Journalisten und Mitarbeiter des Vereins auf seine Erklärung warten. Hin und wieder zuckt ein Lächeln um seine Mundwinkel, wenn er einen Bekannten entdeckt, dann wieder dreht er zum x-ten Mal das weiße Blatt Papier um, auf dem er sich wohl einige Gedanken für diesen letzten Termin im Dienste der Brose Baskets notiert hat.

Später, als das Getuschel in der Lounge einer fast andächtigen Stille gewichen ist, braucht Bauermann diese Gedächtnisstütze nicht. So kennt man ihn von Pressekonferenzen nach Spielen: Eben noch bis in die Spitzen der graumelierten Haare mit Adrenalin geladen, kann er wenig später nach außenhin ruhig und beherrscht reagieren. Und so ist es auch gestern.

Vom Ausscheiden "tief enttäuscht"

Beinahe cool spricht er davon, dass er über das Ausscheiden im Play-off-Viertelfinale in Oldenburg «persönlich tief enttäuscht ist« und er dafür die Verantwortung übernehme. «Alles andere als die Verteidigung des Meistertitels ist ein kollektives Scheitern« - das habe er der Mannschaft in der Saison («die schwierigste überhaupt«) immer wieder erklärt. Und so war es wohl folgerichtig, seinen Spielern eine halbe Stunde nach dem 70:83 in Oldenburg zu erklären, dass seine Tätigkeit für den Verein mit dieser Niederlage beendet sei.

Mit gut zwei Tagen Abstand erklärt der 50-Jährige seine Entscheidung so: «Aus meiner Sicht funktioniert das Leben und auch der Sport nach Zyklen. Die Niederlage in Oldenburg war das Ende eines Zyklus.« Er wolle zum richtigen Zeitpunkt gehen, um vielleicht irgendwann einmal wiederkommen zu können.

Bauermann spricht dann von einer unglaublich schönen und erfolgreichen Zeit in Bamberg mit zwei Meistertiteln (2005, 2007) bei vier Play-off-Teilnahmen und zwei Starts in der Euroleague. Und als er mit einem kurzen Schulterklopfen dem «Kollegen links von mir« für «die Hilfe und den unermüdlichen Einsatz« dankt«, da bekommt Manager Wolfgang Heyder feuchte Augen und muss tief durchatmen.

Heyer sorgt für große Gefühle

Für die großen Gefühle bei dieser einstündigen Good-Bye-Veranstaltung ist ohnehin Heyder zuständig. Er schildert eindringlich, wie Bauermann in den vergangenen sechseinhalb Jahren beinahe Tag und Nacht für das große Ziel gerackert hat: Bamberg sollte zu einer Top-Adresse im deutschen Basketballsport werden.

Ein Vorhaben, das eindrucksvoll erreicht worden ist. Das könne auch durch die durchwachsene Bilanz der vergangenen Saison nicht geschmälert werden, meint Heyder und spricht gleichzeitg eine Art Warnung aus, die für ihn selbst und alle anderen, die am «Bamberger Gesamtkunstwerk« beteiligt sind, zu gelten habe: «Wir müssen uns bewusst machen, in welch große Fußstapfen wir zu treten haben.«

Eine Aufgabe, vor der dem Manager nicht bange ist. In Ruhe und ohne Zeitdruck will er nach einem Nachfolger für Dirk Bauermann suchen. Namen möglicher Kandidaten nennt er nicht, Spekulationen um Gordon Herbert oder Teoman Alibegovic kommentiert er nicht. Klar ist: An der Zielrichtung mit deutschen Nationalspielern und dem im Vorjahr angestoßenen Nachwuchskonzept will man festhalten. «Dafür stehe ich, daran hat sich nichts geändert«, sagt Heyder.

«Ich brauche ein paar Tage«

Dabei dürften sich - wie von den beiden Machern erhofft - die Wege Bauermanns und Heyders oft kreuzen. Der Coach wird sich neben seiner Tätigkeit als Bundestrainer intensiv der Nachwuchsförderung im Deutschen Basketball-Bund (DBB) widmen. Dies soll die «neue Herausforderung« für den 50-Jährigen sein, dessen Akku nach fast fünfjähriger Doppelbelastung trotz scheinbar unversiegbarer Energiequellen leer geworden ist.

Viel will er über dieses neue Ziel aber noch nicht sagen. «Ich brauche noch ein paar Tage, bis ich so weit bin«, sagt er und lässt kurz erkennen, wie nahe auch ihm der Abschied von Bamberg «und seinen unglaublichen Fans« geht. «Ich sitze zwar hier einigermaßen gefasst, aber ich muss bekennen, dass es in mir ganz anders aussieht.« Will man wissen wie, muss man wohl nur in das übernächtigte Gesicht von Wolfgang Heyder sehen. Abschied ist eben doch ein bisschen wie Sterben.