Bauherr für alle Fälle: Ernst Wölfel vom TC Neunkirchen

6.11.2020, 09:56 Uhr
Ausblick über "seine" Tennisplätze: Ernst Wölfel steht auf der Terrasse des Clubheims des TC Neunkirchen. Der Vereinsvorsitzende selbst hat es vor knapp 20 Jahren so entworfen. 

© Katharina Tontsch, NN Ausblick über "seine" Tennisplätze: Ernst Wölfel steht auf der Terrasse des Clubheims des TC Neunkirchen. Der Vereinsvorsitzende selbst hat es vor knapp 20 Jahren so entworfen. 

Ernst Wölfel ist ehrgeizig. Dass er als junger Mann die Schule abgebrochen hat, nagt immer noch an ihm, nach so vielen Jahren und obwohl doch alles gut gegangen ist. Nach seiner Maurerlehre begann er das Architekturstudium, er arbeitete bei Siemens, zog mit seiner Frau nach Neunkirchen, mittlerweile hat der 77-Jährige fünf Enkelkinder. Und er hat den TC Neunkirchen, für den er so viel getan hat wie niemand vor ihm.

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Bis 1982 war der gebürtige Bayreuther Vorsitzender der Siemens-Fußballer. Eigentlich wollte Wölfel die SGS auch gar nicht verlassen. Doch seine Frau Rosemarie ließ nicht locker, sie wollte gemeinsam mit ihrem Mann Sport treiben. Aber eben nicht Fußball. 1974 zog die Familie nach Neunkirchen, beim örtlichen Tennisclub gab es ein Angebot für Einsteiger, also gingen die Wölfels hin. "In der Folge habe ich zwar gemerkt, dass es nicht so einfach ist, mit seinem Partner Tennis zu spielen", sagt Ernst Wölfel. "Meine Frau hat dann ihre Damen gehabt, ich hatte meine Mannschaft. Trotzdem hatten wir etwas Gemeinsames."

Das Gelände des Tennisclubs sah damals allerdings noch anders aus. Es gab zwei Plätze und eine Holzhütte. Mehr nicht. "In den Jahren ist in der Hütte der Bär abgegangen", sagt Wölfel, der sich rasch im Verein engagierte und letztlich auch das neue Club-Heim und die Sporthalle plante. Wölfel ist Architekt, er konnte sich fachlich gut einbringen. Beruflich plante er Kraftwerke für Siemens, privat entwarf er Häuser und andere Bauvorhaben für Freunde und Bekannte. Und eben das Clubheim und die Tennishalle.

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"Das war gar nicht so einfach", sagt Wölfel. 1992 entstand das Clubheim mit weiteren Sportplätzen, 2002 die Halle. "In dieser Zeit habe ich Tag und Nacht gearbeitet." Innerhalb von einem halben Jahr zog der TCN die Halle hoch, vor allem damit die Kinder und Jugendliche im Herbst schon darin spielen konnten. Auch um die energetische Sanierung der Gebäude hat sich Wölfel gekümmert. Der Verein wurde immer professioneller. Dafür ging das Gemeinschaftsgefühl ein Stück weit verloren. "Heute wollen die Mitglieder ihren Beitrag zahlen und Tennis spielen." Mehr nicht. Wölfel aber ist kein Nostalgiker. Er akzeptiert, wie es ist. "Es gibt trotzdem noch junge Leute, die sich im Verein engagieren. Ich habe hier ein tolles Team."

Bei der Gründung 1972 hatte der Tennisclub weit unter 100 Mitglieder, mittlerweile sind es knapp 400. Ernst Wölfel hat daran großen Anteil. Er saß zwölf Jahre im Gemeinderat und ist Ortsheimatpfleger, kennt viele aus der regionalen Tennisszene. Wölfel ist ein Vernetzer, einer der sich um alles kümmert - sei es um die verwelkten Pflanzen auf dem Sportgelände oder um den Wirt im Sportheim. Dabei bleibt Wölfel pragmatisch. "Als wir keinen Wirt hatten, haben wir das Sportheim selbst betrieben." Sogar Bier hat der Vorsitzende eine Zeitlang hier gezapft. Mittlerweile ist die gesamte Anlage abgebaut, weil es sich nicht mehr lohnte.

"Manchmal frage ich mich, warum ich mir das alles antue"

Nahezu jeden Tag ist Wölfel am Sportgelände, er trainiert dreimal pro Woche in mehreren Seniorengruppen, an den anderen Tagen ist auch immer irgendetwas. "Manchmal", sagt Wölfel, "frage ich mich, warum ich mir das alles antue." Eine Antwort hat er nicht, stattdessen schweift sein Blick über die roten Sportplätze. "Ich bin ein Mann für alle Fälle." Natürlich ist Ernst Wölfel auch Ehrenmitglied des TCN. Doch er hat nicht nur seinen Verein im Kopf, er kann loslassen. "Ich verreise sehr gerne und bin durchaus mal vier Wochen am Stück nicht da. Meine Freiräume habe ich also sehr sehr wohl. Ich weiß, dass ich mich hier auf Leute verlassen kann." Eine Sorge aber hat Wölfel doch. "Ich habe keinen Nachfolger." Also bleibt er erst einmal Vorsitzender - bis 2022. "Dann haben wir unser 50-jähriges Jubiläum." Dafür hat der Vorsitzende ehrgeizige Pläne.

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